Thailand-Wahl: Opposition liegt vorne

    97 Prozent ausgezählt:Thailand-Wahl: Oppositionsparteien vorne

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    Bei der Thailand-Wahl zeichnet sich eine Niederlage der militärnahen Regierung ab. Nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen liegen die Oppositionsparteien MFP und PTP vorne.

    Wähler und Wählerinnen stehen vor einem Wahllokal in Bangkok Schlange.
    Wähler und Wählerinnen stehen vor einem Wahllokal in Bangkok Schlange.
    Quelle: Reuters/Athit Perawongmetha

    Bei der Parlamentswahl in Thailand zeichnet sich nach fast einem Jahrzehnt vom Militär gestützter Regierungen ein klarer Sieg der zwei wichtigsten Oppositionsparteien ab. Nach Auszählung der Stimmen in 97 Prozent der Wahllokale lag die oppositionelle Move-Forward-Partei (MFP) mit 13,5 Millionen Stimmen vorne, gefolgt von der ebenfalls oppositionellen Pheu-Thai-Partei (PTP) mit 10,3 Millionen.
    Die Partei United Thai Nation (UTN) des von der Armee unterstützten Ministerpräsidenten Prayut Chan-O-Cha lag demnach mit etwa 4,5 Millionen Stimmen deutlich abgeschlagen auf Platz drei. MFP-Chef Pita Limjaroenrat stellte eine Koalition mit der PTP in Aussicht.
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    Prayut könnte trotz Niederlage an der Macht bleiben

    Aufgrund des politischen Systems in Thailand könnte sich Prayut jedoch selbst nach einer klaren Niederlage an der Macht halten: Der Regierungschef wird in Thailand gemäß der 2017 unter der damals herrschenden Militärjunta verabschiedeten Verfassung nicht nur von den 500 Abgeordneten gewählt, sondern auch von den 250 vom Militär bestimmten Senatoren.
    Regierungschef wird, wer insgesamt mindestens 376 Stimmen auf sich vereint - somit reichen für einen militärnahen Kandidaten voraussichtlich nur 125 Stimmen aus dem Repräsentantenhaus. Auch nach der bisher letzten Wahl im Jahr 2019 war die Unterstützung der Senatoren entscheidend für die Koalition unter Prayut.

    Offizielle Zahlen zu Parlamentssitzen erst in Wochen

    Einer am frühen Montagmorgen veröffentlichten Prognose der thailändischen Wahlkommission zufolge kommt die MFP auf 113 per Direktmandat gewonnene Parlamentssitze, die PTP auf 112. 100 Sitze werden nach Verhältniswahlrecht verteilt, die offiziellen Zahlen zur Sitzverteilung sollen jedoch erst in mehreren Wochen veröffentlicht werden.
    MFP-Chef Limjaroenrat sagte nach Veröffentlichung der Teilergebnisse, seine Partei habe für jegliche Minderheitsregierung von Parteien mit Unterstützung der Armee die "Tür geschlossen". Ein Bündnis mit der PTP sei "auf jeden Fall wahrscheinlich".

    MFP beliebt bei jungen Wählern

    Die den Teilergebnissen zufolge führende MFP ist insbesondere bei Anhängern der stark von jungen Menschen geprägten, pro-demokratischen Proteste beliebt, die seit 2020 in der Hauptstadt Bangkok stattfinden und bei denen eine Reform der thailändischen Monarchie gefordert wird.
    Die damaligen Proteste in Bangkok:

    PTP hat Hochburgen im Nordosten Thailands

    Die Spitzenkandidatin der oppositionellen und nach den ersten Zahlen zweitplatzierten PTP, Paetongtarn Shinawatra, ist die Tochter des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der heute im Exil lebt.
    Der thailändische König Maha Vajiralongkorn in königlicher Uniform mit vielen militärischen Auszeichnungen. Er ist neben einem großen Fragezeichen zu sehen. Das Foto ist schwarz gelb eingefärbt.
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    Die PTP hat ihre Hochburgen im ländlich geprägten Nordosten Thailands, wo viele Menschen bis heute dankbar für die unter Thaksins Regierung eingeführten Maßnahmen zur Unterstützung sozial schwacher Bürger sind.
    Als potenzieller Königsmacher gilt Prayuts Ex-Verbündeter Prawit Wongsuwan, der bei der Wahl für die von der Armee unterstützte Palang Pracharath (PPRP) ins Rennen gegangen war.

    Erste landesweite Wahl seit Demokratie-Protesten 2020

    Die Parlamentswahl am Sonntag mit insgesamt rund 52 Millionen Wahlberechtigten war die erste landesweite Wahl seit Beginn der Demokratie-Proteste im Jahr 2020.
    Sie hat sich zu einem Generationenkonflikt zwischen der von jungen und ländlichen Wählern unterstützten pro-demokratischen Opposition und dem konservativen, mit dem Militär verbündeten royalistischen Establishment entwickelt, das von Prayut und seiner UTN verkörpert wird.

    Militär könnte eingreifen

    Seit dem Ende der absoluten Monarchie 1932 gab es in Thailand zwölf erfolgreiche Staatsstreiche. Beobachter halten im Fall einer Regierungsbildung durch die derzeitigen Oppositionsparteien ein Eingreifen des Militärs für möglich.
    Zudem hatten sich zuletzt im Land Gerüchte verbreitet, dass die oppositionelle MFP durch einen Gerichtsbeschluss aufgelöst werden könnte - wie bereits ihre Vorgängerpartei FFP nach deren überraschend gutem Wahlergebnis im Jahr 2019.
    Quelle: AFP

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