Polizeiaktion in Brasilien: Mehrere Tote bei Drogenrazzien

    Justizminister kritisiert Aktion:Brasilien: Dutzende Tote bei Polizeirazzia

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    Bei Polizeieinsätzen gegen Drogenschmuggler-Banden sind in Brasilien mindestens 33 Menschen getötet worden. An der Polizeiaktion gibt es scharfe Kritik - auch vom Justizminister.

    Polizeieinsatz gegen Drogendealer in Sao Paulo am 30.7.2023
    In São Paulo ging die Polizei gegen Drogenbanden vor - mindestens 14 Menschen starben dort laut Behörden.
    Quelle: Imago

    Bei Großeinsätzen der Polizei sind in den vergangenen fünf Tagen in ganz Brasilien mindestens 33 Menschen getötet worden. Bei den Toten habe es sich um Verdächtige gehandelt, die Sicherheitskräfte angegriffen hätten, erklärten die Behörden.
    Die Sicherheitskräfte gingen in den Bundesstaaten São Paulo und Bahia im Nordosten des Landes gegen organisierte Banden vor, wie die Behörden laut Nachrichtenportal "G1" mitteilten.

    Aktion startet nach tödlichen Schüssen auf Polizisten

    Der Einsatz gegen Banden von Drogenschmugglern an der Ostküste des Landes hatte am Freitag begonnen, nachdem ein 30-jähriger Polizist einer Spezialeinheit während einer Patrouille in der Hafenstadt Guaruja erschossen worden war.
    In der Metropolregion Baixada Santista wurden dem Gouverneur des Bundesstaats São Paulo, Tarcisio de Freitas, zufolge 14 Menschen bei der Polizeiaktion getötet. Im Bundesstaat Bahia sollen bei Einsätzen in drei verschiedenen Städten 19 Menschen ums Leben gekommen sein.
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    Wie die Zeitung "Folha de São Paulo" berichtete, prüft das Büro des Ombudsmanns für die Landespolizei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit der Polizeiaktion. Laut dem Sender Globo News werfen Anwohner der Polizei vor, bei der "Operation Schild" Verdächtige gefoltert zu haben.

    Behörden: Polizeiaktion soll mindestens 30 Tage weitergehen

    Die Polizeiaktion soll Behördenvertretern zufolge mindestens 30 Tage dauern. Die Behörden gaben an, es seien seit Freitag 32 Verdächtige festgenommen worden, darunter der mutmaßliche Mörder des Polizisten. Zudem seien elf Waffen und mehr als 20 Kilogramm Drogen beschlagnahmt worden.
    Gouverneur de Freitas, ein Verbündeter des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro, hatte sich am Montag "extrem zufrieden" mit dem Verlauf des Einsatzes gezeigt. Alle Todesfälle hätten sich bei Zusammenstößen mit der Polizei ereignet, Berichte über Menschenrechtsverletzungen durch die Polizisten wies er zurück.

    Brasiliens Justizminister und Amnesty üben Kritik an Polizeiaktion

    Amnesty International kritisierte die Äußerungen des Gouverneurs. "Wie lange sollen unsere Anführer noch Polizeigewalt legitimieren", schrieb die Menschenrechtsorganisation auf Twitter. Am Dienstag kündigte de Freitas dann "Untersuchungen" über eventuelle "Exzesse" der Sicherheitskräfte an und versprach "im Falle von Übergriffen Strafen".
    Hand mit blauen Einweghandschuhen hält einen kleinen Beutel mit weißem Pulver. Auf dem Tisch liegt eine Grußkarte.
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    In Brasilien ist die für solche Aktionen zuständige Militärpolizei den jeweiligen Bundesstaaten unterstellt. Brasiliens Justizminister Flávio Dino kritisierte die Aktion und erklärte, die Reaktion der Polizei "erscheint unproportional zum begangenen Verbrechen".
    Zusammenstöße zwischen Polizei und schwer bewaffneten Drogenbanden kommen in Brasilien häufig vor. Vorwürfe hinsichtlich Misshandlungen durch die Sicherheitskräfte sorgen in diesem Zusammenhang regelmäßig für politisch aufgeheizte Debatten.
    Bei einer internationalen Aktion wurden zuletzt große Mengen an Drogen beschlagnahmt:

    Lateinamerika
    :Interpol: 203 Tonnen Drogen beschlagnahmt

    Internationale Behörden haben in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Drogen im Wert von insgesamt 5,7 Milliarden Dollar sichergestellt. Auch Waffen wurden gefunden.
    Interpol-Zentrale in Lyon
    Quelle: dpa, EPD

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