Organisation: Schon 17 tote Journalisten im Nahost-Krieg

    Reporter ohne Grenzen:Nahost-Krieg: Schon 17 tote Journalisten

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    45 Journalisten wurden im Zusammenhang mit ihrer Arbeit im laufenden Jahr getötet - viele von ihnen auch im Nahost-Krieg, so eine vorläufige Bilanz von Reporter ohne Grenzen.

    Pressefreiheit wird nicht überall gleich gehandhabt. Archivbild
    Reporter ohne Grenzen: Viele Journalisten zahlen einen hohen Preis für ihre Berichterstattung.
    Quelle: Quetzalli Blanco/NOTIMEX/dpa

    Weltweit sind im laufenden Jahr bereits 45 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit getötet worden - 23 davon in Kriegsgebieten. Das ergab eine vorläufige Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen. Allerdings könnte die Zahl durch den Gaza-Krieg noch steigen.
    Die Organisation sprach zwar von der niedrigsten Zahl seit 2002 - damals waren es insgesamt 33 gewesen. 2022 hatte die Zahl bei 61 gelegen.

    Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Journalistinnen und Reporter in jedem Krieg einen hohen Preis für ihre Berichterstattung zahlen.

    Reporter ohne Grenzen

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    Gaza-Krieg: "Erschreckend hohe Zahl"

    Mit Blick auf Gaza sprach die Organisation von einer "erschreckend hohen Zahl": "Mindestens 17 Medienschaffende wurden seit dem 7. Oktober in den Palästinensischen Gebieten - dort ausschließlich im Gazastreifen (13) -, in Israel (1) und im Libanon (3) im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Damit stieg die Gesamtzahl der in diesem Jahr in Kriegsgebieten Getöteten auf 23, gegenüber 20 im Vorjahr." Die Organisation wies darauf hin, dass im Nahost-Konflikt zwischen Israel und der Hamas noch Dutzende weitere Fälle von getöteten Journalisten geprüft würden.
    Auch bei der Berichterstattung über bewaffnete Konflikte in den afrikanischen Ländern Kamerun, Mali und Sudan sowie in Syrien und in der Ukraine verloren den Angaben zufolge Medienschaffende ihr Leben.
    Das Wort Pressefreiheit ist in einem Ausschnitt des Artikels 5 des Grundgesetzes auf einer Glasscheiben am Außenhof des Jakob-Kaiser-Hauses zu sehen.
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    Besonders gefährdet: Journalisten in Kriegsgebieten

    Weltweit ist der Bilanz zufolge mehr als die Hälfte der getöteten Medienschaffenden in Kriegsgebieten ums Leben gekommen. Die Vorstandssprecherin der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen, Katja Gloger, erklärte:

    Wer aus Kriegen und bewaffneten Konflikten berichtet, bezahlt diesen Mut immer noch viel zu oft mit dem eigenen Leben.

    Katja Gloger, Vorstandssprecherin der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen

    Weltweit 521 Journalisten willkürlich inhaftiert

    Rund um den Globus sind laut Reporter ohne Grenzen derzeit 521 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit willkürlich inhaftiert. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um acht Prozent. Rund die Hälfte der betroffenen Medienschaffenden saßen allein in den vier Ländern China (einschließlich Hongkong), Myanmar, Belarus und Vietnam im Gefängnis.
    "Der Rückgang lässt sich zum Teil und für bestimmte Regionen durch eine Verbesserung der Sicherheit von Medienschaffenden erklären", erläuterte RSF. "Sie sind heute für den Einsatz in bewaffneten Konflikten in der Regel besser ausgebildet und ausgerüstet." Auch in Gebieten ohne kriegerische Auseinandersetzungen seien Medienschaffende heute besser geschützt.
    Mesale Tolu steht in Istanbul vor Gericht. Archivbild
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    Verbesserung der Sicherheit von Medienschaffenden

    "In einigen Regionen wurden Rechtsrahmen geschaffen, die ihre Sicherheit besser garantieren. Zudem wurden Mechanismen zur Bekämpfung der Straflosigkeit verstärkt. Anderswo jedoch kann auch Selbstzensur angesichts gestiegener Risiken für die niedrigere Zahl der An- und Übergriffe verantwortlich sein." Auffällig ging die Zahl der getöteten Journalistinnen und Journalisten in Lateinamerika zurück, von 26 im Jahr 2022 auf sechs im Jahr 2023. RSF erläuterte:

    Dennoch kann von einer strukturellen Verbesserung der Sicherheitslage in der Region nicht die Rede sein.

    Reporter ohne Grenzen (RSF), Jahresbilanz der Pressefreiheit

    Quelle: dpa, KNA, epd

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