AOK-Bericht: Regionale Unterschiede bei Pflegequalität

    AOK-Bericht:Regionale Unterschiede bei Pflegequalität

    |

    In den Pflegeheimen in Deutschland schwankt die Versorgungsqualität laut eines aktuellen AOK-Berichts regional deutlich. Vor allem bei der Medikamentengabe werde das sichtbar.

    Die Versorgungsqualität in Pflegeheimen ist laut einer Datenauswertung regional sehr unterschiedlich. Das zeigt sich etwa an Problemen bei der Arzneimittelversorgung, fehlender Vorbeugung und vermeidbaren Klinikaufenthalten, wie der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mitteilte.
    Nach der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) bekommen im Durchschnitt aller Landkreise 7,6 Prozent der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner problematisch lange Beruhigungs- und Schlafmittel verordnet.

    Pflegebericht: Deutliche regionale Unterschiede bei Medikamentengabe

    Auffällig sind die teils deutlichen Unterschiede zwischen den Bundesländern:
    • So erhalten im Saarland 14,9 Prozent der pflegebedürftigen Heimbewohner bedenklich viele derartige Medikamente
    • Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil mit 12,8 Prozent überdurchschnittlich hoch
    • Brandenburg und Thüringen haben mit 3,5 Prozent die bundesweit niedrigste Quote
    • in Sachsen-Anhalt sind es 3,6 Prozent
    Die zuständige Forschungsbereichsleiterin vom WIdO, Antje Schwinger, erklärte:

    Eigentlich sollten pflegebedürftige Menschen maximal vier Wochen mit den untersuchten Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden.

    Antje Schwinger, Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen

    "Bei Dauereinnahme drohen unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen."
    Pflege: Beruhigungsmittel als Notlösung
    Laut aktuellem AOK-Pflegereport werden Schlaf- und Beruhigungsmittel zu oft verabreicht - vor allem in westdeutschen Pflegeheimen. 19.09.2023 | 2:27 min

    AOK: Daten von 350.000 Heimbewohnern ausgewertet

    Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz fordert deshalb beim Einsatz von Psychopharmaka ein permanentes Monitoring. "Transparenz ist die Voraussetzung für einen Rückgang der ruhigstellenden Medikamente", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
    Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Abrechnungsdaten aller elf Pflege- und Krankenkassen der AOK von 2021. Einbezogen wurden damit Angaben zu 350.000 Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern über 60 Jahre.

    Deutscher Pflegerat: Bessere Zusammenarbeit notwendig

    Einen Krankenhausaufenthalt wegen unzureichender Flüssigkeitszufuhr hatten demnach im Bundesdurchschnitt knapp vier Prozent der Pflegebedürftigen mit Demenz. In den 20 Kreisen mit den auffälligsten Werten seien es zwischen 7,5 und 12,5 Prozent gewesen.
    Christine Vogler, Präsidentin des deutschen Pflegerats
    Christine Vogler, Präsidentin des deutschen Pflegerats, über mangelndes und unqualifiziertes Personal in Pflegeheimen.19.09.2023 | 5:13 min
    Positive Entwicklungen sieht die Studie etwa bei vielfach unnötigen Krankenhaus-Aufenthalten von Pflegeheim-Bewohnern am Lebensende. So sank der Anteil der Menschen, die in ihren letzten 30 Lebenstagen in einem Krankenhaus lagen, von bundesweit 47 Prozent 2017 auf 42 Prozent 2021.
    Aus der Sicht des Deutschen Pflegerats zeigen die Daten des AOK-Berichts, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen Pflegenden, Ärzten und anderen Heilberufen notwendig ist. "Die Zusammenarbeit zwischen der Profession Pflege, den Ärzten und Kliniken muss auf Augenhöhe neu strukturiert werden", forderte Pflegerats-Präsidentin Christine Vogler in Berlin.
    Quelle: dpa, KNA

    Mehr zur Pflegebranche