US-Berichte: "Titan"-Implosion womöglich früh registriert

    Akustik-Überwachung der Marine:"Titan"-Implosion womöglich früh registriert

    |

    Die Akustik-Überwachung der US-Marine hat die Implosion des Tauchboots "Titan" womöglich schon am Tag des Verschwindens registriert.

    John Mauger, Kommandeur des First Coast Guard District, spricht zu Journalisten auf der Coast Guard Base Boston.
    Die Insassen des Tauchboots "Titan" sind tot. Experten zufolge haben sie von der Implosion ihres Gefährts nichts mehr mitbekommen.23.06.2023 | 1:11 min
    Die US-Marine hat die mutmaßliche Implosion des Mini-U-Boots "Titan" womöglich schon am Sonntag mit akustischen Überwachungsgeräten erfasst. Die Implosion sei aufgenommen worden, kurz nachdem der Kontakt zu dem Boot abgebrochen sei, berichten das "Wall Street Journal" und die Agentur AP unter Berufung auf einen Vertreter der Marine.
    Die Aufzeichnung erfolgte demnach durch ein geheimes akustisches Unterwasser-Überwachungssystem, das U-Boote aufspüren soll. Die US-Marine habe eine Analyse der akustischen Daten vorgenommen "und eine Unregelmäßigkeit" festgestellt, die zu einer Implosion oder Explosion in der Zone passen könnte, in der das Mini-U-Boot sich befand, als die Kommunikation abbrach, sagte der Navy-Vertreter dem Blatt. Die Marine habe die Daten nicht als konkret genug eingestuft, sie jedoch der Küstenwache gemeldet. Dadurch habe das Suchgebiet eingegrenzt werden können.
    elmar-thevessen
    Gerade einmal knapp 500 Meter vom Bug der "Titanic" entfernt wurden die Trümmerteile des Tauchboots "Titan" entdeckt. "Es kann sein, dass die genaue Ursache nie festzustellen sein wird", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. 23.06.2023 | 2:35 min

    Küstenwache: Trümmer in 3.800 Metern Tiefe

    Die "Titan" war am Sonntagmorgen zum gesunkenen Luxusdampfer "Titanic" abgetaucht. Die Kommunikation zwischen dem Boot und dem Begleitschiff riss ab, das Mini-U-Boot tauchte nicht wieder auf und wurde noch am selben Tag als vermisst gemeldet. Die Suche lief unter immensem Zeitdruck - Schätzungen zufolge hätte der Sauerstoff der Crew bis Donnerstagmittag (MESZ) gereicht.
    Am Donnerstag erklärte die US-Küstenwache, sie habe Trümmerteile des Mini-U-Boots in der Nähe der "Titanic" in 3.800 Metern Tiefe gefunden. Das private Tauchboot sei durch eine "katastrophale Implosion" zerstört worden. Demnach kamen alle fünf Menschen an Bord ums Leben. Die genaue Unglücksursache ist noch unklar.
    Christian Sievers spricht während eines Schaltgesprächs mit Brigitte Saar.
    Brigitte Saar, die bereits selbst zur "Titanic" getaucht ist, sieht die Erkenntnisse als eindeutig an, dass die "Titan" implodiert ist. Sie geht von zwei denkbaren Szenarien aus.22.06.2023 | 5:32 min

    Expertin: Insassen bekamen von Implosion wohl nichts mehr mit

    Experten zufolge haben die Insassen von der Implosion ihres Gefährts womöglich nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in der Tiefe so massiv, dass eine Implosion im Bruchteil einer Millisekunde passiere, zitiert der Sender CNN Ex-Marineoffizierin Aileen Marty. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. Die Professorin für Katastrophenmedizin sagte:

    Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab.

    Aileen Marty auf CNN

    Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.
    Das Tauchboot "Titan", wie es Unterwasser von einer Plattform aus startet.
    Seit Jahren gibt es Zweifel an der Sicherheit des vermissten Tauchbootes. Warum Expeditionen damit so riskant sind, analysiert ein ehemaliger U-Boot-Kapitän bei ZDFheute live.21.06.2023 | 55:56 min
    Quelle: AP, AFP, Reuters, dpa

    Mehr zum verschollenen U-Boot "Titan"