Serbien: Erneuter Massenprotest gegen Waffengewalt

    Nach Bluttaten in Serbien:Zehntausende protestieren gegen Waffengewalt

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    Erneut sind Zehntausende in Belgrad gegen Waffengewalt auf die Straße gegangen. Auslöser der Proteste sind die beiden jüngsten Bluttaten in dem Land mit insgesamt 18 Toten.

    Leute laufen mit einer großen serbischen Flagge einen Highway entlang.
    In Belgrad haben erneut zehntausende Menschen gegen Waffengewalt protestiert. Sie forderten den Rücktritt führender Politiker und ein Ende der Gewaltverherrlichung in Medien. 20.05.2023 | 0:18 min
    In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben mehr als zwei Wochen nach Bluttaten mit insgesamt 18 Todesopfern erneut zehntausende Menschen gegen Waffengewalt protestiert. Die Demonstrierenden blockierten zunächst zwei wichtige Brücken in der Stadt, später riefen führende Oppositionspolitiker sie dazu auf, bis zur Erfüllung ihrer Forderungen auf der Straße zu bleiben.
    Bei der dritten Demonstration unter dem Motto "Serbien gegen Gewalt" forderten die Teilnehmer erneut den Rücktritt hochrangiger Politiker und ein Ende der Gewaltverherrlichung in serbischen Medien.
    Menschen trauern um die Opfer des Amoklaufs an einer Schule in Belgrad
    Nach dem Amoklauf an einer Schule in Belgrad hat Serbien eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Ein 13-Jähriger hatte am Mittwoch acht Kinder und einen Wachmann erschossen.04.05.2023 | 0:23 min

    Protest gegen Regierung und Medien

    Die Demonstranten fordern von der Regierung unter anderem den Entzug der Sendelizenzen für Fernsehsender, die gewalttätige Inhalte verbreiten, sowie ein Verbot regierungsnaher Zeitungen, die Spannungen schüren, indem sie gegen politisch Andersdenkende hetzen. Zudem pochen sie auf den Rücktritt des Innenministers und des Geheimdienstchefs.
    Die Proteste zählen bereits jetzt zu den größten seit den Massendemonstrationen, die im Jahr 2000 zum Rücktritt des damaligen Machthabers Slobodan Milosevic führten. Vertreter der Serbischen Fortschrittspartei von Präsident Aleksandar Vucic verurteilten die Proteste als "Politisierung" der Bluttaten, deren Ziel es sei, Vucic anzugreifen.

    Präsident Vucic kündigt "Entwaffnungskampagne" an

    Die mit Vucic eng verbündete Regierungschefin Ana Brnabic warf "ausländischen Geheimdiensten" vor, Unruhe zu schüren, um Serbien zu destabilisieren.
    Der Präsident selbst hatte nach den tödlichen Angriffen eine groß angelegte "Entwaffnungskampagne" angekündigt. Für kommende Woche kündigte er selbst eine Demonstration an, die nach seinen Worten die "größte Versammlung der serbischen Geschichte" sein soll.

    18 Tote innerhalb weniger Tage

    Beim ersten der beiden Schusswaffenangriffe hatte ein Schüler Anfang Mai in einer Belgrader Schule mit einer Waffe seines Vaters acht Kinder und einen Wachmann erschossen, ein Mädchen starb am Dienstag, fast zwei Wochen nach dem Angriff. Weniger als 48 Stunden nach der Bluttat in der Schule tötete ein 21-Jähriger in mehreren Dörfern nahe Belgrad acht Menschen. Bildungsminister Branko Ruzic trat daraufhin zurück.
    Nach Regierungsangaben sind in dem 6,8-Millionen-Einwohner-Land mehr als 760.000 Schusswaffen registriert. Dem Rechercheprojekt Small Arms Survey (SAS) zufolge besitzen 39 Prozent der Bevölkerung eine Waffe - in keinem anderen europäischen Land ist der Anteil so hoch.
    Quelle: AFP

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