EU-Kommission: TikTok-App auf Diensthandys verboten

    Entscheidung der Kommission:TikTok-App auf EU-Diensthandys verboten

    von Cedrik Pelka
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    Weil die Datensicherheit fehle, dürfen Mitarbeitende der EU-Kommission die TikTok-App nicht mehr nutzen. Unterstützung gibt es aus Politik, Wissenschaft und von Datenschützern.

    Kochideen, lustige Katzenvideos, Sport-Tipps - auf der Videoplattform TikTok kann man sich leicht stundenlang verlieren. Vor allem bei Jugendlichen ist die App beliebt. Wieviele EU-Beamte unter den Nutzern sind, ist unklar. Künftig dürften es deutlich weniger werden: Die EU-Kommission hat am Donnerstag die App von den Diensthandys und dienstlich genutzten Privathandys ihrer Mitarbeitenden verbannt. Bis zum 15. März muss die App gelöscht werden.
    Das passiere zum Schutz der Mitarbeitenden, sagte Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, in Brüssel. Vor wenigen Wochen hatte sich der Kommissar mit dem TikTok-Chef Shou Zi Chew getroffen. "Ich habe mit ihm über Probleme bei der Datensicherheit gesprochen", so Breton. Eine Lösung wurde offenbar nicht gefunden.

    "Man kann nicht sagen, was mit den Daten passiert"

    Zum ersten Mal wird damit eine App komplett verboten, bestätigte ein Sprecher der Kommission. Was ist genau passiert? Warum fiel die Entscheidung ausgerechnet jetzt? Wurde TikTok vorher informiert? Auf all diese Fragen wollte der Sprecher auf der mittäglichen Pressekonferenz nicht antworten. "Es geht um die Cyber-Sicherheit", wiederholte er.
    Sandro Wefel kann sich vorstellen, woran das liegt. Er ist IT-Sicherheitsforscher an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg und verweist darauf, dass die Server des chinesischen Konzerns ByteDance, zu dem TikTok gehört, außerhalb der EU stehen. "Man kann nicht sagen, was genau mit den Daten passiert", erklärt er. Ein Beispiel: Bei manchen Apps werden die Handyuser gefragt, ob die App den Standort verwenden darf. Der IT-Experte sagte:

    Diese Daten können natürlich auch für ganz andere Zwecke missbraucht werden.

    Sandro Wefel, IT-Sicherheitsforscher

    EU-Parlamentarier fordert weitere Konsequenzen

    Für Deutschland kann sich Wefel etwas ähnliches vorstellen. Menschen, die für den Staat arbeiten und interessant für andere Geheimdienste sein könnten, sollten keine Apps wie TikTok auf ihren Diensthandys installieren, so Wefel. Unterstützung bekommt er dabei von einem Sprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, der von einer TikToK-Nutzung "nur abraten" könne:

    Dies gilt insbesondere für politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die im erhöhten Fokus der chinesischen Behörden stehen dürften.

    Sprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit

    Auch erste Europapolitiker verlangen weitere Konsequenzen. Etwa Moritz Körner, innenpolitischer Sprecher der FDP im EU-Parlament. Er forderte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola auf, eine ähnliche Regelung einzuführen. Außerdem solle auch von deutschen Behörden nachgezogen werden.
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    TikTok: "Sind von der Entscheidung enttäuscht"

    TikTok selbst kann die ganze Aufregung übrigens nicht nachvollziehen. Es gebe schließlich Maßnahmen zum Datenschutz: Zum Beispiel soll in Zukunft der Datenfluss außerhalb Europas minimiert werden, heißt es auf der Internetseite. "Wir sind von dieser Entscheidung enttäuscht, die unserer Meinung nach fehlgeleitet ist und auf grundlegenden Missverständnissen beruht", sagte eine TikTok-Sprecherin der dpa. Man habe sich mit der EU-Kommission in Verbindung gesetzt, um dies richtigzustellen. Laut dem Konzern benutzen rund 150 Millionen Menschen in der Europäischen Union jeden Monat den Dienst - noch.

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