Korruptions-Ranking: Wo Deutschland steht - und warum

    Grafiken

    Korruptions-Ranking :Wie korrupt die Welt ist - und wo wir stehen

    von Charlotte Bauer
    |

    Deutschland stagniert seit Jahren bei der wahrgenommenen Korruptions-Bekämpfung. Das zeigt der neue Korruptionsindex von Transparency International.

    Bei der Bekämpfung von Korruption in Politik und Verwaltung tritt Deutschland seit nunmehr zehn Jahren auf der Stelle. Das geht aus dem Korruptionswahrnehmungsindex 2022 hervor, den die Organisation Transparency International am Dienstag veröffentlichte.
    Zwar sieht Margarete Bause, stellvertretende Vorsitzende von Transparency International Deutschland, die Bundesrepublik im internationalen Vergleich zwar relativ gut aufgestellt, weil etwa Alltagskorruption in Polizei oder Verwaltung kaum eine Rolle spielten. "Doch Skandale wie die Maskenaffäre oder Cum-Ex haben zuletzt das Vertrauen in die Integrität von Politik und Wirtschaft geschwächt", so Bause. 
    Die Weltkarte zeigt, wie korrupt Länder wahrgenommen werden. Demokratische Länder schneiden dabei besser ab, weltweiter Spitzenreiter ist Dänemark. Länder, in denen Krieg oder Bürgerkrieg herrscht, schneiden dagegen schlecht ab.
    Auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption) erreicht Deutschland 79 Punkte (Rang 9). Das ist ein Punkt weniger als im Vorjahr 2021, aber derselbe Wert wie vor zehn Jahren. Der Index beruht auf der Einschätzung von Expert*innen und Führungskräften. Sie bewerten den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption.



    Insgesamt werden 180 Staaten bewertet. Auf den ersten Platz gelangt Dänemark mit 90 Punkten, gefolgt von Finnland (87 Punkte) und Neuseeland (ebenfalls 87 Punkte). Grundsätzlich befinden sich an der Spitze des Rankings insbesondere Staaten mit starken rechtsstaatlichen und demokratischen Institutionen.  
    Länder mit niedriger Korruptionsrate
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Syrien, Südsudan und Somalia schneiden am schlechtesten ab

    Am schlechtesten beim Ranking schneiden Staaten ab, in denen staatliche Institutionen zerfallen und die von gewaltsamen Konflikten geprägt sind - etwa Syrien (13 Punkte), Südsudan (13 Punkte) und Somalia (zwölf Punkte).  
    Länder mit hoher Korruptionsrate
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    "Wir sehen, dass Länder, in denen Krieg oder Bürgerkrieg herrscht, in denen der Staat eigentlich nicht mehr existiert, besonders von Korruption betroffen sind", sagt Bause. "Wir haben zerfallende Strukturen, keine oder kaum Staatlichkeit mehr. Da hat Korruption natürlich ein breites Betätigungsfeld." 

    Türkei und Ungarn unter Verlierern, Korruption in Ukraine weiter hoch

    Zu den Ländern, die im internationalen Vergleich in den vergangenen zehn Jahren am meisten Punkte eingebüßt haben, zählen die Türkei (36 Punkte) und Ungarn (42 Punkte). Beide Länder erhalten 13 Punkte weniger als im Korruptionswahrnehmungsindex 2012. Die Gründe: Beschneidung der Unabhängigkeit der Justiz, Medien und Zivilgesellschaft. 
    Im europäischen Vergleich hat vor allem die Ukraine (33 Punkte) schlecht abgeschnitten. Im internationalen Ranking belegt sie Platz 116 - auch wenn im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren eine positive Tendenz zu erkennen ist. 
    "Die Ukraine hat trotz des Krieges nach wie vor eine aktive und engagierte Zivilgesellschaft. Und die ist natürlich auch sehr wichtig bei der Aufdeckung und Bekämpfung von Korruption. Hier sehen wir durchaus das Bemühen, Korruption als Gefahr für die Gesellschaft und für die Demokratie ernst zu nehmen und etwas dagegen zu unternehmen", sagt Bause. Zudem gebe es laut Bause auch eine politische Zielsetzung, Korruption zu überwinden. 

    Transparency: System in Russland "durch und durch korrupt"

    Das sei der große Unterschied zu Russland, wo es all das Genannte nicht gebe und das System "durch und durch korrupt ist". "Gerade das russische Regime versucht auch strategische Korruption einzusetzen, um Demokratien zu unterwandern, zu unterlaufen und Einfluss zu nehmen auf politische Entscheidungen." Mit 28 Punkten belegt Russland Rang 137.  
    Auch Deutschland müsse laut Bause noch einiges tun, um Korruption wirksam zu bekämpfen. Dafür brauche es vor allem eine ganzheitliche Strategie. Als konkrete Maßnahmen nennt sie unter anderem ein aktives Vorgehen gegen Abgeordnetenbestechung und die Einführung eines Unternehmensstrafrechts.

    Deutschland muss stärker und ambitionierter in der Korruptionsbewältigung vorgehen.

    Margarete Bause, Transparency International Deutschland

    Mehr Hintergründe zu Korruption