Polygamie im Senegal: Präsident mit zwei First Ladies

    Polygames Staatsoberhaupt:Senegal: Neuer Präsident mit zwei First Ladys

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    Das westafrikanische Senegal hat einen neuen Präsidenten: Bassirou Faye verspricht grundlegende Reformen. Das Staatsoberhaupt lebt außerdem mit zwei Ehefrauen.

    Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye (m) und seine beiden Ehefrauen Marie Khone Faye (l) und Absa Faye (r).
    Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye (m) und seine beiden Ehefrauen Marie Khone Faye (l) und Absa Faye (r).
    Quelle: AFP

    Im Senegal hat der bisher jüngste Präsident des Landes seinen Amtseid abgelegt und in seiner Antrittsrede einen "systemischen Wandel" versprochen. Seit der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich im Jahr 1960 ist Bassirou Diomaye Faye der erste Oppositionskandidat, der bereits im ersten Wahlgang bestätigt wurde. Und er ist das erste Staatsoberhaupt, das dem Volk offiziell zwei First Ladys präsentierte.

    Tief verankerte Polygamie im Senegal

    Bei seiner letzten Wahlkampfveranstaltung trat der Muslim Faye, der oft im traditionellen weißen Gewand gekleidet ist, an der Seite seiner beiden Ehefrauen Marie und Absa vor tausende jubelnde Anhänger. Damit wird die in der senegalesischen Kultur tief verankerte Polygamie erstmals von einem Staatsoberhaupt offen gelebt. 
    25.03.2024: Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Bassirou Diomaye Faye versammeln sich in Erwartung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vor seinem Wahlkampfbüro in Dakar im Senegal.
    Bei der Präsidentschaftswahl im Senegal gewann der Oppositionsvertreter Bassirou Diomaye Faye.25.03.2024 | 0:20 min
    Faye hatte die Präsidentschaftswahl in dem westafrikanischen Land am 24. März vor dem Regierungskandidaten Amadou Ba klar gewonnen. Mit Fayes Machtübernahme steht der Senegal vor einem politischen Einschnitt.

    Faye: Tiefer Wunsch nach systemischem Wandel

    Er sei sich "bewusst", dass sein Sieg "einen tiefen Wunsch nach einem systemischen Wandel" ausdrücke, sagte Faye in einer Ansprache nach seiner Vereidigung. Im Wahlkampf hatte sich Faye als Vertreter eines "linken Panafrikanismus" bezeichnet.
    Präsidentschaftswahlen im Senegal starten.
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    Zudem hatte der 44-Jährige in Aussicht gestellt, die Einkünfte aus den reichen Rohstoffvorkommen des Landes gerechter verteilen zu wollen. Faye war nur zehn Tage vor der Präsidentschaftswahl aus der Haft entlassen worden. Faye wird von seinem Mentor Ousmane Sonko unterstützt.

    Bewunderer von Obama und Mandela

    Der frühere Steuerinspektor Faye, der meist "Diomaye" gerufen wird, hat nie zuvor ein gewähltes Amt ausgeübt. 
    Faye wuchs in einer Familie von Landwirten auf. Sein enger Freund Mor Sarr beschrieb Faye zudem als großen Bewunderer des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und des Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela.
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    Faye und Sonko waren gemeinsam in Haft

    Faye absolvierte zunächst die Prüfungen zur staatlichen Verwaltungslaufbahn, bevor er von Sonko die Leitung einer Gewerkschaft übernahm. Sie saßen auch gemeinsam im Gefängnis: Im April vergangenen Jahres wurde Faye nach Kritik an der Justiz verschiedener Vergehen wie Missachtung des Gerichts beschuldigt und musste deswegen in Haft.
    Im Juli wurde dann auch Sonko wegen Vorwürfen wie dem Aufruf zum Aufstand inhaftiert. Mitte März durften beide das Gefängnis verlassen.

    Landeswährung als koloniales Erbe?

    Faye gab an, er habe keine Angst davor, den in Westafrika verbreiteten CFA-Franc als Landeswährung aufzugeben, den er als französisches Kolonialerbe betrachtet. Gleichzeitig versicherte Faye an potentielle Investoren gerichtet, der Senegal werde "ein sicherer und zuverlässiger Verbündeter für jeden Partner bleiben". 
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    Ein Ziel von Faye ist es, die vom Militär regierten Staaten Burkina Faso, Mali und Niger zu einem Wiedereintritt in die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas) zu bewegen. Die Sahelstaaten hatten dem Bündnis im Januar vorgeworfen, "unter dem Einfluss ausländischer Mächte" zu stehen - womit sie sich auf die ehemalige Kolonialmacht Frankreich bezogen -, ihren Austritt erklärt und sich verstärkt Russland zugewandt. 
    Im Senegal hatte es Unruhen gegeben. Zuletzt kam es im Februar zu massiven Protesten. Auslöser war die Ankündigung des scheidenden Präsidenten Macky Sall, die ursprünglich für den 25. Februar geplante Präsidentschaftswahl auf Ende des Jahres zu verschieben. Der Verfassungsrat erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig.
    Quelle: AFP

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