Andreas Bovenschulte: Der Sieger der Bremen-Wahl im Porträt

    Porträt von Andreas Bovenschulte:"Bovi" in Bremen nicht zu übersehen

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    Norddeutsch nüchtern, am Wahlabend gerührt wie selten und an der Seite seiner alten Jugendliebe: Das ist Andreas Bovenschulte, mit der SPD Sieger der Bürgerschaftswahl in Bremen.

    Bremen: Andreas Bovenschulte, Spitzenkandidat der SPD in Bremen, und seine Partnerin Kerstin Krüger
    Andreas Bovenschulte, Spitzenkandidat der SPD in Bremen, und seine Partnerin Kerstin Krüger
    Quelle: dpa

    Andreas Bovenschulte (SPD) fällt auf, wenn er einen Raum betritt. Mit seinen fast zwei Metern überragt Bremens Bürgermeister die meisten Menschen. Auch im Wahlkampf war "Bovi", wie er seit Kindertagen genannt wird, nicht zu übersehen: Auf den SPD-Wahlplakaten war vornehmlich sein Konterfei zu sehen, auf Stoffbeuteln stand "Ich geh Bovi wählen".
    Das haben am Sonntag viele Bremerinnen und Bremer gemacht: Vieles deutet darauf hin, dass Bovenschulte im Amt bleibt. Seit vier Jahren regiert der 57-jährige Jurist im Bremer Rathaus. Dennoch war der zurückliegende Wahlkampf sein erster als Spitzenkandidat.
    Andreas Bovenschulte (SPD) nach der Wahl in Bremen zu Gast bei Bettina Schausten.
    Andreas Bovenschulte nach seinem Wahlsieg im ZDF-Interview.14.05.2023 | 4:45 min

    Vorzeige-Bundesland in der Corona-Pandemie

    Die SPD fuhr 2019 ihr historisch schlechtestes Ergebnis im Bundesland ein. Erstmals seit über 70 Jahren wurde die Partei nicht stärkste Kraft, sondern landete hinter der CDU auf Platz zwei. Als Konsequenz zog sich der damalige Bürgermeister Carsten Sieling zurück.
    Zum Nachfolger nominierte die SPD Bovenschulte, der zuvor Bürgermeister der Nachbargemeinde Weyhe in Niedersachsen war. Die zurückliegenden vier Jahre führte er die erste rot-grün-rote Regierung in einem westdeutschen Bundesland an - ohne großes Knirschen.
    Aus einer Krise das Beste machen, das schaffte Bovenschulte auch in der Corona-Pandemie. Der Regierungschef wurde zum gefragten Interviewpartner: Bremen galt lange als Spitzenreiter beim Impfen, Schülerinnen und Schüler wurden schneller als anderswo mit Tablets für den Distanzunterricht ausgestattet. Die Bremerinnen und Bremer schätzen Bovenschulte für seine nüchtern norddeutsche Art.
    Karl-Rudolf-Korte
    Im Bund fehle der SPD eine Führungsfigur wie Bürgermeister Andreas Bovenschulte, sagt Parteienforscher Karl-Rudolf Korte. Das könne auf eine große Koalition in Bremen hindeuten.14.05.2023 | 2:46 min

    Bovenschulte: Für jede Lebenslage das passende Lied

    So gerührt wie am Wahlabend, als er seine Eltern erwähnt, haben ihn bisher nur wenige zu sehen bekommen. Der Vater zweier erwachsener Töchter ist den Menschen zugewandt - das zeigte sich auch während des Wahlkampfs, bei dem er gerne sang oder eine Gitarre in die Hand nahm. In jungen Jahren spielte er in mehreren Bands. Für jede Lebenslage hat er das passende Lied zur Hand, auch für Liebeskummer ("Don't Look Back in Anger" von Oasis).
    Den Song braucht er gerade nicht, jüngst gab er bekannt, ein zweites Mal heiraten zu wollen - seine neue Partnerin ist eine alte Jugendliebe. Am Wahlabend stand sie an seiner Seite.
    Kevin Kühnert (SPD) äußert sich zu der Prognose bei der Bremenwahl.
    Kevin Kühnert (SPD) ist sehr froh und findet das Wahlergebnis "gerechtfertigt". 14.05.2023 | 3:52 min

    Aufgewachsen in sozialdemokratischem Elternhaus

    Aufgewachsen ist Bovenschulte in einem Dorf im Landkreis Hildesheim in einem sozialdemokratischen Elternhaus. "Wir haben früh angefangen, politisch zu diskutieren", sagte Bovenschulte im Podcast "Jung & naiv". Mit 19 trat er in die SPD ein, zum Studieren ging er an die Uni in Bremen, sie war damals als "rote Kaderschmiede" bekannt.
    Überliefert ist aus seiner Studentenzeit ein erster Auftritt im Bremer Rathaus: Mit anderen versuchte er, die Verleihung der Ehrendoktorwürde an einen Mercedes-Manager zu verhindern. Die Studierenden wurden rausgeworfen. Inzwischen hat Bovenschulte ein anderes Verhältnis zum Autobauer - dieser ist der größte private Arbeitgeber in der Stadt.
    Quelle: dpa

    Reaktionen auf die Wahl in Bremen