Bergkarabach: Armenien fordert UN-Schutzmission

    Zum Schutz der Bevölkerung:Bergkarabach: Armenien fordert UN-Mission

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    Nach Aserbaidschans Militäroperation in Bergkarabach befürchten die dortigen Armenier Unterdrückung und Vertreibung. Armenien fordert eine UN-Schutzmission.

    Außenminister von Armenien bei der UN-Generalversammlung hinter einem Rednerpult.
    Aserbaidschan hatte das vor allem von Armeniern bewohnte Bergkarabach am Mittwoch erobert. Bei der Offensive sollen hunderte Menschen getötet oder verletzt worden sein.24.09.2023 | 0:22 min
    Nach dem militärischen Sieg Aserbaidschans in Bergkarabach fordert Armenien eine UN-Mission zum Schutz der Bevölkerung vor Ort. Die "wahrlich verheerenden Entwicklungen" in der Kaukasus-Region hätten gezeigt, dass die Probleme "nicht allein durch Stellungnahmen und allgemeine Aufrufe" gelöst werden könnten, sagte Armeniens Außenminister Ararat Mirsojan bei der UN-Generaldebatte in New York. Er forderte, die Vereinten Nationen müssten unverzüglich Truppen entsenden, um die "Menschenrechts- und Sicherheitslage vor Ort zu überwachen und zu bewerten".
    Hintergrund: Armenien wirft Aserbaidschan vor, eine ethnische Säuberung in Bergkarabach zu planen. Das Gebiet liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und ist zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken seit langem umkämpft. Am vergangenen Dienstag hatte das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung gestartet. Nur einen Tag später ergaben sich die unterlegenen Karabach-Armenier.
    Menschen auf der Flucht
    Rettung oder Propaganda? Nach der Machtübernahme in Bergkarabach zeigt Aserbaidschan Bilder von Hilfslieferungen an die Menschen.22.09.2023 | 2:54 min

    Armenier in Bergkarabach befürchten Unterdrückung

    Während der kurzen Kämpfe starben armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen, mehr als 400 weitere wurden demnach verletzt. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden.
    Armeniens Außenminister Mirsojan zog in seiner Rede vor den UN eine Parallele zum Völkermord in Ruanda im Jahr 1994. Die Vereinten Nationen hätten in dessen Folge Präventionsmechanismen geschaffen, um ein ähnliches Verbrechen zu verhindern. Heute stehe die Welt in Bergkarabach "am Rande eines weiteren Fehlschlags", sagte Mirsojan.
    ZDF-Korrespondent Armin Coerper in Moskau
    "Sie wurden von der armenischen Regierung fallengelassen", berichtet ZDF-Korrespondent Armin Coerper über die etwa 120.000 ethnischen Armenier, die in Bergkarabach leben.21.09.2023 | 2:42 min

    "Furchtbare" Lage in Bergkarabach

    Aserbaidschans Chefdiplomat Dscheihun Bajramow betonte in New York dagegen, das mehrheitlich muslimische Aserbaidschan werde die Rechte der christlichen Armenier achten. Sein Land sei entschlossen, die armenischen Einwohner der Region "als gleichberechtigte Bürger zu integrieren". Baku sehe eine "historische Gelegenheit, gute nachbarschaftliche Beziehungen" zu schaffen.
    Die humanitäre Situation in Bergkarabach hatte zuletzt international Besorgnis ausgelöst. US-Vertreter werfen der autoritären Führung von Aserbeidschan vor, "eine humanitäre Katastrophe" herbeizuführen. Eine Sprecherin der pro-armenischen Behörden bezeichnete die Lage als "furchtbar". In der Gebietshauptstadt Stepanakert gebe es "keine Elektrizität, kein Gas, kein Essen, keinen Brennstoff, keine Internet- und Telefonverbindung". Reporter berichten, Lebensmittel, Wasser, Medizin und Benzin seien knapp. Am Samstag erreichte ein erster Hilfskonvoi die Kaukasusregion.
    Karte: Armenien - Aserbaidschan - Bergkarabach
    Quelle: ZDF

    Schon vor Beginn der Militäroperation war die humanitäre Lage in Bergkarabach katastrophal, weil Aserbaidschan den einzigen Zugang Armeniens in die Exklave - den sogenannten Latschin-Korridor - blockierte.
    Quelle: AFP, dpa

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