Vor Wahl: Polnisches Parlament will Referendum zu Asyl

    Insgesamt vier Abstimmungen:Polen beschließt Referendum zu EU-Asylpolitik

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    Polens Parlament hat die Durchführung von vier Referenden gebilligt - unter anderem zum umstrittenen EU-Asylkompromiss. Und verbittet sich jegliche Einmischung, auch deutsche.

    Abgeordnete im polnischen Parlament
    Das polnische Parlament hat einem Referendum über die Asylpolitik der EU zugestimmt.
    Quelle: dpa

    In Polen wird am Tag der Parlamentswahl in zwei Monaten auch ein umstrittenes Referendum abgehalten, bei dem es unter anderem um den EU-Asylkompromiss gehen soll. Das polnische Parlament stimmte am Donnerstag für den Vorschlag der rechtsnationalen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Die Opposition kündigte einen Boykott an. Mit den Stimmen der PiS verabschiedete das Parlament zudem eine Resolution, die sich gegen deutsche Politiker richtete.

    Kritik an EU-Mechanismus für Einwanderung

    Die Polen sollen dem Willen der PiS zufolge vier Fragen beantworten. Dazu gehört, ob sie die "Aufnahme Tausender illegaler Einwanderer aus dem Nahen Osten und Afrika" gemäß eines von der "europäischen Bürokratie auferlegten Mechanismus" unterstützen.
    Die EU-Innenminister hatten sich Anfang Juni mehrheitlich auf den Asylkompromiss geeinigt, der unter anderem vorsieht, dass EU-Länder, die keine Migranten aufnehmen wollen, ein Zwangsgeld in Höhe von 20.000 Euro für jeden Migranten in einen von Brüssel verwalteten Fonds zahlen müssen. Polen lehnt das kategorisch ab und spricht sich entschieden gegen jegliche verpflichtende Verteilung ankommender Migranten auf die EU-Staaten aus.

    Opposition sieht Referendum als versuchte Wahl-Manipulation

    Die weiteren Fragen des geplanten Referendums befassen sich mit der Entfernung eines Zauns an der Grenze zwischen Polen und Russlands Verbündetem Belarus, mit dem Verkauf staatlicher Unternehmen auch an ausländische Unternehmen und einer möglichen Anhebung des Renteneintrittsalters.
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    Der politischen Führung in Warschau zufolge sind die Fragen wichtig für die Zukunft des Landes und das Leben der Polen. Regierungssprecher Piotr Müller sagte, der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Bürgerplattform (PO), Donald Tusk, fürchte "dieses Referendum wie der Teufel das Weihwasser", da die Bürger mit ihren Antworten seine nächsten Entscheidungen im Falle eines Siegs bei der Parlamentswahl am 15. Oktober einschränken könnten.
    Die Opposition sprach hingegen von einem Versuch, die Wahlen zu "manipulieren", und von einer "schamlosen Täuschung". Paulina Hennig-Kloska von der zentristischen Partei Polska 2050 sagte, das Referendum werde mit dem Ziel abgehalten, "die Wahlen zu manipulieren und die Gesellschaft erneut zu spalten".
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    Polen will keine Einmischung in Wahlprozess

    Das Parlament verabschiedete zudem mit den PiS-Stimmen eine Resolution gegen "ausländische Einmischung in den Wahlprozess". Darin verurteilte die PiS die "militärische Sprache" des Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament, Manfred Weber, als "unzulässige Einmischung in den Wahlprozess".
    Der CSU-Politiker hatte dem ZDF kürzlich gesagt, es gebe eine "Brandmauer", auch gegen Vertreter der PiS, die "systematisch den Rechtsstaat und die freien Medien" angriffen. Wer diese Grundsätze missachte, gehöre zu "den Gegnern", die von der EVP "bekämpft" würden.
    Quelle: dpa

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