Kleinerer Bundestag: Ampel-Spitze einigt sich auf Reform

    Nur noch 630 Abgeordnete:Koalition einigt sich auf Wahlrechtsreform

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    Die Spitzen der Ampel-Koalition haben sich laut ZDF-Informationen auf einen Entwurf geeinigt, wie der Bundestag kleiner werden kann. Die Fraktionen müssen noch zustimmen.

    Ab der nächsten Legislaturperiode soll der Bundestag eine gesetzlich festgeschriebene Größe von 630 Abgeordneten umfassen - momentan sind es noch 736 Abgeordnete. Auf diesen Plan hat sich die Ampel-Koalition verständigt, wie das ZDF erfuhr. Die Reform soll am kommenden Donnerstag oder Freitag im Bundestag verabschiedet werden. Damit widerspricht der Entwurf einem früheren Papier von Anfang Januar, nach dem nur noch 598 Sitze vorgesehen waren.
    Diese Zahl wird nun auf den letzten Metern noch einmal erhöht, um die Zahl "verwaister Wahlkreise" zu verringern, aus denen kein direkt gewählter Abgeordneter ins Parlament entsandt wird. Über den Änderungsantrag hatte zuerst das Nachrichtenportal "Pioneer" berichtet.
    Die Zahl der Wahlkreise bleibt bei 299. Es werden aber 331 Mandate statt wie ursprünglich vorgesehen 299 über die Landeslisten vergeben. Damit soll die Zahl der Abgeordneten, die einen Wahlkreis über die Erststimmen gewinnen und trotzdem nicht in den Bundestag kommen, möglichst klein gehalten werden.

    Nachteil für die Linke: Grundmandatsklausel soll wegfallen

    Zusätzlich soll demnach die Grundmandatsklausel wegfallen, die es Parteien bisher ermöglicht hat, mit drei gewonnenen Direktmandaten eine Fraktion im Deutschen Bundestag zu stellen. Das würde vor allem die Linkspartei betreffen.
    undeskanzler Olaf Scholz (M, SPD) gibt bei der Sitzung des Bundestags eine Regierungserklärung zum EU-Rat und zum EU-/Asean-Gipfel ab.
    27.01.2023 | 1:54 min
    Die Parteien sind sich einig: Der Bundestag muss kleiner werden. Aber wie?
    Aktuell ist die Linkspartei wegen der Grundmandatsklausel und drei direkt gewonnenen Mandaten trotz ihres Wahlergebnisses von 4,9 Prozent bei der vergangenen Bundestagswahl in Fraktionsstärke im Parlament vertreten.






    Vor allem CSU wehrt sich vehement

    Über die Reform wird seit Jahren diskutiert, weil die Mitgliederzahl des Bundestags zuletzt immer weiter gewachsen ist. In den vergangenen Wochen hatten sich die Fraktionsspitzen der Ampel-Parteien intensiv bemüht, durch die Veränderung ein überparteiliches Konzept vorzulegen, das auch die CDU und die CSU zur Zustimmung bringen könnte.
    Mit der Union konnten sich die Koalitionsfraktionen aber nicht einigen. Vor allem die CSU ist gegen die Pläne der Ampel. Sie profitierte bisher von den Überhangmandaten besonders. Der Reformvorschlag der Union sieht eine Reduzierung der Zahl der Wahlkreise von 299 auf 270 vor. Damit würde dann auch die Zahl der Überhang- und Ausgleichsmandate deutlich sinken.
    Das neue Wahlrecht soll den Ampel-Plänen zufolge ab der kommenden Bundestagswahl gelten.

    Bundestag: Kosten in Milliardenhöhe

    Die Schrumpfkur wird in jedem Fall Steuergelder sparen, die für Abgeordnetendiäten, Mitarbeiter, Büros und Reisen anfallen. Im Haushalt 2023 werden für den Bundestag Kosten von insgesamt rund 1,14 Milliarden Euro veranschlagt. 2018 waren es 974 Millionen Euro, 2016 laut Bundesfinanzministerium noch rund 857 Millionen Euro.
    Quelle: dpa, AFP, ZDF

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