2023 und die kommenden Jahre könnten heißer werden, als alles, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Das 1,5-Grad-Ziel sei derzeit unerreichbar, so Meteorologen.
Erschreckende Rekorde aufgrund des Klimawandels haben die Krise des Planeten im vergangenen Jahr deutlicher als je zuvor gemacht. Das zeigt die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem Klimazustandsbericht für das Jahr 2022.
Das sich anbahnende Wetterphänomen El Niño verheiße zudem nichts Gutes, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas dazu am Freitag in Genf. Weil El Niño einen wärmenden Effekt hat, könnte deutschen Forschern zufolge schon bald ein globaler Temperaturrekord aufgestellt werden.
Das Gletschereis der Alpen schmilzt, die Sommer werden heißer und trockener: Der EU-Klimabeobachtungsdienst Copernicus veröffentlicht neue Rekordzahlen für 2022.
Hitzewellen: Eine schlechte Nachricht nach der anderen
Das sich im Laufe dieses Jahres vermutlich entwickelnde El-Niño-Ereignis "erhöht zunächst einmal die Wahrscheinlichkeit, dass 2023 und 2024 in Bezug auf die globale Mitteltemperatur den bisherigen Rekordwert des Jahres 2016 einstellen beziehungsweise überbieten", sagte Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Helge Goessling vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven schlägt in eine ähnliche Kerbe: Es könne gut sein, "dass 2023 oder 2024 neue globale Rekorde erreicht werden". Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig hält es sogar für denkbar, dass im Jahr 2024 "auch die 1,5-Grad-Grenze zum ersten Mal auf Jahresbasis global überschreiten wird".
Die EU hat das ehrgeizige Klimaschutzprogramm "Fit for 55" aufgelegt. Das Ziel: Vor allem die CO2-Emissionen europaweit zu reduzieren - konkret um 55% bis zum Jahr 2030.
Die Nationen werden das 1,5-Grad-Ziel wohl nicht erreichen
Eigentlich wollen die Länder der Welt möglichst verhindern, dass die Erwärmung über 1,5 Grad übersteigt. So steht es im Pariser Klimaabkommen.
Aber die bisherigen Klimaschutzanstrengungen reichen dafür bei Weitem nicht aus. Der Weltklimarat (IPCC) hat gezeigt, dass das Ziel voraussichtlich für viele Jahre überschritten wird, ehe die globale Durchschnittstemperatur wieder sinkt - aber nur, wenn die Länder deutlich schärfere Klimaschutzmaßnahmen umsetzen.
Laut Expertenrat für Klimafragen sinken die CO2-Emmissionen in Deutschland zu langsam. Zudem kritisieren die Wissenschaftler die Änderungspläne der Ampel beim Klimaschutzgesetz.
2015 bis 2022 waren die wärmsten Jahre seit der Industrialisierung
Zu den Rekorden 2022 gehören der neue Tiefpunkt des antarktischen Meereises, der neue Höhepunkt bei der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre, die größte Gletscherschmelze in Europa und der höchste Wärmegehalt der Ozeane, heißt es in dem WMO-Bericht.
Die Werte beziehen sich immer auf den Beginn der Messungen, die mehrere Jahrzehnte oder länger zurückliegen. Die WMO bestätigte, dass 2022 mit plus 1,15 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 das fünft- oder sechstwärmste Jahr seit der Industrialisierung war. Die Messwerte liegen so nah beieinander, dass eine genaue Unterscheidung unmöglich ist. 2015 bis 2022 waren die acht wärmsten Jahre.
Rekord-Eisschmelze, Hitze, Dürre. Das vergangene Jahr war in Europa von Klima-Negativ-Rekorden geprägt- mit gravierenden Folgen. Das berichtet der EU-Klimawandeldienst Copernicus.
El Niño dürfte 2023 großen Einfluss haben
Die Entwicklung in diesem, aber vor allem dem nächsten Jahr dürfte durch El Niño geprägt sein. "Momentan sieht es stark danach aus, als würde 2023 erstmals seit 2015/2016 wieder ein starker El Niño auftreten", sagte Klimawissenschaftler Haustein.
El Niño zeichnet sich durch veränderte Strömungen in Meer und Atmosphäre und höheren Temperaturen an der Ozeanoberfläche im Pazifik aus. Auf das Wetter in Europa hat El Niño laut Haustein nur geringen Einfluss.
Sport und Natur, für viele untrennbar miteinander verbunden. Mit Blick auf das Klima hat der Sport jedoch weltweit ein miserables Image.