Fake-Produkte auf Instagram: Wie Fälscher Milliarden machen
Fake-Artikel auf Instagram:Wie Produktfälscher online Milliarden machen
von Anna Kaufmann
|
Kriminelle nutzen Instagram, um gefälschte Produkte zu vertreiben. Warum fällt man auf die illegalen Anbieter herein? Haben die Ermittlungsbehörden das kriminelle Tun im Blick?
Instagram ist eines der erfolgreichsten sozialen Netzwerke der Welt. Das wissen auch Kriminelle und nutzen die Plattform weitgehend unbehelligt für ihre dunklen Geschäfte.23.11.2023 | 29:17 min
Wer sich online nach Klamotten, Schuhen oder Accessoires umschaut, der findet schon bald ein riesiges Angebot in seinem Instagram-Feed. Durch seinen Algorithmus ist Instagram der perfekte Werbekanal.
Das nutzen bekannte Marken, aber auch immer mehr Hersteller und Händler von Fake-Artikeln im großen Stil - bis hin zu organisierter Kriminalität.
Illegaler Handel mit eigenem Insta-Account
Besonders lukrativ: Der illegale Handel mit Fake-Sneakern, der sich weitgehend transparent auf Instagram abspielt. Mit eigenem Instagram-Account und eigener Messenger-Adresse können Shops und Händler einfach angeschrieben werden.
Der Kunde schickt seine Anschrift, der Verkäufer seine PayPal-Adresse. Der Transfer erfolgt unversichert und ohne genaue Betreffzeile. Ist das Geld überwiesen, kommen die Schuhe meist in kürzester Zeit zuhause an: Aus China, der Türkei oder auch aus illegalen Shops in Deutschland.
Das Geschäft mit Fake-Produkten boomt. Die Gefahren für die Verbraucher sind groß, der Schaden für die Wirtschaft ist riesig.10.10.2022 | 43:14 min
Fälschungen manchmal kaum vom Original zu unterscheiden
Bei den illegalen Untergrund-Shops in Deutschland ist sogar ein Besuch und das Anprobieren der Schuhe vor Ort möglich. Nach der Kontaktaufnahme auf Instagram werden Telefonnummern übermittelt. Bei Anfrage werden individuelle Termine vergeben; die genaue Adresse erhält der Kunde kurz davor.
Die Qualität der Fake-Schuhe ist bei einigen Herstellern mittlerweile so gut, dass selbst Produktexperten Originale kaum von Fälschungen unterscheiden können. Und auch wenn es nur um vermeintlich harmlose Fake-Sneaker geht, steckt dahinter eine ungeahnte kriminelle Dimension. Max Friedrich, Experte für Marken-Sneaker, weiß:
Kriminelle Strukturen mit hoher Professionalität
Felipe Thomaz, Professor für Marketing mit dem Schwerpunkt für digitale Schwarzmärkte an der Universität Oxford, forscht zu diesem Thema. Beim Handel mit gefälschten Produkten ließen sich kriminelle Strukturen erkennen, die in Professionalität und Aufgabenverteilung der eines Großkonzerns gleichen, sagt er.
Das Geschäft mit illegal nachgemachten Waren boomt weltweit. Wie Sie Fakes im Internet erkennen können, klären wir mit Anwalt Christian Solmecke.12.10.2022 | 8:53 min
Diese Strukturen organisierter Kriminalität ermöglichten riesige Gewinne, die genutzt würden, um etwa die Terrormiliz "Islamischer Staat" finanziell zu unterstützen.
60 Milliarden Euro Schaden durch Produktpiraterie
Der Handel mit gefälschten Markenprodukten hinterlässt auch in Deutschland seine Spuren: Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft verursachte Produktpiraterie bei deutschen Unternehmen 2022 Schäden von mehr als 60 Milliarden Euro im Jahr.
Bei dieser Summe stellt sich die Frage: Was macht die deutsche Strafverfolgungsbehörde, um gegen diese kriminellen Machenschaften vorzugehen?
Das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei verweisen auf den Zoll. Dem Zoll ist die Existenz von organisierter Kriminalität auf Social-Media-Plattformen zwar bewusst, für die Ermittlung sehen sie sich allerdings nicht zuständig.
Woran die Ermittlungen gegen Fake-Produkte scheitern
Denn das Zollfahndungsamt wird erst aktiv, wenn ein betroffener Markeninhaber wie zum Beispiel Nike, Supreme oder Adidas an einer Strafverfolgung interessiert ist. Dies ist meist erst bei größeren Warenmengen der Fall. Denn bei einzelnen Lieferungen von Fake-Schuhen ist den Herstellern der Aufwand für Ermittlung und Vernichtung meist zu groß.
Das Problem: Der Zoll ist für die vielen Aufgaben personell zu schlecht besetzt und selbst größere Lieferungen gehen unbemerkt durch die Kontrollen. Laut dem Markenanwalt und Produktexperten Dr. Constantin Rehaag werden nur wenige Lieferungen bei der Einfuhr kontrolliert:
Die Fälscher nutzen das aus, um ihr Geschäft immer weiter auszubauen.