Gepanscht und gestreckt: Die fiesen Tricks der Gewürzbranche

    Gepanscht und gestreckt:Die fiesen Tricks der Gewürzbranche

    von Tanja Reinhard
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    Oregano, Kurkuma, Safran: Im Supermarkt am Gewürzregal lockt ein Geschmacksfeuerwerk. Doch Fälscher sind am Werk: Jede fünfte Probe ist gemäß einer Studie auffällig.

    Eine Frau und ein Mann bei der Paprikaernte
    Gewürze geben unserem Essen den letzten Kick, aber oft sind sie gepanscht, verunreinigt oder gestreckt. Dabei gibt es sie schon längst, die guten Gewürze.17.04.2024 | 29:43 min
    Wir lieben Gewürze: Die Supermarktregale mit exotischen Würzmitteln werden immer länger, die Namen der scharfen, herben oder fruchtigen Mischungen immer fantasievoller. Allein in Deutschland hat sich der Gewürze-Verbrauch in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt: Von 44.000 auf 97.000 Tonnen jährlich. Da ist viel Geld zu machen - auch illegal.
    Forscher im Auftrag der EU haben in einer Studie herausgefunden, dass jede fünfte Gewürzprobe - 323 von 1.885 - auffällig war:
    • Oregano wurde mit Baumblättern gestreckt
    • Distelteile als teurer Safran angeboten
    • Chili- und Paprikaprodukte waren mit nicht zugelassenen Farbstoffen rot gefärbt
    • Kurkuma mit Bleichromat vergiftet
    Gewürze können also gestreckt, falsch deklariert und im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich sein.

    plan b: "Gut gewürzt - Ingwer, Paprika und rotes Gold" am Samstag um 17.35 Uhr im TV und jederzeit in der Mediathek.

    EU-Kontrollplan zur Echtheit von Kräutern und Gewürzen

    Viele Gewürze, die bei uns verkauft werden, stammen aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder der Karibik. Da sind die Lieferketten lang, führen oft durch mehrere Länder und sind schwer nachzuvollziehen. Das Thema Nachhaltigkeit - ökologisch und sozial - kommt in der Branche gerade erst an.
    Gewürze und Kräuter sind in der aktuellen Diskussion darüber vielfach noch "unter dem Radar", besagt eine Studie der Uni Witten/Herdecke. Es geht um Pestizide und Düngemittel im Anbauland, aber auch um Löhne und Arbeitsschutz.
    Die EU-Kommission hat mittlerweile den ersten EU-weit koordinierten Kontrollplan zur Echtheit von Kräutern und Gewürzen initiiert. Aber Vorreiter im Gewürzhandel setzen schon heute bessere Standards.

    Ein regionaler Gewürzhandel - Hobby zum Beruf gemacht

    Seinen eigenen Kontrollplan realisiert zum Beispiel der Gewürzexperte Richard Friedrich aus Chemnitz. Der ehemalige Maschinenbauer hat aus seinem Hobby Gewürze einen Beruf gemacht und betreibt einen kleinen Gewürzhandel. Seine fünfzehn Anbauerinnen und Anbauer kennt er persönlich, bezahlt sie auch bei Ernteausfällen und weiß: Hier ist alles sorgfältig von Hand gemacht.
    In Chemnitz organisiert er auch Gewürz-Kochkurse: In der Pfanne knackt und springt es, ein unglaublicher Duft erfüllt den Raum. So etwas haben die Teilnehmenden des Gewürze-Workshops von Richard Friedrich noch nie gerochen.

    Gewürze sind kein Lifestyleprodukt, sondern ein kulturelles Erbe der Region, wo sie beheimatet sind, und da gehören keine Pestizide rein. Es geht um Geschmack, Gesundheit und Genuss.

    Richard Friedrich, Gewürzgourmet

    Und das schmecken die Teilnehmenden auch bei der Blindverkostung. Richard Friedrich hat neben Billigpaprikapulver aus dem Supermarkt auch eine ursprünglich angebaute Paprikasorte aus Mallorca mitgebracht. "Tap de corti" heißt sie - alles Handarbeit - sie leuchtet rot und schmeckt intensiv, von Natur aus. Da kann das Pulver aus dem Supermarkt nicht mithalten.

    Teuerstes Gewürz der Welt: Safran

    Immer mehr Menschen sind auch bereit für gute Gewürze mehr Geld zu bezahlen, denn Gewürze geben dem Essen den letzten Pfiff. Etwa 44 Milliarden Euro pro Jahr beträgt zur Zeit der weltweite Umsatz von Gewürzen und Kräutern pro Jahr, laut Prognosen soll der Markt in den nächsten fünf Jahren jährlich um vier Prozent weiterwachsen.
    Und mit manchen Gewürzen lässt sich auch richtig Geld verdienen. Ein Kilogramm Safran, das teuerste Gewürz der Welt, ist immerhin bis zu 17.000 Euro wert.
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