Weil bei "Lanz": Teils "beachtliche" Fortschritte in Katar

    Ministerpräsident bei "Lanz":Weil: "Beachtliche" Fortschritte in Katar

    von Pierre Winkler
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    Niedersachsens Ministerpräsident Weil nennt WM-Gastgeber Katar einen "verlässlichen Partner". Kritik müsse differenziert ausfallen. Teils gebe es "beachtliche" Fortschritte.

    Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu Gast bei Markus Lanz.
    Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu Gast bei Markus Lanz.
    Quelle: Cornelia Lehmann

    Nähe zu Katar? Bloß nicht. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist umstritten - viele gehen deutlich auf Distanz zum Gastgeberland. Stephan Weil kritisiert eine solche Haltung. Katar sei "nach allen Erfahrungen" ein guter und verlässlicher Partner, sagte Niedersachsens Ministerpräsident am Donnerstagabend bei Markus Lanz.
    Es ergebe sich ein differenziertes Bild: "Gemessen an den Arbeitsbedingungen, wie sie in Deutschland sind oder besser gesagt sein sollten, denn da haben wir ehrlich gesagt auch unsere dunklen Flecken, ist es natürlich in Katar nicht vertretbar", sagte Weil. Aber man müsse auch sehen:

    Gemessen an dem, was in größeren Teilen der Welt angesagt ist, sind Mindestlohn beispielsweise und andere Maßnahmen durchaus beachtlich. Das kommt mir zu kurz.

    Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsen

    Markus Lanz vom 24. November 2022: Stephan Weil, Markus Lanz, Petra Pinzler, Hans-Joachim Kümpel, Ronny Blaschke
    Zum Bürgergeld-Kompromiss, wie die Fracking-Technologie zur Förderung von Gas funktioniert sowie zur politischen Dimension der Fußball-WM in Katar24.11.2022 | 75:52 min
    Sehen Sie hier die gesamte Sendung:

    Weil: Gibt nicht nur "schwarz und weiß"

    Deutschland habe "ein völlig anderes Wertesystem". Auch darum gelte:

    Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Und wir sind nicht nur weiß, und ehrlich gesagt, Kataris sind nicht nur schwarz.

    Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsen

    Weils SPD-Parteikollegin Nancy Faeser hatte etwa weltweit für Aufsehen gesorgt, als sie beim ersten WM-Spiel der deutschen Mannschaft mit der "One Love"-Binde am Arm auf der Tribüne erschien. Diese sollte ein Zeichen gegen die homophobe Gesetzgebung in Katar sein.

    Alternativen zum russischen Gas: Katar spielt wichtige Rolle

    Weil hat ein anderes Verhältnis zum WM-Gastgeber. Katar ist der drittgrößte Investor bei Volkswagen, dem wichtigsten Arbeitgeber Niedersachsens. Über einen Staatsfond hält das Emirat 17 Prozent der VW-Anteile, besetzt zudem zwei Plätze im Aufsichtsrat. Weil reiste deswegen vor drei Jahren mit einer Wirtschaftsdelegation nach Katar, die Beziehungen sind eng.
    Auch beim Thema Erdgas könnte Katar in Zukunft für Deutschland als Lieferant eine entscheidende Rolle spielen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine sucht die deutsche Politik Alternativen zu russischem Gas. Eine andere Option: Gas aus Deutschland. Genauer gesagt aus Niedersachsen.

    Große Gasvorkommen in Niedersachsen

    In Weils Bundesland gibt es beträchtliche Gasvorkommen. Um diese zu fördern, wäre allerdings Fracking nötig, also die Gewinnung aus der Erde mithilfe von Chemikalien. Dies müsse in Niedersachsen "ideologiefrei" passieren, hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt.
    Als Weil diesen Vorschlag gehört habe, sei er gerade mit seiner Frau auf dem Rückweg aus Italien gewesen. "Wir sind durch den wunderschönen Freistaat Bayern gefahren, da höre ich das im Radio", erzählte Weil. "Wir hatten einen unglaublich schönen weiten Blick. Und ich habe mir die Augen wundgeguckt, ich habe kein einziges Windrad gesehen."
    Da sei es "ein starkes Stück, dass mir der Kollege Vorschläge macht, was wir in Niedersachsen machen sollen, aber erkennbar in seinem Land, jedenfalls in Sachen Windenergie, nichts passiert", so Weil weiter. Es gebe zwar Gas-Vorkommen in Niedersachsen, und die Förderung sei technisch "innerhalb weniger Monate" umsetzbar. Aber: "Es gibt kein Thema vor Ort, das die Leute so sehr auf die Palme bringt wie das Thema Fracking."

    Weil: Fracking kurzfristig keine Lösung

    Kurzfristig werde Fracking nicht helfen – "langfristig möchte ich, möchten wir raus aus CO2". Diese Aufgabe sei groß. Entsprechend urteilte Weil:

    Wenn wir jetzt irgendwelche Nebenwege beschreiten, dann werden doch die Leute irre.

    Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsen

    Und: "Wir würden die Zeit, in der wir fossile Energieproduktion in Deutschland haben, verlängern. Und das ist ziemlich genau das Gegenteil dessen, was wir uns vorgenommen haben", bekräftigt Weil.
    Wegen der chemischen Zusätze beim Fracking gebe es immer wieder Bedenken, das Grundwasser könnte dadurch verseucht werden. Weils Erfahrung: Beim Thema Trinkwasser verhandelten die Leute "aber nun wirklich überhaupt nicht". Wer nicht wirtschaftlich vom Fracking profitiere, reagiere bei der Frage nach etwaiger Wasserverschmutzung "ausgesprochen allergisch".

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