Air-Defender: Wie die Nato die Verteidigung Europas übt

    Air-Defender-Übung:Nato will Signal senden - auch an Putin

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Es ist die größte Luftübung: die Air-Defender-Übung ab Montag. Seit 2018 wird sie geplant. Vom Ukraine-Krieg war da noch keine Rede - trotzdem ist sie eine Machtdemonstration.

    Ingo Gerhartz (r.), der deutsche Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, gibt Michael Anthony Loh (l.), dem ein Generalleutnant der United States Air Force, die Hand nach einer Pressekonferenz zum Air-Defender-Manöver.
    Kommende Woche beginnt die größte Luftübung seit Bestehen der Nato. Das Air-Defender-Manöver wird vermutlich nicht ohne Folgen für den zivilen Luftverkehr in Deutschland bleiben.07.06.2023 | 1:34 min
    Ab Montag wird es im deutschen Luftraum voller und lauter: Die Nato und ihre Verbündeten beginnen unter deutscher Führung mit der größten militärischen Flugzeug-Übung seit Bestehen ihres Bündnisses. Dabei wird geprobt, Europa schnell und effektiv zu verteidigen, sollte es angegriffen werden. Die Übung werde die "Einheit und Stärke unseres Bündnisses" zeigen, sagte US-Botschafterin Amy Gutman am Mittwoch in Berlin.

    Luftwaffenchef: "Sicherheit nicht zum Nulltarif"

    Knapp zehn Tage wird die Übung dauern. Wichtig war bei der Planung, so Luftwaffenchef Ingo Gerhartz, dass sie vor Beginn der Sommerferien abgeschlossen ist. Zu mehr Flügen und mehr Lärm werde es aber kommen. Auch sind Verspätungen im zivilen Luftverkehr möglich. "Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif", so Gerhartz.
    Er hofft, dass die Verspätungen "maximal im Minutenbereich" bleiben und die Länder ihre Flugplätze auch außerhalb der Betriebszeiten, also etwa nachts, öffnen.
    Im Vodergrund Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, Ingo Gerhartz an einem Rednerpult mit Mikrofonen. Im Hintergrund ein Banner mit der Aufschrift "Air Defender".
    Kommende Woche wird es Beeinträchtigungen im zivilen Flugverkehr geben. Über deutschem Luftraum wird das Manöver "Air-Defender" stattfinden - das größte seit Gründung der Nato.07.06.2023 | 0:28 min
    Die Einschränkungen seien aber hinnehmbar, so Gerhartz:

    Wenn wir demonstrieren wollen, dass wir in der Lage sind, dieses Land und dieses Bündnis zu verteidigen, dann müssen wir das eben für diesen kurzen Zeitraum, an zehn von 365 Tagen, hinnehmen.

    Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe

    Das sind die Fakten der sogenannten Übung Air-Defender 2023:
    • Die Übung wird am Montag beginnen und maximal zehn Tage dauern.
    • 25 Nationen sind daran beteiligt, darunter auch Bündnispartner der Nato, wie zum Beispiel Schweden.
    • 10.000 Soldaten sind dabei, außerdem werden 250 Flugzeuge der US-Streitkräfte verlegt.
    • 2.000 Flüge wird sie insgesamt umfassen.
    • Drei Lufträume werden abwechselnd genutzt, die damit auch den zivilen Luftverkehr beeinträchtigen können: Niedersachsen/Schleswig-Holstein/Nordsee, die östlichen Bundesländer/Ostsee und den Raum Saarland/Bayern.
    • Über die Kosten gibt die Bundeswehr derzeit keine Auskunft - auch nicht, ob der erhöhte CO2-Verbrauch kompensiert werden soll.

    US-Botschafterin: Jeder wird das sehen, auch Putin

    Die Übung "Air Defender 2023" wurde seit 2018 geplant. Angeregt hatte sie die Bundeswehr, nachdem Russland die Krim überfallen hatte. Dass Russland seit mehr als einem Jahr die Ukraine angreift und möglicherweise mit der Zerstörung des Staudamms eine neue Dimension der Bedrohung Europas ausgelöst hat, konnte damals keiner ahnen.
    Militärexperte Christian Mölling zur Sprengung des Staudamms.
    Laut Militärexperte Mölling profitiere "Russland am meisten" von der Sprengung. Die Zerstörung des Dammes treffe beide Seiten. Fraglich sei, ob sie in diesem Ausmaß geplant war.07.06.2023 | 3:02 min
    Und ob die Nato und ihre Bündnis-Partner es nun wollen oder nicht: Die Übung ist ein Zeichen Richtung Russland und Staatspräsident Wladimir Putin. "Es geht um westliche Werte und Stärke", sagte Michael A. Loh von der US Air National Guard.
    Spätestens seit dem russischen Überfall der Krim, so Gerhartz, sei klar gewesen, dass die Bündnisverteidigung mehr in den Fokus rücken müsse. Deswegen sei die Übung ein "wichtiges Signal". Allerdings sei klar: Die Nato sei ein defensives Bündnis, es gehe nicht um die Übung von Angriffen.
    US-Botschafterin Gutmann sagte, die Übung werde jeden beeindrucken, der sie sieht. Auch jeden Staatsmann. "Auch Mr. Putin." Man zwinge natürlich niemanden, sie anzuschauen. Aber, so Gutmann:

    Niemand sollte die die Stärke und den Geist des Bündnisses unterschätzen.

    Amy Gutmann, US-Botschafterin in Berlin

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