Gehörlose Abgeordnete Heubach: So lief ihr Bundestagsdebüt

    Interview

    Erste gehörlose Abgeordnete:Wie lief Ihr Bundestagsdebüt, Frau Heubach?

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    Heike Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete im Bundestag. Im ZDFheute-Interview sagt sie, wie ihre erste Rede ablaufen wird. Und wie Dolmetscher schwierige Begriffe gebärden.

    Heike Heubach
    Als Nachrückerin ist Heike Heubach als erste Gehörlose im Bundestag vertreten. Die anderen Abgeordneten begrüßten sie mit entsprechendem "stillen" Applaus.21.03.2024 | 1:20 min
    ZDFheute: Frau Heubach, Sie sind die erste gehörlose Abgeordnete, sind Mitglied der SPD. Wie war Ihr erster Tag im Bundestag?
    Heike Heubach: Das war ein ganz spannender Tag. Ich durfte das erste Mal in den Plenarsaal, das war etwas ganz Besonderes. Ich kannte das bisher nur aus der Ferne, aber jetzt konnte ich live an dem Tisch sitzen.

    Ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass das wahr ist.

    Heike Heubach, SPD

    Ich habe es noch nicht ganz begriffen, muss ich sagen. Bei der Debatte war ich auch live dabei, das kannte ich auch nur aus der Ferne. Das ist echt der Wahnsinn und das hat mit den Dolmetschenden super geklappt.
    ZDFheute: Was sind für Sie die größten Herausforderungen?
    Heubach: Die Organisation ist herausfordernd. Es gibt unheimlich viele Termine, zum Beispiel viele Pressetermine - gestern schon und heute. Das heißt, es gibt unheimlich viel zu organisieren. Ich denke, dass das zukünftig vielleicht etwas weniger wird. Dann kann ich mich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren, dann wird’s bestimmt ein bisschen besser.

    Bundestagsabgeordnete applaudieren in Gebärdensprache für Heike Heubach, die in der Mitte am unteren Bildrand sitzt.
    Quelle: dpa/Kay Nietfeld

    Heike Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete im Bundestag. Sie ist 44 Jahre alt und Mitglied der SPD. Heubach vertritt den Wahlkreis Augsburg-Land.

    ZDFheute: Nun sind sie zwar die erste gehörlose Abgeordnete, aber darauf sollen sie ja nicht reduziert werden. Was werden denn ihre Fachgebiete sein?
    Heubach: Zukünftig werde ich im Ausschuss Bauen und Wohnen sitzen. Dort möchte ich dafür kämpfen, dass es für alle Menschen bezahlbaren Wohnraum gibt. Das wird mein Thema sein.
    ZDFheute: Für sie ist es nichts Ungewöhnliches, nichts zu hören, aber für die anderen mit ihnen umzugehen. Merken Sie, auch innerhalb der SPD-Fraktion, dass es da noch Berührungsängste gibt?
    Heubach: Nein, bis jetzt nicht. Ich werde unheimlich herzlich aufgenommen. Alle sagen "Hallo, schön, dass du da bist". Die Kommunikation läuft über Dolmetschende und alle wissen das auch schon. Bis jetzt klappt alles wirklich gut.
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    ZDFheute: Und für die Dolmetschenden? Müssen diese neue Vokabeln lernen für Begriffe, die im Bundestag verwendet werden?
    Heubach: Wenn es ein außergewöhnliches, neues Wort gibt, dann wird das von den Dolmetschenden erst einmal buchstabiert. Das ist aber in jeder Sprache so, dass es für manche Worte kein Äquivalent gibt. Bisher hat aber auch das gut geklappt. Ich bin ja die erste taube Abgeordnete im Bundestag. Von daher müssen wir auch da mal schauen, wie das läuft.
    ZDFheute: Wann kommt Ihre erste Rede und zu welchem Thema wollen Sie reden?
    Heubach: Nein. Einen Zeitplan gibt es noch nicht. Klar, die erste Rede wird kommen. Ich werde eine Info bekommen, wann das sein wird. Und dann muss ich mir Gedanken machen über das Thema.

    Ich werde meine erste Rede am Rednerpult halten und neben den Stenografinnen wird dann eine dolmetschende Person sitzen.

    Heike Heubach, SPD

    Sie wird die Rede für alle hörbar machen. Ich denke, das wird gut klappen.
    Das Interview führte Andreas Huppert, Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio.

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