Antisemitismus-Vorwürfe: Harvard-Präsidentin tritt zurück

    Nach Antisemitismus-Vorwürfen:Harvard-Präsidentin Gay reicht Rücktritt ein

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    Die Präsidentin der renommierten US-Universität Harvard tritt zurück. Claudine Gay war wegen ihrer Haltung zu Antisemitismus auf dem Campus massiv in die Kritik geraten.

    Claudine Gay
    Claudine Gay war im Juli zur ersten afroamerikanischen Präsidentin der Harvard-Universität ernannt worden.
    Quelle: AP

    Nach nur rund sechs Monaten im Amt tritt die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard, Claudine Gay, zurück. Die Entscheidung folgt Plagiatsvorwürfen sowie heftiger Kritik an einer Anhörung im US-Kongress, bei der sich Gay und zwei weitere Hochschulpräsidentinnen gegen Vorwürfe verteidigt hatten, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben. In der Folge hatte bereits die Präsidentin der University of Pennsylvania ihr Amt niedergelegt.
    New York, 30.10.2023: Studierende stehen in New York bei einer Pressekonferenz, bei der es um den Antisemitismus an Universitäten geht.
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    "Mit schwerem Herzen, aber aus tiefer Liebe zu Harvard teile ich mit, dass ich als Präsidentin zurücktreten werde", zitierten US-Medien am Dienstag aus einem Brief Gays an die Universitätsgemeinschaft. Zudem erklärte Gay, sie habe persönliche Drohungen erhalten und sei zum Ziel "rassistischer Feindseligkeit" geworden. Die Entscheidung sei ihr demnach nicht leicht gefallen, liege aber im "besten Interesse von Harvard". Wie die Hochschulzeitung "Harvard Crimson" berichtete, wurde bereits ein vorläufiger Vertreter ernannt.

    Streit über Nahost-Konflikt an US-Universitäten

    Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte sich der Streit über den Konflikt in Nahost auch an Universitäten und Schulen in den USA entladen. Es gab antisemitische Aktionen.
    Anfang Dezember lud der von Republikanern geführte Bildungsausschuss im US-Kongress dann die Präsidentinnen von Harvard, der University of Pennsylvania und dem Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) vor.
    US-Kongress-Anhörung zu Antisemitismus an Unis
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    Alle drei räumten in der Anhörung antisemitische und islamophobe Vorfälle an ihren Universitäten ein. Besonders eine Szene sorgte dabei für große Empörung: Auf die Frage, ob der "Aufruf zum Völkermord an den Juden" an ihren Universitäten gegen Richtlinien zu Mobbing und Belästigung verstoße, antwortete Gay nicht mit "Ja" oder "Nein", sondern sagte: "Das kann sein, es hängt vom Kontext ab."

    Auch Plagiatsvorwürfe gegen Gay

    Neben dieser viel kritisierten Aussage sah sich Gay auch mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Der 53-Jährigen wurde vorgeworfen, in ihren Publikationen nicht sauber zitiert zu haben. Im Juli war Gay, die als Tochter haitianischer Einwanderer in New York zur Welt kam, zur ersten afroamerikanischen Präsidentin in der Geschichte der weltberühmten Universität im US-Bundesstaat Massachusetts ernannt worden.
    In den vergangenen Wochen gab es laute Rücktrittsforderungen, unter anderem von einer Gruppe von mehr als 70 Kongressabgeordneten. Aber auch Mäzene der Universität sowie mehr als 700 Fakultätsmitglieder hatten sich auf ihre Seite gestellt.
    Quelle: dpa, AFP

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