Medikament soll britische Frauen vor Brustkrebs schützen

    Großbritannien:Medikament soll Brustkrebs vorbeugen

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    Ein Medikament, das nicht nur bei Brustkrebs hilft, sondern auch prophylaktisch eingesetzt wird - das erhoffen sich Experten von Anastrozol. Britische Frauen sollen es bald nehmen.

    Medizinisches Personal untersucht mit einer Mammographie die Brust einer Frau auf Brustkrebs.
    Jährlich wird Brustkrebs bei etwa 47.000 Frauen in Großbritannien festgestellt.
    Quelle: dpa

    Etwa 290.000 Frauen in Großbritannien könnten künftig vorbeugend ein Medikament gegen Brustkrebs nehmen. Zielgruppe für Anastrozol seien Frauen nach den Wechseljahren, bei denen ein mittleres oder hohes Brustkrebsrisiko angenommen wird, teilte der britische Gesundheitsdienst NHS mit.
    Nach Angaben des britischen NHS haben Tests gezeigt, dass Anastrozol die Zahl der Brustkrebsfälle über elf Jahre betrachtet um etwa die Hälfte senkt. Schätzungen zufolge könnten 2.000 Erkrankungen vermieden werden, wenn ein Viertel der geeigneten Frauen das Angebot nutzt und wiederum die Hälfte davon das Mittel über die vorgeschlagene Zeit von fünf Jahren einnimmt, hieß es weiter.
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    Anastrozol soll Brustkrebs vorbeugen - viele Nebenwirkungen

    Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass Anastrozol nicht nur zur Behandlung von Brustkrebs, sondern auch zur Vorbeugung gegen die Krankheit helfe. Der Schutzeffekt dauere auch nach dem Absetzen des Mittels noch Jahre an.

    Es ist fantastisch, dass diese lebenswichtige Option zur Risikominderung nun Tausenden von Frauen und ihren Familien dabei helfen könnte, den Stress einer Brustkrebsdiagnose zu vermeiden.

    Amanda Pritchard, NHS-Chefin

    Das Medikament soll als Tablette täglich über fünf Jahre eingenommen werden. Anastrozol wirkt dem NHS zufolge, indem es die Menge des Hormons Östrogen reduziert, das der Körper einer Patientin produziert, indem es ein Enzym namens Aromatase blockiert. Nebenwirkungen können demnach Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, Arthritis, Hautausschlag, Übelkeit, Kopfschmerzen, Osteoporose und Depression sein.
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    In Deutschland kein Prophylaxe-Medikament erhältlich

    In Deutschland sei zwar noch kein Medikament zur Vorbeugung von Brustkrebs zugelassen, teilte das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ auf Anfrage der dpa mit. Anastrozol und andere Mittel könnten in Ausnahmefällen jedoch zu diesem Zweck genutzt werden.
    Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfehle Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko in bestimmten Fällen und nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile eine vorbeugende medikamentöse Therapie. Zu den entsprechenden Medikamenten zählten Tamoxifen, Raloxifen sowie Aromatasehemmer wie das genannte Anastrozol (Stand März 2023).
    Quelle: dpa

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