Zerstörerischer Zyklon "Mocha" erreicht Myanmar

    Hafenstadt überflutet:Zyklon "Mocha" erreicht Myanmar

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    Zyklon "Mocha" hat Myanmar und Bangladesch erreicht. Die Behörden fürchten fatale Auswirkungen des Wirbelsturms. "Mocha" hat bereits die Hafenstadt Sittwe überflutet.

    Bangladesch, Cox's Bazar: Rettungskräfte und Einheimische versuchen, die umgestürzten Bäume nach einem Sturm zu entfernen. Bangladesch und Myanmar bereiten sich auf den tropischen Wirbelsturm Mocha vor, der auf ihre Küstengebiete trifft. Die Behörden riefen Menschen in beiden Ländern auf, Schutz zu suchen.
    Der Zyklon "Mocha" hat Medien zufolge mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Auf seinem Weg durch Bangladesch und Myanmar verursachte der Sturm schwere Schäden. 14.05.2023 | 0:20 min
    Ein Tropensturm hat die Küste von Myanmar erreicht und Teile der Hafenstadt Sittwe überflutet. Der Zyklon "Mocha" erreichte das Festland und riss mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern pro Stunden Blechdächer weg.
    Zudem fiel ein Mobilfunkturm um. In Sittwe standen die Erdgeschosse mehrerer Gebäude im Wasser, wie ein Video von Augenzeugen zeigte. Aus Sorge vor einem der stärksten Stürme in der Region seit Jahren wurden etwa 400.000 Menschen in Myanmar und im tiefliegenden Nachbarland Bangladesch in Sicherheit gebracht.
    Aufgrund massiver Regenfälle durch den Zyklon Mocha wurde eine Straße in Sittwe/Myanmar geflutet.
    Aufgrund massiver Regenfälle durch den Zyklon Mocha wurde eine Straße in Sittwe geflutet.
    Quelle: Ap

    Zyklon Mocha könnte der schlimmste Wirbelsturm seit 2007 sein

    Ausläufer des mächtigen Zyklons Mocha sind an Myanmars Westküste auf Land getroffen und haben in dem Krisenland erste Verwüstungen angerichtet. "Mocha" hatte seit Tagen über dem Golf von Bengalen immer mehr an Kraft gewonnen.
    Die Meteorologen warnen vor Starkregen, Sturmfluten und Erdrutschen. Die Behörden fürchten, dass "Mocha" der schlimmste Wirbelsturm seit "Sidr" im Jahr 2007 wird - damals waren mehr als 3.000 Menschen ums Leben gekommen.
    Zyklon "Mocha" in Sittwe
    Zyklon "Mocha" in Sittwe: Auch die Hafenstadt befürchtet, dass der Wirbelsturm stärker wird.
    Quelle: Via Reuters

    Das GDACS-Katastrophenwarnsystem (Global Disaster Alert and Coordination System) hat den Wirbelsturm auf Alarmstufe Rot gesetzt und rechnet mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von bis zu 259 Stundenkilometern in Myanmar und dem benachbarten Bangladesch.

    Myanmar auf Route des Sturms

    "Der Sturm wütet seit dem Morgen und wird immer stärker", sagte Kan Aung, ein Mann aus der Stadt Sittwe, der mit einem örtlichen Team über die aktuelle Situation des Sturms berichtet. Sittwe und weite Teile des Rakhine-Staats sollen Berechnungen zufolge genau auf der Route des Sturms liegen.
    "Mocha" habe noch nicht seine höchste Stärke erreicht. "Wir sehen, wie Bäume umstürzen und kleine Hütten beschädigt werden, aber größere Häuser stehen noch", sagte am Sonntagvormittag (Ortszeit) der 21-Jährige. Telefonleitungen und Internetverbindungen seien in Küstennähe indes bereits unterbrochen.

    Angst vor zerstörerischer Kraft "Mochas"

    Sittwe liegt nur rund 180 Kilometer Luftlinie südöstlich der Stadt Cox's Bazar in Bangladesch, die ebenfalls stark getroffen werden dürfte. Dort leben fast eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar in provisorischen Behausungen in riesigen Flüchtlingslagern.
    Die Menschen wurden aufgefordert, sich von den Küsten fernzuhalten, wo heftige Flutwellen erwartet wurden. Laut GDACS könnten insgesamt bis zu 3,1 Millionen Menschen betroffen sein.
    Viele in der Region haben Angst, dass "Mocha" so schreckliche Folgen haben könnte wie vor 15 Jahren der Zyklon "Nargis": Am 2. und 3. Mai 2008 hatte der Tropensturm in Myanmars Irrawaddy-Delta Schätzungen zufolge fast 140.000 Menschen in den Tod gerissen. Die Verwüstungen waren gewaltig. "Die Familien hier haben Angst", sagte Kan Aung. "Der Sturm wird wohl so mächtig sein wie "Nargis", wir können nur beten."

    Rohingya-Flüchtlingslager besonders gefährdet

    Tausende Menschen hatten Sittwe am Samstag verlassen und waren mit Lastern, Autos und Tuk-Tuks in höher gelegene Gebiete im Landesinneren gefahren. Vorboten des Sturms wie Regen und Wind erreichten am Morgen auch schon das 500 Kilometer entfernte Yangon, die größte Stadt Myanmars.
    Im Nachbarland Bangladesch brachten die Behörden 190.000 Menschen in Cox's Bazar und fast 100.000 Menschen in der Hafenstadt Chittagong in Sicherheit, wie ein Vertreter der Regionalbehörden am Samstagabend sagte. Die meisten Flüchtlingslager liegen nicht direkt an der Küste, aber an Berghängen und sind daher einer großen Gefahr durch Erdrutsche ausgesetzt.

    UN: "Mocha" kann zu Albtraumszenario führen

    Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) sind im Nordwesten Myanmars und im Bundesstaat Rakhine bereits rund sechs Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

    Dass ein Wirbelsturm ein Gebiet trifft, in dem bereits ein so großer Bedarf an humanitärer Hilfe besteht, ist ein Albtraumszenario.

    UN-Koordinator Ramanathan Balakrishnan

    Hunderttausende ohnehin gefährdete Menschen seien betroffen.

    Rohingya sollen zur Rückkehr gezwungen werden

    Die muslimische Minderheit der Rohingya wird in Myanmar diskriminiert und verfolgt. 2017 ging das Militär gewaltsam gegen die Rohingya vor. Fast eine Million Angehörige der staatenlosen Minderheit leben seitdem in Flüchtlingslagern im Südosten Bangladeschs. Die meisten Flüchtlinge leben in behelfsmäßigen Unterkünften in den dicht gedrängten Lagern. Vertreter der muslimischen Minderheit Rohingya waren 2017 vor einer vom Militäroperation aus Myanmar geflohen.

    Unser Unterstand aus Bambus und Planen bietet kaum Schutz. Wir beten zu Allah, dass er uns rettet.

    Mohammed Aziz, Flüchtling

    Nach Behördenangaben wurden Rohingyas aus "Risikogebieten" in gut befestigten Gebäuden wie Schulen untergebracht. Bangladeschs stellvertretender Flüchtlingskommissar Shamsud Douza sagte aber: "Alle Rohingyas in den Lagern sind in Gefahr."
    Quelle: AFP, dpa, Reuters

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