Urteil nach Protest: Haftstrafe für Owsjannikowa

    Nach Protest im russischen TV:Marina Owsjannikowa zu Haftstrafe verurteilt

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    Marina Owsjannikowa fand kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges deutliche Worte im russischen Staatsfernsehen, später floh sie. Nun ist sie in Abwesenheit verurteilt worden.

    Journalistin Marina Owsjannikowa, aufgenommen am 21.06.2022 in Berlin
    Die ehemalige TV-Redakteurin des russischen Staatsfernsehens wurde mit ihrer Kritik am Angriffskrieg in der Ukraine bekannt.
    Quelle: dpa

    Mehr als eineinhalb Jahre nach ihrem aufsehenerregenden Protest im Live-TV gegen den Angriffskrieg in der Ukraine ist die russische Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa in einer anderen Angelegenheit in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Owsjannikowa wurde wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die Armee verurteilt, wie ein Moskauer Gericht am Mittwoch erklärte. 
    Das Urteil bezieht ich auf eine Protestaktion im Juli 2022, bei der Owsjannikowa allein in der Nähe des Kremls demonstriert und dabei ein Schild hochgehalten hatte, auf dem sie die militärische Intervention in der Ukraine und den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte.

    Owsjannikowa protestierte im Live-TV

    Das Bild der Russin war im März vergangenen Jahres - kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland - um die Welt gegangen. Mitten in den Nachrichten des russischen Staatsfernsehens löste die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals einen Eklat aus: Sie protestierte im Studio mit dem Schild "No War!".
    "Ich war mitten in der Propaganda-Blase des Ersten Kanals", sagte Owsjannikowa später. Der Krieg sei für sie ein enormer Schock gewesen. "Ich war bereit, diese Blase zu zerstechen."
    Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa und Marina Owsjannikowa, aufgenommen am 14.03.2022
    Im März 2022 hielt Owsjannikowa im Live-TV ein Schild mit der Aufschrift "No War" in die Kamera.
    Quelle: dpa

    Im Oktober 2022 floh sie aus Russland. Später schilderte die TV-Journalistin in Paris ihre Flucht: Mit Hilfe der Organisation "Reporter ohne Grenzen" sei sie kurz vor Beginn eines Prozesses aus dem Land geschleust worden, berichtete sie. Gleich zu Beginn habe sie die elektronische Fußfessel weggeworfen, die sie auf Anweisung der Behörden tragen musste.
    Insgesamt habe sie sieben Mal das Fahrzeug gewechselt. Das letzte Stück bis zur Grenze habe sie mit ihrer elfjährigen Tochter nachts über Äcker zu Fuß zurückgelegt.
    Quelle: AFP, dpa