Naturkatastrophen nehmen weltweit zu. Zuverlässige Vorhersagen sind aber bis heute schwer zu treffen. Können Tiere mit ihrem sechsten Sinn vor drohenden Katastrophen warnen?
Pandemien, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Erdrutsche – Katastrophen nehmen zu. Deshalb arbeiten weltweit Menschen an cleveren Frühwarnsystemen, die Leben retten können.
Tsunamis, Erdbeben oder Vulkanausbrüche: Seit jeher beobachten Menschen, dass sich Tiere im Vorfeld von Naturkatastrophen außergewöhnlich unruhig verhalten. In unserer technikbasierten Welt haben die Fähigkeiten von Tieren aber an Bedeutung verloren - zumal sie bisher wissenschaftlich nicht eindeutig zu belegen sind.
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Professor Martin Wikelski allerdings ist von ihrem Spürsinn überzeugt und untersucht, wie verlässlich tierische Verhaltensmuster in der Frühwarnung sein können. Dafür stattet der Verhaltensbiologe weltweit Tiere mit Sensoren aus, um ihr Verhalten besser zu verstehen. Wichtiger Forschungsgegenstand sind für Wikelski Ziegen am Vulkan Ätna auf Sizilien. Hier zeigt sich schon jetzt, wozu sein "tierisches Frühwarnsystem" in Zukunft in der Lage sein wird.
Der Ätna auf Sizilien ist über 3300 Meter hoch und einer der aktivsten Vulkane der Erde. Für die über fünf Millionen Menschen, die dort leben, stellt sich daher die Frage, wie gefährlich der Vulkan ist.
ZDFheute: Wie verhalten sich die Tiere, bevor der Ätna ausbricht, und was macht Sie so sicher, dass das kein Einzelphänomen ist?
Professor Martin Wikelski: Die Tiere halten sich in unabhängigen Gruppen auf, werden aber alle zur selben Zeit aktiv oder nervös. Das "Schöne" am Ätna ist, dass er öfters mal ausbricht und diese Ausbrüche unterschiedlich groß sind.
Diese Veränderungen sind spezifisch und treten nur zu diesen Zeiten auf. Allerdings ist unsere Stichprobe für große Ausbrüche erst bei ca. 14 Ausbrüchen, das heißt noch nicht wirklich groß genug.
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ZDFheute: Können Tiere besser oder schneller vorwarnen als "Hightech-Installationen"? Was ist ihr Vorteil?
Wikelski: Tiere sind untereinander vernetzt, und dieses Netzwerk der intelligentesten Sensoren kann Vorgänge in der Natur messen, die andere (technische) Sensorsystem nicht messen können. Wir brauchen aber in jedem Fall beides - je mehr unabhängige Sensorsysteme wir haben, desto besser wird die Vorhersage.
Gewaltige Kräfte der Erde noch immer wenig vorhersehbar
ZDFheute: Sie forschen seit Jahren an Ziegen am Ätna in Sizilien. Wie wissen Sie, welche Tiere für bestimmte Vorhersagen besonders geeignet sind?
Wikelski: Ich wollte eigentlich Wildtiere mit Sensoren abfragen: Rehe, Füchse, Hasen. Aber die lokalen Experten, die Ziegen-Bauern, konnten uns überzeugen, dass ihre Tiere perfekt geeignet sind. Die Bauern wussten bereits um die Sensitivität der Ziegen vor Vulkanausbrüchen. Und nicht nur das: Nicht jede Ziege ist gleich sensitiv. Die Bauern wählten aus den ca. 200 Ziegen gezielt bestimmte Individuen aus, die ihrer Meinung nach besonders geeignet sind.
ZDFheute: Was zeichnet Ihre Forschung aus? Warum ist sie so wichtig?
Wikelski: Tiere können uns unendlich viel über das Leben auf unserem Planeten sagen - wir müssen sie nur fragen. Über miniaturisierte Hightech-Sender, "wearables for wildlife", wollen wir Tieren die Möglichkeit geben, mit uns zu "kommunizieren".
Nach mehreren teils kräftigen Erdbeben ist auf Island ein Vulkan südwestlich der Hauptstadt Rejkjavik ausgebrochen. Das Risiko für die Anwohner ist niedrig eingestuft worden.
ZDFheute: Was wünschen Sie sich in Zukunft für Ihre Forschung?
Wikelski: Wir benötigen Risiko-Kapital, um diese Forschungen auszuweiten und in praktikable Echtzeit-Warnsysteme zu überführen. Die bisherigen Daten sind vielversprechend, aber bei weitem noch nicht ausreichend. Wir müssen jetzt in vielen möglichen Katastrophen-Regionen in der Welt testen, welche Tiere welches Wissen und welche Vorahnungen haben.
ZDFheute: An welchen anderen Orten untersuchen Sie schon beziehungsweise haben Sie geplant, Erdbeben und Vulkanausbrüche zu untersuchen? Welche Erkenntnisse gewinnen Sie daraus?
Wikelski: Wir haben bisher gezielt Tiere in Banda Aceh (Indonesien), in Süd-Chile, am Vulkan Ätna (Sizilien) und in den Abruzzen untersucht. In Banda Aceh und Süd-Chile gab es bisher keine weiteren Naturkatastrophen, aber in Sizilien und in den Abruzzen konnten wir wertvolle Daten für mögliche Katastrophenvorhersagen durch Tiere sammeln.
Wir teilen diese Daten aber im Moment nur mit den beteiligten Seismologen und Vulkanologen.
Interview- Wie kam es zum gewaltigen Vulkan-Ausbruch?
Der Ausbruch des Unterwasservulkans bei Tonga war weltweit messbar. Sein Potenzial sei nicht unbekannt, die Überwachung aber auch mit Satelliten schwierig, so GFZ-Geologe Dahms.
ZDFheute: Welche Naturkatastrophen untersuchen Sie in Banda Aceh und Süd-Chile mit welchen Tieren?
Wikelski: In Banda Aceh wollten wir sehen, ob Tiere ein Seebeben mit nachfolgendem Tsunami vorhersehen können. In Süd-Chile wird ein Mega-Erdbeben erwartet, aber das kann auch erst in 20-50 Jahren kommen, oder überhaupt nicht. Das ist leider das Dumme an Erdbeben ...
Das Interview führte Cordula Stadter
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