Gründonnerstag: Warum der Papst Häftlingen die Füße wäscht

    Ritual zu Gründonnerstag:Warum der Papst Häftlingen die Füße wäscht

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    Der Papst hat bei der traditionellen Abendmahlmesse am Gründonnerstag in einem römischen Gefängnis den Brauch der Fußwaschung vollzogen. Etwa 100 Personen waren beim Gottesdienst.

    Papst Franziskus hat bei einer rituellen Fußwaschung im Gefängnis Casal del Marmo in Rom Häftlingen die Füße gewaschen und geküsst.
    Papst Franziskus hat in einem Gefängnis in Rom bei einem traditionellen Brauch zwölf Häftlingen die Füße gewaschen und geküsst.
    Quelle: ap

    In einem Jugendgefängnis in Rom hat Papst Franziskus die traditionelle Abendmahlmesse gefeiert sowie Häftlingen die Füße gewaschen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche feierte den Gottesdienst am Gründonnerstag mit rund 100 Insassen und Wärtern der Justizvollzugsanstalt von Casal del Marmo.
    An die jungen Häftlinge gerichtet sagte er: "Jesus liebt uns, wie wir sind. Er verlässt uns nicht, vergesst das nicht!" Anschließend wusch und küsste er zwölf Inhaftierten die Füße. Nach Vatikan-Angaben handelte es sich um zehn junge Männer und zwei junge Frauen - sechs von ihnen Minderjährige.
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    Historischer Brauch der Fußwaschung

    Trotz seines Knieleidens, wegen dem er seit Längerem im Rollstuhl sitzt, vollzog Franziskus das Ritual im Stehen. Der 86-Jährige, der sich nur mit Mühe mit Gehstock bewegen kann und erst vor Kurzem nach einer Atemwegsinfektion aus dem Krankenhaus entlassen wurde, begrüßte jeden einzelnen der zwölf Häftlinge mit einem breiten Lächeln. Mit einigen unterhielt er sich und scherzte mit ihnen.
    Das vor allem von der katholischen Kirche bekannte Gründonnerstags-Ritual soll daran erinnern, wie Jesus am Abend vor seinem Tod am Kreuz seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Traditionell waschen der Papst und auch Priester an diesem Tag anderen Gläubigen die Füße - das gilt als ein Zeichen der Demut.

    Häftlinge und Papst überreichen sich gegenseitig Geschenke

    Nach der Zeremonie überreichten ihm einige der Häftlinge ein Kreuz, das sie in einem Schreinerkurs angefertigt hatten, sowie eine Packung Nudeln aus der gefängniseigenen Nudelfabrik, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Franziskus beschenkte sie demnach im Gegenzug mit Rosenkränzen und Schokoladeneiern.
    ZDF-Reporterin Annette Hilsenbeck
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    Franziskus segnete im Petersdom Öle

    Mit der Fußwaschung im Gefängnis folgt der Argentinier einem Brauch, den er bereits als Erzbischof von Buenos Aires eingeführt hatte. Bereits in seinem ersten Pontifikatsjahr vor zehn Jahren hatte Franziskus, der erst 15 Tage zuvor gewählt worden war, die Haftanstalt im Nordwesten Roms dafür besucht. Davor wurde die vorösterliche Fußwaschung üblicherweise in der Lateranbasilika gefeiert.
    Am Morgen hatte der Pontifex bei der Chrisammesse im Petersdom Öle gesegnet, die im Kirchenjahr etwa für Taufen, Priesterweihen oder Krankensalbungen verwendet werden, und damit die Feierlichkeiten zum Osterfest eingeleitet.
    Quelle: dpa, EPD

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