Japan: Fukushima-Kühlwasser fließt ab jetzt ins Meer

    Japan beginnt Einleitung:Fukushima-Kühlwasser fließt ab jetzt ins Meer

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    Japan beginnt die Einleitung von verdünntem Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer. Die Regierung hält das für ungefährlich. Fischer und Nachbarstaaten protestierten.

    AKW-Werk Fukushima, Japan
    Fast 12 Jahre nach der Explosion des Atomkraftwerks von Fukushima, beginnt Japan das Kühlwasser ins Meer abzulassen. Die Kritik aus dem In- und Ausland ist groß.24.08.2023 | 1:28 min
    Japan hat mit der umstrittenen Einleitung gefilterten und verdünnten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer begonnen. Das gab der Betreiberkonzern Tepco am Donnerstag bekannt.
    Ungeachtet großer Sorgen unter Fischern und Nachbarstaaten wie China leitete Tepco den ersten Schub an aufbereitetem Wasser in einen hierfür in den Pazifik gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ein.

    Fukushima: Reaktoren mit 1,3 Millionen Tonnen Wasser gekühlt

    Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks gelagert wird - inzwischen sind es über 1,3 Millionen Tonnen.
    Doch nun geht der Platz für die Tanks laut Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch könnten Lecks entstehen. Die Verklappung der riesigen Wassermengen wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen. Vor der Einleitung in den Pazifik wird das belastete Kühlwasser zwar aufbereitet, das Filtersystem kann das radioaktive Isotop Tritium aber nicht herausfiltern.

    Folgen für den Pazifik
    :Wieso Fukushima-Wasser ins Meer geleitet wird

    Zwölf Jahre nach dem Unfall von Fukushima wird Kühlwasser aus der Atomruine entsorgt. Was das für den Pazifik bedeutet und welches radioaktive Isotop nicht gefiltert werden kann.
    von Michael Wiedemann
    Ein Foto aus einem Flugzeug von Kyodo News zeigt das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in der Präfektur Fukushima.
    mit Video

    Atombehörde: Auswirkungen "vernachlässigbar"

    Tepco verdünnt das Wasser daher so weit mit Meerwasser, dass die Tritiumkonzentration auf 1.500 Becquerel pro Liter sinkt, was dem Betreiber zufolge weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspricht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte der Verklappung zugestimmt und erklärt, Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar".
    Japans Fischereibehörde will über die nächsten vier Wochen hinweg jeden Tag Meeresfrüchte auf radioaktives Tritium hin untersuchen. Die Testergebnisse sollen innerhalb von zwei Tagen veröffentlicht werden. Die Proben werden an zwei Stellen in einem Gebiet mit einem Radius von zehn Kilometern um die Atomruine herum genommen. Japans Fischer meiden bereits freiwillig Fanggründe in dieser Entfernung zur Atomanlage. Sie lehnten die Verklappung des Kühlwassers im Ozean bis zuletzt ab.
    Fukushima Gau CC
    Im März 2011 erschüttert ein Seebeben den Meeresboden im Pazifik. Wellen fluten das Gelände des Kernkraftwerks. Die Stromversorgung bricht zusammen. Es kommt zur Kernschmelze. 07.03.2022 | 1:52 min
    Die Katastrophe von Fukushima erklärt:

    Auch Nachbar China protestiert gegen Verklappung

    Seit dem Super-Gau 2011 versuchen die Fischer, sich von den Geschäftseinbußen durch das Desaster zu erholen. Nun befürchten sie, dass der Ruf ihrer Meeresprodukte erneut beschädigt wird. Auch Umweltschützer und Nachbarstaaten wie China übten Kritik und forderten Japan vergeblich auf, das Wasser nicht ins Meer zu leiten.
    Fachleute verweisen indes darauf, dass die Ableitung belasteten Kühlwassers aus Atomkraftwerken weltweit Routine ist. Kritiker halten dagegen, dass es sich im Falle Fukushimas um kein normal funktionierendes AKW handele, sondern um zerstörte Reaktoren als Zeugnis der schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986.
    Quelle: dpa

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