Klimaforscher Latif: Umsteuern in Klimakrise noch möglich

    Kampf gegen Klimawandel:Latif: Umsteuern in Klimakrise noch möglich

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    Klimaforscher Mojib Latif beschönigt nichts. Die Folgen des Klimawandels seien schon jetzt oft katastrophal. Für aussichtslos hält er den Kampf gegen die Erderwärmung aber nicht.

    Flüchtlinge in Somalia.
    Flüchtlinge in Somalia (Archivfoto)
    Quelle: dpa

    Trotz erschreckender Nachrichten über immer häufigere Hitzewellen, Waldbrände und Unwetter hält der Klimaforscher Mojib Latif den Kampf gegen die Erderwärmung nicht für aussichtslos. "Noch wäre es möglich, die globale Erwärmung auf das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Maß zu begrenzen - das heißt, auf deutlich unter 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, vorzugsweise auf 1,5 Grad", sagte der Professor am Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Berlin.

    In der Wissenschaft geht man davon aus, dass der "Point of no return" noch nicht erreicht ist.

    Mojib Latif, Klimaforscher

    Latif äußerte sich zu Warnungen des UN-Generalsekretärs António Guterres. Dieser hatte gesagt, der Klimawandel sei "außer Kontrolle".
    Der Weltklimarat IPCC hat vorgerechnet, dass zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels die globalen Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase gegenüber 2019 um 48 Prozent bis 2030 und um 80 Prozent bis 2040 sinken müssen. Derzeit beträgt die Erwärmung des Planeten schon etwa 1,1 Grad, in Deutschland schon 1,6 Grad.
    Das Pariser Klimaabkommen ist kaum mehr einzuhalten:

    Latif: Auswirkungen schon jetzt katastrophal

    Dazu sagte Latif: "Die Auswirkungen wie Hitze, Dürre und Starkregen sind bereits in vielen Regionen der Erde katastrophal." Vergangenes Jahr sei der bisher wärmste Sommer in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen worden, mit Zehntausenden Hitzetoten.
    Hitzetote pro eine Million Einwohner in 2022
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    Zu den zurzeit extrem hohem Temperaturen der Weltmeere, darunter des Mittelmeers und des Atlantiks, sagte Latif: "Einerseits stresst die Erwärmung die Meeresökosysteme, zum Beispiel die tropischen Korallen - es kommt immer öfter zur gefürchteten Korallenbleiche.

    Weniger Sauerstoff im Meer, weniger CO2-Aufnahme durch Ozeane

    Andererseits führt die Erwärmung zu einem Rückgang des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen. Und es besteht die Gefahr, dass die Meere weniger von dem CO2 aufnehmen, dass die Menschen in die Atmosphäre emittieren, mit der Folge einer sich beschleunigenden globalen Erwärmung."
    Außerdem trage die mit der Erwärmung verbundene Ausdehnung des Wassers zum Anstieg der Meeresspiegel bei, sagte der Forscher. Höhere Temperaturen führten des Weiteren zu einer höheren Verdunstungsrate, wodurch mehr Energie in der Atmosphäre verfügbar ist und Wetterextreme häufiger und intensiver werden.
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    Erst kürzlich hatte Latif darauf hingewiesen, dass sich Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft nicht an eine zwei bis drei Grad wärmere Welt anpassen kann. "Das ist ein riesengroßer Irrtum. Es gibt Grenzen der Anpassungsfähigkeit", sagte Latif.

    Wie will man sich an Temperaturen von deutlich über 40 Grad anpassen, wie auf häufigere sintflutartige Niederschläge? Wie soll eine Landwirtschaft ohne Regen auskommen?

    Mojib Latif, Klimaforscher

    Im März hatte eine Studie im Auftrag der Bundesregierung ergeben, dass auf Deutschland durch die Erderwärmung bis 2050 Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro zukommen können. Beispiel ist die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Schäden von mehr als 40 Milliarden Euro.

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