Syrien: Demonstranten stürmen Regierungsgebäude

    Tote bei seltenen Protesten:Syrien: Demonstranten stürmen Gouverneurssitz

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    Seit der Machtübernahme Assads ist öffentlicher Protest in Syrien selten. Bei einer Demonstration gegen die schlechte Versorgungslage sind nun zwei Menschen ums Leben gekommen.

    Demonstranten in der syrischen Stadt Suweida haben am Sonntag ein Regierungsgebäude gestürmt.
    In der syrischen Stadt Suweida sind am Sonntag Proteste gegen die Regierung eskaliert.
    Quelle: Suwayda 24 via REUTERS

    Bei seltenen Protesten in Syrien ist es am Sonntag zu Zusammenstößen mit mindestens zwei Toten gekommen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, gingen in der Stadt Suweida im Süden des Landes "Hunderte" Menschen gegen die schlechten Lebensbedingungen auf die Straße.
    Als Demonstranten ein Regierungsgebäude stürmten und ein Bild von Präsident Baschar al-Assad von der Fassade entfernten, schritt die Polizei ein. Laut Beobachtungsstelle wurden ein Zivilist getötet und sieben weitere verletzt. Ein Polizist sei getötet worden, als Demonstranten versuchten, eine Polizeistelle zu stürmen. 

    Offenbar zwei Tote und mehrere Verletzte

    Ein Demonstrant sagte, mindestens 30 Menschen seien vor dem Regierungsgebäude durch Schüsse verletzt worden. Das örtliche Nachrichtenportal Suwayda24 meldete ebenfalls zwei Tote. Vier weitere Menschen seien mit Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.
    Auf Twitter postete der lokale Nachrichtenkanal ein Video der Proteste. Das syrische Staatsfernsehen meldete, "Gesetzesbrecher" hätten das Gebäude der Provinzregierung gestürmt und offizielle Dokumente und Akten angezündet.

    Innenministerium: "Gruppe von Gesetzlosen"

    Das Innenministerium erklärte, eine "Gruppe von Gesetzlosen" habe versucht, das Polizeipräsidium zu stürmen und dabei einen Polizisten getötet. Einige Demonstranten seien bewaffnet gewesen.
    Die Region Suweida südlich der Hauptstadt Damaskus ist das Hauptsiedlungsgebiet der Drusen, die vor dem Bürgerkrieg rund drei Prozent der syrischen Bevölkerung stellten. Aus dem Konflikt hielten sie sich bisher weitgehend heraus.

    Syrische Wirtschaft schwer angeschlagen

    Die Provinzhauptstadt Suweida steht unter der Kontrolle der Regierungstruppen. Die syrische Wirtschaft ist durch den jahrelangen Bürgerkrieg und die westlichen Sanktionen weitgehend zum Erliegen gekommen.
    Etwa 90 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und 12,4 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben von Ernährungsunsicherheit betroffen. In Suweida und anderen Städten kommen noch Strom- und Treibstoffknappheit hinzu.
    Die Regierung hatte in den vergangenen Tagen weitere Sparmaßnahmen angekündigt, unter anderem wird der Strom noch stärker rationiert.
    Quelle: AFP, dpa, Reuters

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