USA: "Großer" serbischer Truppenaufmarsch an Kosovo-Grenze

    "Großer" Militäraufmarsch:USA: Serbische Truppen an Grenze zum Kosovo

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    Nach US-Angaben lässt Serbien an der Grenze zum Kosovo Truppen aufmarschieren. Washington beobachte das mit Sorge - die Nato will eigene Schutztruppen im Land aufstocken.

    Eine Aufnahme der Stadt Mitrovica im Norden des Kosovos
    Nach zunehmenden Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo, ruft die USA Serbien zur Deeskalation auf. Nach US-Angaben gibt es einen ungewöhnlichen Truppenaufmarsch an der Grenze.30.09.2023 | 0:20 min
    Die US-Regierung beobachtet nach eigenen Angaben einen "großen" serbischen Militäraufmarsch an der Grenze zum Kosovo. Es beinhalte ein "beispielloses" Aufgebot von Artillerie und Panzern, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Freitag in Washington.

    Wir fordern Serbien auf, diese Truppen an der Grenze abzuziehen.

    John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen US-Sicherheitsrats

    Die US-Regierung sei besorgt über die Situation und beobachte sie seit etwa einer Woche, sagte Kirby. Er bezeichnete das serbische Militäraufgebot an der Grenze als "destabilisierend". Über die Absicht könne er derzeit keine Aussage treffen. Man dränge die Serben auch über diplomatische Kanäle, die Truppen zurückzuziehen.

    Bewaffneter Überfall auf kosovarische Polizei

    Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien, das seine einstige Provinz zurückfordert. Die überwiegende Mehrheit der 1,8 Millionen Einwohner im Kosovo sind ethnische Albaner. Dazu kommen 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.
    Am vergangenen Sonntag hatte ein 30-köpfiger serbischer Kommandotrupp in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden.
    Kosovarische Polizei nach einem tödlichen Schussangriff
    Im Norden des Kosovo ist eine Polizeistreife beschossen worden, wobei ein Polizist starb. Die Beamten wollten eine Straßenblockade nahe der Grenze zu Serbien auflösen.24.09.2023 | 0:23 min
    Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic hat sich zum Überfall des bewaffneten Kommandotrupps bekannt. "Ich habe mich zu dieser Tat entschieden, weil alle bisher angewandten Widerstandsmethoden keine Verbesserung des Lebens des serbischen Volkes (im Kosovo) brachte", schrieb er in einer Erklärung, die sein Anwalt am Freitag vor der Presse in Belgrad verlas.
    Kirby sagte, der Angriff sei "sehr ausgeklügelt" gewesen und habe rund 20 Fahrzeuge, "militärische" Waffen, Ausrüstung und Ausbildung umfasst. Es sehe "nicht so aus, als hätten sich einfach ein paar Leute zusammengetan, um das zu tun".

    Nato will Schutztruppen im Kosovo verstärken

    Die Nato kündigte an, die von ihr geführte Schutztruppe KFOR im Kosovo zu verstärken. Man habe zusätzliche Kräfte autorisiert, um auf die gegenwärtige Situation zu reagieren, erklärte die transatlantische Allianz in Brüssel am Freitag.

    Am KFOR-Einsatz der Vereinten Nationen sind 28 Staaten beteiligt, acht davon gehören nicht der Nato an. Stationiert sind im Kosovo derzeit etwa 3.400 KFOR-Soldatinnen und Soldaten, davon rund 70 von der Bundeswehr.

    Quelle: dpa

    Wie viele weitere Soldaten stationiert werden sollen und welche Länder diese stellen, teilte das Bündnis zunächst nicht mit. In einer späteren Erklärung des britischen Verteidigungsministeriums hieß es, man habe der Nato das Kommando über ein Bataillon übertragen. Dies würde in der Regel 500 bis 1.000 Soldaten entsprechen.
    Quelle: dpa, AFP
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