Nach dem tödlichen Angriff in Paris ist der mutmaßliche Täter in der Psychiatrie. Die Justiz ermittelt in Richtung Rechtsextremismus. Die Proteste gehen unterdessen weiter.
Nach dem Angriff auf kurdische Einrichtungen in Paris mit drei Toten ist es auch am Samstag zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Nach einem zunächst friedlichen Protest im Zentrum der Hauptstadt wurden Autos umgeworfen und zum Teil in Brand gesetzt. Polizisten wurden mit Wurfgeschossen angegriffen, die Beamten setzten Tränengas ein. Am frühen Abend beruhigte sich die Lage.
Der Pariser Polizeichef Laurent Nunez sagte dem Sender BFM TV, nur wenige Demonstranten seien für die Gewalt verantwortlich. Insgesamt habe es 30 Leichtverletzte gegeben. Elf Personen seien in Polizeigewahrsam genommen worden. Schon am Freitagnachmittag war es zu Zusammenstößen zwischen einer aufgebrachten Menge und der Polizei gekommen.
Polizei ermittelt wegen rassistischem Motiv
Nach dem tödlichen Angriff ermittelt die französische Justiz nun auch wegen eines rassistischen Motivs. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft an diesem Samstag mitteilte, bleibe die Maximalstrafe, die dem Verdächtigen droht, unverändert bei lebenslanger Haft. Bereits am Freitag wurden Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt eingeleitet.
In Paris fielen am Mittag Schüsse. Drei Menschen wurden getötet, drei weitere wurden verletzt. ZDF-Korrespondentin Anna Warsberg berichtet in Paris.
Der Verdächtige kam am Samstagabend in eine Psychiatrie. Ein Arzt habe festgestellt, dass der Gesundheitszustand des Mannes nicht mit einem Aufenthalt in Polizeigewahrsam verträglich sei. Wie die Staatsanwaltschaft Paris am Samstagabend mitteilte, solle der Verdächtige einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Zustand dies erlaube.
Drei Kurden in Paris getötet, drei weitere verletzt
Am Freitag hatte ein Mann in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem Restaurant und einem Friseursalon gegenüber des Zentrums mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt. Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten.
Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, wurde festgenommen. "Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen", sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Das Motiv sei unbekannt, der Verdächtige sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft.
Am Mittag erschoss ein Mann in Paris drei Menschen, drei weitere wurden schwer verletzt. Der Tatverdächtige ist bereits polizeibekannt. Es wird ein rassistisches Motiv angenommen.
Berichte: Verhafteter nennt sich selbst Rassist
Medien berichteten, dass der Mann selbst der Polizei ein fremdenfeindliches Motiv für seinen Tat nannte. Er sei Rassist und habe gezielt die kurdische Gemeinde angreifen wollen, sagte der 69-jährige Franzose bei seiner Erstvernehmung durch die Polizei, wie der Sender France Info am Samstag berichtete.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron twitterte:
Der Demokratische Kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) - als Dachverband von 24 kurdischen Vereinen - wertete den Angriff als "terroristische Attacke", zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Toten und Verletzten seien kurdische Aktivisten. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.
- Macron: Kurden von Täter gezielt attackiert
Ein laut Bürgermeisterin Hidalgo Rechtsextremer hat in Paris drei Menschen erschossen und weitere verletzt. Präsident Macron spricht von einem gezielten Angriff auf Kurden.
Frankreich will kurdische Treffpunkte schützen
Auch wenn noch nicht klar ist, ob der Angriff sich explizit gegen die kurdische Gemeinde gerichtet hat, will Frankreich kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Der Innenminister kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern.
Der Verdächtige war laut Staatsanwaltschaft erst vor kurzem unter Justizaufsicht aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr habe er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Medienberichten zufolge griff er mit einem Säbel an. 2016 soll er einen Menschen mit einem Messer attackiert haben.