Die Zeugen Jehovas: Sekte oder Religionsgemeinschaft?

    Sekte oder Religionsgemeinschaft:Wer sind die Zeugen Jehovas?

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    Sie sind umstritten, gelten als Sekte und haben doch den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts: Die Zeugen Jehovas. Was steckt dahinter?

    Ein Mitglied der Zeugen Jehovas hält Ausgaben des "Wachturm" und "Erwachet". Archivbild
    Ein Mitglied der Zeugen Jehovas hält Ausgaben des "Wachturm" und "Erwachet". Archivbild
    Quelle: dpa

    Das Bild kennt jeder. Mit aufgeklapptem "Wachtturm" oder "Erwachet" stehen sie in den Fußgängerzonen oder klingeln an Haustüren. Oft werden sie kaum eines Blickes gewürdigt, die Türen fallen schnell wieder zu.

    Zeugen Jehovas: Rettung in Zwei-Stufen-System

    Die Zeugen Jehovas verstehen sich als christlich orientierte Religionsgemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als "allmächtigen Gott und Schöpfer" und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Für den prophezeiten Weltuntergang nennen sie kein festes Datum. Sie sagen: er steht unmittelbar bevor.
    Die ZJ glaubten an ihre Rettung in einem Zwei-Stufen-System: Nach dem Untergang der Welt könnten 144.000 Auserwählte mit Christus im Himmel regieren, andere ins Friedensreich auf Erden gelangen.

    Zeugen Jehovas: 170.000 Mitglieder in Deutschland

    Die streng organisierte Gruppe wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von dem Geschäftsmann Charles Taze Russell (1852-1916) in den USA gegründet und finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unter dem Nazi-Regime war die Glaubensgemeinschaft verboten und wurde verfolgt.
    Die Zeugen Jehovas haben nach eigenen Angaben weltweit rund 8,7 Millionen Mitglieder, in Deutschland seien es rund 170.000. Die Zentrale befindet sich in Brooklyn (New York), die deutsche Leitung hat ihren Sitz in Selters im Taunus. Heute ist die Religionsgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.

    Die ZJ hatten nach langem Streit und gegen politischen Widerstand am 1. Februar 2006 vor dem Bundesverwaltungsgericht die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Berlin erstritten. Den Status erhielten sie danach auch in den anderen Bundesländern.

    Die ZJ sind den großen Kirchen nun gleichgestellt, sie könnten Steuern erheben, Lehrpläne für einen eigenen Religionsunterricht entwickeln, was sie aber bis heute nicht tun.

    Verweigerung von Bluttransfusionen

    Kritiker werfen der Gruppe eine repressive Innenstruktur und totalitäres Verhalten vor. Die "Zeugen Jehovas" verhinderten durch psychische Abhängigkeitsverhältnisse freie Persönlichkeitsentfaltung und schürten durch ihre Endzeit-Ideologie Angst. Die ZJ missionieren dort, wo es Probleme gibt. Man trifft dort einen Querschnitt der Gesellschaft, häufig labile Menschen, oft in einer Lebenskrise.
    Kirchliche Traditionen und Gebräuche wie das Weihnachtsfest oder die Kindertaufe verwerfen die Zeugen Jehovas als unbiblisch. Sie respektieren Gesetze, haben jedoch eine kritische Haltung in Bezug auf staatliche Strukturen. Den Wehrdienst lehnen sie ab.
    Auch die Erziehungsvorstellungen der Organisation und ihre detaillierten Vorschriften wie etwa die Verweigerung von Bluttransfusionen stehen in der Kritik.
    Quelle: KNA, epd

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