China wirft London "Schutz" von Hongkonger Aktivisten vor

    Hongkonger Aktivisten im Ausland:China wirft London "Schutz Flüchtiger" vor

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    China setzt Hongkonger Aktivisten im Exil unter Druck - mit der Drohung "lebenslanger Verfolgung". Großbritannien wirft die Supermacht vor, den "Flüchtigen" Schutz zu bieten.

    Der Hongkonger Aktivist Nathan Law nimmt an einer Mahnwache vor der chinesischen Botschaft in London (Großbritannien) teil, aufgenommen am 04.06.2023
    Die Polizei in Hongkong hat ein Kopfgeld in Höhe von einer Million Hongkong-Dollar für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme von acht prominenten Demokratieaktivisten im Ausland führen, darunter Nathan Law.
    Quelle: AP

    China hat Großbritannien in scharfen Worten vorgeworfen, "flüchtigen" Aktivisten aus Hongkong Schutz zu bieten und sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in London erklärte am Montagabend:

    Britische Politiker haben Flüchtigen offen Schutz angeboten.

    Sprecher der chinesischen Botschaft in London

    Dies sei "eine grobe Einmischung in Hongkongs Rechtsstaat und Chinas innere Angelegenheiten", hieß es weiter. "China drückt starke Unzufriedenheit aus und lehnt dies entschieden ab."
    Leute, die die chinesische Flagge schwenken.
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    Belohnung auf Hinweise auf Aktivisten ausgesetzt

    Die Polizei in Hongkong hatte zuvor Belohnungen für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme von acht prominenten Demokratieaktivisten im Ausland führen. Der britische Außenminister James Cleverly hatte dies scharf kritisiert.
    Hongkongs Regierungschef John Lee drängte die Betroffenen am Dienstag, sich den Behörden zu stellen:

    Der einzige Weg, ihr Schicksal als Flüchtige zu beenden, die lebenslang verfolgt werden, ist, sich zu stellen.

    John Lee, Hongkongs Regierungschef

    Sonst würden sie ihr Leben "in Angst verbringen". 
    Ein gepanzertes Polizeiauto in Hongkong. Polizisten stehen vor dem Fahrzeug.
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    Sicherheitsgesetz ermöglicht hartes Vorgehen gegen Protestierende

    Die acht Aktivisten waren aus Hongkong geflohen, nachdem Peking Mitte 2020 nach massiven pro-demokratischen Protesten das sogenannte Nationale Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone erlassen hatte. Es ermöglicht den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen Protestierende.
    Die Exilanten hätten "sehr schwerwiegende Straftaten begangen, die die nationale Sicherheit gefährden", sagte Steven Li, Hauptkommissar der Abteilung für nationale Sicherheit der chinesischen Sonderverwaltungszone. Demnach soll jeweils eine Million Hongkong-Dollar (umgerechnet rund 117.000 Euro) erhalten, wer Hinweise liefert, die zur Ergreifung eines der Aktivisten führen.
    Regierungschef Lee sagte vor Reportern, er unterstützte das Vorgehen der Polizei. Er rief die Öffentlichkeit auf, dies ebenfalls zu tun. Auch "Verwandte und Freunde" der Aktivisten könnten Informanten sein, fügte er hinzu.

    Polizei will Aktivisten weiter verfolgen

    Zu den gesuchten Exilanten zählen die ehemaligen pro-demokratischen Abgeordneten Nathan Law, Ted Hui und Dennis Kwok.
    Ihnen wird vorgeworfen, mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet zu haben, um die nationale Sicherheit zu gefährden - ein Vergehen, das in Hongkong mit lebenslanger Haft bestraft werden kann. Polizeivertreter Li erklärte, die Hongkonger Polizei könne die acht Menschen nicht festnehmen, solange sie im Ausland seien. Es werde aber "nicht aufhören, sie zu verfolgen".
    Chinesische Soldaten bei einer Parade. Im Hintergrund ein Schild mit der Aufschrift "26. Jahrestag" auf Englisch und Chinesisch.
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    Britischer Außenminister: Keine Einschüchterung zulassen

    Der britische Außenminister James Cleverly reagierte mit der Aussage, Großbritannien werde "keine Versuche Chinas dulden, Menschen im Vereinigten Königreich und in Übersee einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen". London werde "immer das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigen".
    Großbritannien hatte China wegen der Aushöhlung der Rechte in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong scharf kritisiert. 2020 setzte London sein Auslieferungsabkommen mit Hongkong aus, um gegen die Einführung des umstrittenen Sicherheitsgesetzes durch China zu protestieren.
    Auch die USA und Australien, wo Aktivisten leben, kritisierten das Vorgehen Hongkongs. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, verurteilte die in Aussicht gestellten Belohnungen als Teil von Chinas "grenzüberschreitenden Repressionsbemühungen" und forderte dessen Rücknahme. "Die extraterritoriale Anwendung des von Peking eingeführten Nationalen Sicherheitsgesetzes ist ein gefährlicher Präzedenzfall, der die Menschenrechte und Grundfreiheiten von Menschen in aller Welt gefährdet", fügte er hinzu.
    Quelle: AFP
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