Thailand: Band Bi-2 fürchtet Abschiebung nach Russland

    Festnahme in Thailand :Band Bi-2 fürchtet Abschiebung nach Russland

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    Die russische Rockband Bi-2 ist auch für ihre Kritik am Ukraine-Krieg bekannt. Nun wurden ihre Mitglieder in Thailand festgenommen - und fürchten die Abschiebung nach Russland.

    Aleksandr "Shura" Uman (l.) und Yegor "Lyova" Bortnik treten mit ihrer Rockband Bi-2 auf, aufgenommen am 01.12.2011 in Moskau (Russland)
    Die sieben Bandmitglieder waren festgenommen worden, nachdem die Gruppe ein Konzert auf Phuket gespielt hatte. (Archivfoto)
    Quelle: dpa

    Die thailändischen Behörden planen offenbar die Abschiebung einer regimekritischen russischen Rockband - aber wohin, ist derzeit unklar.
    Die sieben Musiker von Bi-2 - von denen mehrere auch einen israelischen Pass haben und zwei gar keine russischen Staatsbürger mehr sind - waren eigenen Angaben zufolge in der vergangenen Woche nach einem Konzert auf der Urlaubsinsel Phuket festgenommen und in Einwanderungshaft gebracht worden. Phuket ist ein beliebtes Reiseziel für russische Auswanderer und Touristen.
    Alexej Nawalny, russischer Oppositionspolitiker, ist auf einem Fernsehbildschirm zu sehen, als er in einem vom russischen Föderalen Strafvollzugsdienst zur Verfügung gestellten Videolink aus dem Gerichtssaal erscheint.
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    Bandmitglieder offenbar in Einwanderungshaft

    Während Medien zunächst berichtet hatten, dass die Musiker nach Russland abgeschoben werden sollten, wurde nun am Dienstagabend einer der Bandgründer - Jegor "Ljowa" Bortnik - nach Israel ausgeflogen, das berichten die Künstler. Bortnik, der unter dem Künstlernamen Ljowa auftritt, verfügt zusätzlich über einen australischen Pass. "Der Rest der Gruppe sitzt immer noch in einem Migrationsgefängnis in einer engen Zelle mit 80 Personen", schrieb Bi-2 auf Facebook.
    Der progressiven Rockband wird vorgeworfen, nicht über die gültigen Dokumente für den Auftritt auf Phuket verfügt zu haben. Bi-2 teilte auf mehreren sozialen Netzwerken mit:

    Der Grund für die Festnahme waren falsch formulierte Unterlagen der Organisatoren.

    Mitteilung von Bi-2

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    Menschenrechtler warnen vor Verhaftung und Folter

    Der russische Botschafter in Thailand, Jewgeny Tomichin, sagte, russische Diplomaten seien nicht für die Festnahme der Männer verantwortlich. "Es ist nicht unsere Praxis, jemandem etwas zu diktieren. Die Amerikaner können das tun. Wir verhalten uns nicht so und stellen keine solchen Forderungen", wurde er von der russischen Zeitung "Komsomolskaja Prawda" zitiert. Von thailändischen Behördenvertretern lagen zunächst keine Stellungnahmen zu der Situation vor.
    Menschenrechtler warnten, dass der im Exil lebenden Gruppe im Falle einer Abschiebung nach Moskau wegen ihrer öffentlichen Kritik an der russischen Regierung Verfolgung drohe. Die thailändischen Behörden sollten die inhaftierten Mitglieder von Bi-2 sofort freilassen und ihnen die Weiterreise ermöglichen", sagte Elaine Pearson, Asien-Direktorin von Human Rights Watch (HRW).

    Unter keinen Umständen sollten sie nach Russland abgeschoben werden, wo ihnen wegen ihrer Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin und Russlands Krieg in der Ukraine eine Verhaftung oder Schlimmeres drohen könnte.

    Elaine Pearson, Asien-Direktorin von Human Rights Watch

    Wladimir Kara-Mursa, Oppositioneller in Russland, steht in einem Glaskäfig in einem Gerichtssaal.
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    Human Rights Watch: Thailand sollte Bandmitglieder nicht abschieben

    Die russische Regierung betrachte die Gruppe als Bedrohung für die nationale Sicherheit. Der Youtube-Kanal von Bi-2 hat etwa eine Million Abonnenten. Auf Spotify verzeichnet die Gruppe 376.000 monatliche Hörer.
    "Nach ihrer Inhaftierung in Thailand sagte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, dass die Gruppe angeblich 'Terrorismus gesponsert' habe, indem sie Russland verurteilt und die Ukraine öffentlich unterstützt habe", erklärte HRW.
    Die thailändische Regierung sollte keines der Bandmitglieder nach Russland abschieben, forderte die Organisation. Bei einer gewaltsamen Rückführung drohten ihnen "höchstwahrscheinlich willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen, mögliche Misshandlungen in der Haft, politisch motivierte Strafanzeigen und unfaire Gerichtsverfahren".

    Unterhaus-Mitglied bezeichnet Bi-2 als "Abschaum"

    Andrej Lugowoi, ein Mitglied des Unterhauses des russischen Parlaments, bezeichnete die Bandmitglieder wegen ihrer Kritik am russischen Militäreinsatz in der Ukraine als Abschaum. "Lasst die Jungs sich bereit machen: Bald werden sie auf Löffeln und Metalltellern spielen und singen und vor ihren Zellengenossen steppen", schrieb Lugowoi auf Telegram. "Ich persönlich würde mich sehr freuen, das zu sehen."
    Quelle: dpa, AP

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