Chipfabrik in Magdeburg:Bund fördert Intel mit 10 Milliarden

    Chipfabrik in Magdeburg :Bund gibt 10 Milliarden für Intel-Ansiedelung

    von Hagen Mikulas
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    Die größte Wirtschaftsansiedelung der Nachkriegsgeschichte ist offiziell. Der Bund will Intel mit rund zehn Milliarden Euro fördern, der US-Konzern verspricht 3.000 Arbeitsplätze.

    Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Intel-Chef Pat Gelsinger schlossen Intel und die Bundesregierung am Nachmittag ihre Vereinbarung. Mit 9,9 Milliarden Euro Steuergeld will der Bund die Ansiedlung in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg fördern. Im Gegenzug will der US-Konzern zwei Halbleiterwerke mit 3.000 Arbeitsplätzen schaffen, verspricht 30 Milliarden Euro einschließlich der Fördermittel zu investieren.
    In einer Intel-Mitteilung sprach Scholz von der größten ausländischen Direktinvestition in der deutschen Geschichte.

    Mit dieser Investition schließen wir technologisch zur Weltspitze auf und erweitern unsere eigenen Kapazitäten für die Ökosystementwicklung und Produktion von Mikrochips.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    Ringen um mehr Steuergeld

    Nach monatelangem Ringen ist damit die Ansiedlung des US-Chipherstellers finanziell gesichert. Noch im März 2022 hatte Intel zunächst 17 Mrd. Euro für die Ansiedlung veranschlagt und daraufhin vom Bund eine Investitionsförderung von 6,8 Mrd. Euro bekommen. Mitte April korrigierte Intel die benötigten Investitionskosten und verhandelte mit dem Bund über mehr Fördermittel. Als Gründe der Mehrkosten wurden gestiegene Baukosten, Inflation sowie modernere und teurere Maschinen genannt.
    Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) befürwortete mehr Subventionen, um die Intel-Ansiedlung zu ermöglichen. Ein Sprecher des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP) erklärte am Montag erneut, im Bundeshaushalt sei dafür kein Geld vorhanden. Die zusätzlichen 3,1 Mrd. Euro stammen aus einem Sonderfonds des Bundes, der dem Klimaschutz und der Transformation der Wirtschaft gewidmet ist.

    Haseloff verspricht sich weitere Effekte

    Den Bauplatz an der Autobahn 14 bei Magdeburg erwarb Intel bereits im Herbst. Auf den rund 380 Hektar besten Börde-Acker sollen Archäologen im Sommer letzte Grabungen vornehmen und ihre Funde sichern.
    Ab 2024 sollen erste Bagger für die zwei Chipfabriken rollen. Auf bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze bei Intel und bei Zulieferfirmen hofft Sachsen-Anhalts Landesregierung. 
    Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verspricht sich Effekte darüber hinaus:

    Mit der Mega-Fab entstehen nicht nur Tausende von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, sie ist auch ein Megaschub für die Region. Europa wird zudem ein Stück unabhängiger von internationalen Lieferketten.

    Rainer Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt

    Intel richtet sich bereits in der Landeshauptstadt ein. In der Innenstadt hat der Chip-Hersteller jüngst ein Büro eröffnet, nach eigenen Angaben etwa 30 Mitarbeiter eingestellt. Auch anderenorts hat die geplante Intel-Ansiedlung erste Auswirkungen. Die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg etwa bietet zum Wintersemester einen neuen Studiengang zur Halbleitertechnik mit zunächst 40 Studienplätzen an. Mehr Lehrstühle und Investitionen an der Hochschule sollen folgen, sagt Rektor Jens Strackeljan. Zu einer "Intel-Universität" werde man nicht werden, aber:

    Neben diesem Halbleiterstudiengang wird es im Bereich der Verfahrenstechnik, in der E-Technik Module geben, die in Richtung Halbleitertechnik etwas öffnen und Interesse schaffen.

    Jens Strackeljan, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Kritik an der Intel-Förderung

    Es gibt aber auch Kritik an der Intel-Ansiedlung. Die Förderung mit Steuergeldern sehen Wirtschaftswissenschaftler kritisch und halten die von der Politik versprochenen Effekte der Intel-Ansiedlung für überzogen. Eine Chipproduktion in Deutschland verringere nicht die Abhängigkeit von China und anderen asiatischen Märkten, argumentiert Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): "Wir verlagern die Abhängigkeit auf eine andere Ebene in der Lieferkette."

    Wir produzieren dann zwar selbst Chips, allerdings brauchen wir für diese die Ausgangsstoffe der Chipherstellung, seltene Erden und Metalle, weiter aus China.

    Reint Gropp, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Eine konkurrenzfähige Massenproduktion von Chips hält Gropp in Deutschland für unrealistisch – Fördergelder sollten deshalb besser in Forschung und Entwicklung fließen.
    Frühestens ab 2027 soll die Intel-Fabrik in Magdeburg produzieren. Doch vor dem Baustart fehlt nun noch grünes Licht aus Brüssel. Bund und Land geben sich optimistisch, denn die Europäische Union will bei der Chipproduktion technologisch unabhängiger von Asien werden. Mit Milliarden subventioniert die EU aktuell auch andere internationale Halbleiter-Produzenten, damit die sich in Europa ansiedeln. Ein großer Teil dieser Fördergelder geht wohl an Intel. Denn neben Deutschland hat der US-Konzern unter anderem in Spanien, Frankreich und Polen neue milliardenschwere Ansiedlungen angekündigt.

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