Waldbrände: Mit alternativen Methoden den Flammen trotzen

    Waldbrände verhindern:Den Flammen mit Flammen trotzen

    von Christina Gantner und Stella Könemann
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    Mitarbeiter deutscher Feuerwehren lernen auf Gran Canaria, wie sie fachgerecht Feuer legen. Klingt paradox? Waldbrände mit Feuer bekämpfen, das klappt - wenn man weiß wie.

    Ein Feuerwehmann entzündet gezielt Brände im Wald
    Kontrolliertes Abbrennen von trockenen Ästen kann helfen, Waldbrände zu verhindern.04.05.2023 | 29:45 min
    Wer neue Erkenntnisse über das Verhindern von Waldbränden gewinnen will, der lernt das am besten in den Pinienwäldern von Gran Canaria. Denn hier bekämpfen Experten Feuer mit Feuer. Eine Methode, die nicht neu, aber sehr effizient ist. Inzwischen üben das auch regelmäßig deutsche Brandschützer.
    Was auf der kanarischen Insel praktiziert wird, ist das sogenannte "prescribed burning" - das kontrollierte Abbrennen von trockenen Ästen und Gebüsch am Waldboden. Eine Waldbrandprävention, die in Zeiten des Klimawandels schon länger in den USA, Australien und im südlichen Europa Standard bei der Feuerbekämpfung ist. Regelmäßig bietet die spanische "Pau Costa Foundation" internationalen Feuerwehren und Katastrophenschützern solche Feuerlöschübungen an.

    Die PAU Costa Foundation ist eine globale, gemeinnützige Organisation mit Sitz in Spanien, die sich auf das Management und die Prävention von Waldbränden spezialisiert hat. Seit 2011 fördert die Stiftung nach eigenen Angaben den Austausch zwischen Forschung, Rettungsdiensten, öffentlicher Verwaltung, Privatwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft und verbreitet somit das Wissen zur Waldbrandbekämpfung und -prävention.

    Dem Feuer den Zunder nehmen

    Die spanische Feuerwehrfrau Anna Tortosa Molina arbeitet für die Organisation und bildet Workshopteilnehmer aus verschiedenen Ländern aus:

    Wir haben uns lange allein darauf konzentriert, das Feuer zu löschen, gegen das Feuer anzukämpfen. Und irgendwann haben wir erkannt, dass man nicht gegen das Feuer kämpfen, sondern mit dem Feuer arbeiten sollte.

    Anna Tortosa Molina, Feuerwehr-Ausbilderin

    Ehe die Kursteilnehmer mit Ölkannen selbst Feuer legen dürfen, ist schwere, körperliche Arbeit gefragt. Mit speziellen Hacken und Spaten schlagen sie Schneisen in den Waldboden. Diese Waldstücke werden anschließend kontrolliert abgebrannt.

    Kontrollierte Brände produzieren auch grünere Wälder

    Während trockene Büsche und Äste abbrennen, bleiben Bäume vom kontrollierten Brand verschont. Die Asche am Boden wirkt langfristig wie Dünger.
    "Diese Bereiche, die jetzt hier abgefackelt werden, brennen in den nächsten Vegetationszyklen eben nicht mehr", weiß Tobias Hallas. Der stellvertretende Leiter der Waldbrandeinheit von @fire absolviert den Kurs bereits das zweite Mal. "Das wird jetzt alles schön grün die nächsten Jahre."

    Sehen Sie die plan-b-Sendung "Waldschutz in der Klimakrise" an diesem Samstag, 29.04.2023, um 17.35 Uhr im ZDF - oder jederzeit in der ZDFmediathek.

    Was Hallas hier lernt, kann auch die Löscheinsätze zuhause optimieren:

    Unser Ziel ist es, in Deutschland den taktischen Ansatz generell den Leuten näher zu bringen, zu zeigen, dass Feuer nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.

    Tobias Hallas, Waldbrandeinheit @fire

    Hallas, eigentlich diplomierter Rettungssanitäter, engagiert sich ehrenamtlich für den Brand- und Katastrophenschutz.

    Neue Methoden zur Waldbrandbekämpfung auch in Nordeuropa gefragt

    In Deutschland fehlt für diese Art der Waldbrandprävention oft die entsprechende Erfahrung. Die Mitglieder von @fire wollen das ändern. Gerade im Jahr 2022 unterstützten sie Feuerwehren mit den Techniken und Methoden der spanischen Waldbrandeinheiten.
    Denn auch in Nordeuropa brennt es immer häufiger. Seit den 1970er Jahren nimmt das Waldbrandrisiko in Deutschland kontinuierlich zu. Besonders in den letzten Jahren gibt es viel mehr heiße und trockene Tage.

    Der Verein @fire wurde vor 20 Jahren von deutschen Feuerwehrleuten gegründet, um südeuropäischen Feuerwehren in der Waldbrand-Hochsaison zu helfen. Aus dieser Hilfe für andere stammen die Erkenntnisse, die jetzt dem heimischen Brandschutz dienen. Inzwischen gehören rund 500 Mitglieder zu @fire.

    Die zunehmende Waldbrandgefahr stellt hiesige Feuerwehren vor neue Herausforderungen. Der schnelle und flexible Einsatz von @fire hilft besonders dann, wenn Feuerwehren mit ihren großen Fahrzeugen und Wasser allein nicht weiterkommen.

    Leichte, sichere Schutzkleidung für Kampf gegen die Flammen

    Während Feuerwehrleute meist schwere, mehrlagige Schutzkleidung tragen, setzen die Brandschützer von @fire auf eine leichte, aber feuerfeste Ausrüstung, die es ihnen erlaubt, auch stundenlang in extremer Hitze gegen die Flammen zu kämpfen.
    So erreichen die ehrenamtlichen Brandbekämpfer von @fire auch unzugängliche Waldstücke und können Brandherde mit Hilfe von Schneisen und nur wenig Wasser löschen.
    An rund 4.000 Feuerwehrleute hat @fire ihr Knowhow schon weitergeben, mit Wochenendkursen in Praxis und Theorie.

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