"Das Lehrerzimmer" bei Oscars: Interview mit Leonie Benesch

    Leonie Benesch zur Nominierung:"Lehrerzimmer": Niemand hatte Oscars im Blick

    von Anna Kleiser
    |

    "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak ist für Deutschland bei den Oscars nominiert. Die Hauptdarstellerin Leonie Benesch erzählt im Interview, warum sie nicht nervös ist.

    Sandra Hüller kommt zum 15. jährlichen Pre-Oscar Awards Dinner von Chanel im Beverly Hills Hotel in Los Angeles.
    Der rote Teppich ist ausgerollt: Bei den 96. Academy Awards haben auch Deutsche Chancen auf Trophäen. Nominiert sind Schauspielerin Sandra Hüller und der Film "Das Lehrerzimmer". 10.03.2024 | 0:20 min
    Heute Abend könnte der Film "Das Lehrerzimmer" von Regisseur İlker Çatak den Oscar in der Kategorie "Bester ausländischer Film" nach Deutschland bringen. Çatak hat einen Film geschaffen, der im Mikrokosmos Schule große Fragen über die Gesellschaft aufwirft: über richtig und falsch, über Gerechtigkeit, über Vorurteile.
    Leonie Benesch in einer Szene des Films "Das Lehrerzimmer".
    "Das Lehrerzimmer" ist ein Drama um eine junge Gymnasiallehrerin, die Diebstählen an ihrer neuen Schule nachforscht und sich am eigenen moralischen Anspruch zu verheben droht.04.05.2023 | 2:30 min
    Im Zentrum des Films, einer Koproduktion von ZDF/Arte, steht die junge, idealistische Lehrerin Carla Nowak, fantastisch gespielt von Leonie Benesch. Nie verlässt der Film den Ort Schule und die Seite von Hautdarstellerin Benesch. Sie erzählt uns kurz vor den Oscars, was sie an dem Filmprojekt gereizt hat und warum die Verleihung sie nicht nervös macht.

    Oscar-Nominierung war Überraschung

    Sie sei permanent übermüdet aber gut gelaunt, sagt Leonie Benesch auf der Dachterrasse eines Hotels in Los Angeles. Die Sonne scheint, der Wind spielt mit ihren Haaren. Sie erzählt uns, es sei vor allem die Zusammenarbeit mit Regisseur İlker Çatak und Kamerafrau Judith Kaufmann gewesen, die sie gereizt hätte, den Film zu machen.

    Dieses Drehbuch ist eine schöne Spiel-Herausforderung gewesen.

    Leonie Benesch, Schauspielerin

    Dass daraus eine Oscar-Nominierung werden könnte, hätte niemand geahnt. "Während der Dreharbeiten hatte niemand Vorstellungen, wer überhaupt das Publikum sein soll", sagt Benesch. Große Weltvertriebe hätten in dem Film kein internationales Potenzial gesehen, insofern waren die Oscars "sehr, sehr weit entfernt".
    x
    Wer hat gute Chancen auf einen Goldjungen? "hallo deutschland" schaut hinter die Kulissen des wichtigsten Filmpreises der Welt und auf die Vorbereitungen der Oscar-Gala 2024.08.03.2024 | 4:02 min

    Alle kennen "impulsiven Moment"

    In ihrer Rolle als Lehrerin Carla Nowak filmt sie heimlich im Lehrerzimmer, um eine Serie an Diebstählen in der Schule aufzuklären. Sie löst damit eine Kettenreaktion aus, die Situation in der Schule eskaliert.
    Hauptdarstellerin Benesch ist der festen Überzeugung, dass dieser impulsive Moment, als ihre Rolle entscheidet, da jetzt etwas aufzunehmen aus dem Bedürfnis komme, das Richtige machen zu wollen, um diese Situation zu lösen. Das mache es ihr als Schauspielerin leicht, sich in die Situation zu versetzen.

    Wir kennen alle den Moment, in dem wir entscheiden: Ach, ich mach das jetzt kurz. Und dann hinterher feststellen: Das war ein Riesenfehler.

    Leonie Benesch, Schauspielerin

    Als Schauspielerin beschäftige sie sich nur mit der Frage, "verstehe ich die Gründe, warum die Figur das macht". Ob es richtig oder falsch ist, interessiere sie als Schauspielerin nicht. Das würde sie aber gerne vom Publikum wissen.

    Benesch: "Gewinner steht für mich fest"

    "Ich bin gar nicht so nervös, was Sonntag angeht", sagt Benesch. Sie freue sich. "Der Gewinner steht für mich sowieso fest und ich glaube nicht, dass wir das werden." Wer gewinnt, wollen wir wissen. Benesch tippt auf "The Zone of Interest". Sie sei sich "ziemlich sicher".
    Sie freue sich bei der Veranstaltung darauf, "ein bisschen zu starren". Und dann danach zur privaten Viewingparty der Filmcrew zurückzugehen. Ein paar ihrer Freunde seien gekommen, mit denen wolle sie feiern und noch etwas Zeit in L.A. verbringen.

    Was kommt nach Hollywood?

    Es ist erfrischend zu sehen, wie wenig sich Benesch aus dem Trubel um und in Hollywood macht. Schon mit 18 Jahren hat die heute 32-Jährige das schon einmal mitgemacht. Richtig warm damit geworde, ist sie offenbar nicht. Was man in dieser Zeit in der Stadt und vor allem in den Hotels merke, sei "dass die Leute in einer verrückten Spirale um sich selber rennen".

    Oscar-Nominierungen 2024 - die wichtigsten Kategorien:









    Und da sei es manchmal ein bisschen schwierig, bei sich zu bleiben und zu sagen:

    Ja, ich bin hier, weil es schön ist und weil es eine großartige Sache ist, dass dieser kleine Film nominiert wurde und wir diese Reise zusammen machen dürfen.

    Leonie Benesch, Schauspielerin

    Sie freut sich, in L.A. sein zu können, sieht es aber nicht als Notwendigkeit. "Dieser Moment von: Ich kann von dem leben, was ich gerne mache, der ist schon länger da", betont Benesch. Wie es jetzt für sie weitergeht? "Ich mache jetzt Pause", sagt Benesch und lacht. Das letzte Jahr sei sehr voll gewesen. Als Zuschauerinnen und Zuschauer können wir gespannt sein, welche Herausforderung sie sich als nächstes sucht.
    Das Interview führte ZDF-Korrespondentin Claudia Bates in Los Angeles.

    Mehr zum Thema Oscar-Verleihung