Aserbaidschan: Souveränität über Bergkarabach erlangt

    Militäreinsatz beendet?:Baku: Souveränität über Bergkarabach erlangt

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    Ist der Militäreinsatz in Bergkarabach nach nur einem Tag wieder beendet? Die Souveränität über das Gebiet sei wiederhergestellt, sagt Aserbaidschans Präsident.

    Ilham Aliyev
    Eklärt den Militäreinsatz für beendet: Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev.
    Quelle: AFP

    Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hat den Einsatz seiner Truppen gegen die von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach nach einem Tag für beendet erklärt. Aserbaidschan habe seine Souveränität über das Gebiet wiederhergestellt, sagte er am Mittwoch in einer Fernsehansprache in Baku. Von armenischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme.
    ZDF-Korrespondent Armin Coerper, zugeschaltet aus Moskau, im Gespräch mit Moderatorin Jana Pareigis im Studio.
    Nach einer Verschärfung des Bergkarabachkonflikts einigten sich die armenische Führung und Aserbaidschan auf eine Feuerpause. ZDF-Korrespondent Armin Coerper berichtet.20.09.2023 | 1:13 min
    Rund drei Jahre nach dem jüngsten Krieg zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken hatte Aserbaidschan am Dienstag eine Militäroperation zur Eroberung der Region gestartet. Armenischen Angaben zufolge starben dabei mehr als 30 Menschen, mehr als 200 weitere wurden verletzt.

    ZDF-Korrespondentin: Aserbaidschan hat sein Ziel erreicht

    Am Mittwoch vereinbarten beide Seiten eine Feuerpause, woraufhin sich die Kämpfe nach armenischen Angaben abschwächten. Bedingung dafür war von aserbaidschanischer Seite, dass die armenischen Kämpfer ihren Widerstand aufgeben.
    Andreas Klinner im Gespräch mit Europa-Abgeordneten Sergey Lagodinski zur aktuellen Lage in Bergkarabach.
    Nach dem Großangriff Aserbaidschans auf die Region Bergkarabach haben die Armenier eine Feuerpause verkündet. 20.09.2023 | 4:48 min
    "Nachdem die Menschen dort monatelang von Hilfslieferungen aus Armenien abgeschnitten waren, trotz widriger Bedingungen die Region nicht verlassen wollten, scheint der Angriff nun ihr Durchhaltevermögen gebrochen zu haben", erklärt Nina Niebergall, ZDF-Korrespondentin für Russland, den Kaukasus und Zentralasien. "Damit hat Baku sein Ziel erreicht: Die Streitkräfte und die selbsternannte Regierung Bergkarabachs haben erklärt, sich auflösen zu wollen."

    Was bedeutet die Aufgabe Bergkarabachs für die Menschen dort?

    Schon vor der jüngsten militärischen Eskalation war die Lage in Bergkarabach katastrophal, weil Aserbaidschaner die einzige armenische Zugangsstraße blockierten und unter anderem Lebensmittel knapp wurden.
    Karte: Armenien - Aserbaidschan - Bergkarabach
    Quelle: ZDF

    "Viele Menschen verlassen nun ihre Heimat", sagt ZDF-Korrespondentin Niebergall. "In sozialen Netzwerken kursieren Bilder, die Hunderte am Flughafen in Stepanakert zeigen. Wie viele Flüchtlinge man in den nächsten Tagen sehen wird, ist noch nicht abzusehen. Für die Menschen, die zu alt sind, zu krank, um Bergkarabach zu verlassen, und diejenigen, die trotz allem bleiben wollen, bedeutet das nun voraussichtlich Leben unter dem Regime des Erzfeinds Aserbaidschan."

    Proteste in Armenien

    In Armenien demonstrierten unterdessen tausende Menschen gegen den Umgang von Ministerpräsident Nikol Paschinjan mit der Lage. Vor dessen Büro in der Hauptstadt Eriwan versammelten sich Tausende Demonstranten. Sie warfen der Regierung vor, die mehrheitlich armenische Bevölkerung in Bergkarabach im Stich gelassen zu haben.
    Nina Niebergall im ZDF Studio
    Die Armenier fühlten sich von Moskau allein gelassen. Zuletzt habe es viele Proteste gegen Präsident Putin gegeben, so Russland-Korrespondentin Nina Niebergall. 19.09.2023 | 5:22 min
    Paschinjan hatte zuvor in einer Fernsehansprache erklärt, dass Eriwan "an der Ausarbeitung des Textes der Waffenstillstandserklärung in Bergkarabach" nicht beteiligt gewesen sei.
    Aserbaidschans Präsident Aliyev würdigte in seiner Fernsehansprache wiederum die Tatsache, dass Armenien nicht versucht habe, in Bakus Militäroperation einzugreifen, sondern die Situation beobachtet habe. Dies habe die Aussichten für Friedensgespräche verbessert.
    Quelle: mit Material von dpa, AFP, Reuters

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