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Fakten rund um die Schokocrème:Nutella wird 60: Geburtstag mit Beigeschmack
von Klaus Weber
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Ungesund und vielfach in der Kritik: Dennoch ist Nutella der wohl beliebteste Aufstrich der Welt. An diesem Samstag wird die Marke 60 - vor allem für Ferrero ein Grund zur Freude.
Jedes Jahr werden mehr als 400 Millionen Gläser Nutella produziert.
Quelle: Reuters
Für viele ist Nutella die Crème de la Crème unter den Frühstückscrèmes. Der Inbegriff der süßen Sünde auf Brot- oder Brötchenscheiben. Natürlich beschert sie beim Verzehr immer auch innere Konflikte, wie etwa: mit oder ohne Butter? Fingerdick oder hauchdünn? Oder die absolute Kernfrage: Brauche ich überhaupt ein Brötchen oder soll ich gleich lieber direkt aus dem Glas löffeln?
Jenseits dieser philosophischen Konsumaspekte rund um Nutella ist aber klar: Die - oder bei vielen auch "das Nutella" gönnt man sich gerne, nicht nur am Morgen. Auch wenn manchmal ein schlechtes Gewissen damit verbunden ist. Doch Schuldgefühle hin oder her: Die Crème ist, obwohl oft kopiert, immer noch extrem erfolgreich.
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Deutsche essen pro Kopf ein Kilo Nutella im Jahr
Denn nicht nur in Deutschland - wo man pro Kopf und Jahr etwa ein Kilogramm verspeist - wird Nutella in rauen Mengen gegessen. In Frankreich liebt man sie auf Crèpes und in Rom kommt sie sogar auf die Pizza. Das Einwegglas mit weißem Schraubdeckel ist inzwischen auf der gesamten Welt präsent und bekannt.
Jedes Jahr werden über 300.000 Tonnen Nutella produziert, das sind mehr als 400 Millionen Gläser pro Jahr. Und trotz seiner 60 Jahre ist Nutella immer noch einer der Blockbuster im Ferrero-Konzern, der im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 17 Milliarden Euro kam - Tendenz steigend. Die Zahl der Produktionsstätten wuchs konzernweit von 32 auf 37, die der Beschäftigten von rund 41.400 auf 47.200.
Vorher hieß Nutella "Supercrema"
Eine solche Erfolgsstory hat sich Gründervater Pietro Ferrero wahrscheinlich nicht erträumt, als er in seiner Konditorei, im piemontesischen Städtchen Alba, mit einer Masse aus Kakao in Pulverform, Kokosöl und Haselnüssen experimentierte. Damals waren es auch noch Tafeln, die man geschnitten aufs Brot legte.
Ab 1952 wurde die Masse in Gläser abgefüllt und kam unter dem Namen "Supercrema" in die Läden. Erst 1964 taufte der spätere Firmenpatriarch, Michele Ferrero, diese zu Nutella um. Ein Hybrid aus dem englischen Wort für Nuss und der weiblichen Verniedlichungsform in Italien. Ein Produkt von Weltruf war geboren.
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Viele weitere kamen peu à peu hinzu, wie etwa Kinderschokolade, Hanuta oder Duplo. Heute ist Ferrero ein Gigant, der größte Süßwarenhersteller Europas und je nach Kenngröße der zweit- oder drittgrößte der Welt; vertreibt seine Erzeugnisse in 170 Ländern der Erde.
Ferrero braucht ein Viertel der weltweiten Haselnussernte
Doch dieser beispiellose Erfolg hat auch seinen Preis: Ferrero braucht Unmengen an Haselnüssen für seine Produkte. Schätzungsweise ein Viertel der gesamten weltweiten Ernte kauft das Unternehmen jedes Jahr auf. Ein Großteil davon kommt vom Haselnuss-Weltmarktführer Türkei, wo der Konzern schon häufiger in der Kritik stand, Kinder arbeiten zu lassen und zu geringe Preise an die Bauern zu bezahlen.
Trotz verschiedener Umweltprojekte des Unternehmens, gibt es auch beim Thema Palmöl, das die Nutella so richtig cremig werden lässt, Kritik - genau wie auch beim Kakao, wegen schlechter Bezahlung und Umweltsünden.
100 Gramm Nutella enthalten 56 Gramm Zucker
Zudem ist die Crème natürlich alles andere als ein Schlankmacher geschweige denn gesundheitsfördernd. Ein einziges 400-Gramm-Glas Nutella enthält 72 Stück Würfelzucker.
Dies sieht auch Lisa Scholz, von der Verbraucherzentrale Hessen so: "Die Bezeichnung "Nuss-Nougat-Creme" sei daher wenig zutreffend, hinsichtlich der eingesetzten Zutaten handele es sich eher um eine "Zucker-Fett-Creme". Einen Aufstrich mit über 56 Gramm Zucker auf 100 Gramm könne man nicht, wie der Hersteller formuliere, als "guten Start in den Tag" bezeichnen."
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In einer immer gesundheits- und umweltbewussteren Welt, dem Klimawandel und damit verbunden höheren Rohstoffpreisen wird nicht nur Ferrero, sondern die gesamte Süßwarenbranche vor neue Herausforderungen gestellt. Heißt: 60 Jahre lang wurde Nutella fast bedenkenlos geschleckt. Die nächsten 60 werden schwieriger.
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