Was im Alltag wichtig ist:Herzschrittmacher als neuer Schritt ins Leben
von Andreas Kürten
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Mehr als 70.000 Menschen in Deutschland benötigen jedes Jahr einen Herzschrittmacher. Das Leben damit ist oft mit weniger Einschränkungen verbunden, als viele befürchten.
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Einen Herzschrittmacher brauchen Menschen, deren Herz dauerhaft zu langsam schlägt. Ohne ihn drohen Schwindel und Ohnmachtszustände (Synkopen), bis hin zum lebensbedrohlichen Herzstillstand. Ursachen einer solchen Bradykardie können ein altersbedingt zu langsamer Puls bei Belastung, eine Reizleitungsstörung oder eine Herzschwäche sein.
Herzschrittmacher stimulieren durch elektrische Impulse den Herzmuskel zur regelmäßigen Kontraktion und gleichen auch Herzrhythmusstörungen aus. Begleiterkrankungen wie eine Herzschwäche können aber nicht rückgängig gemacht werden.
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Wie ein Herzschrittmacher eingesetzt wird
Der Schrittmacher wird meist unter örtlicher Betäubung auf Höhe des Schlüsselbeins unter die Haut geschoben. Bei Linkshändern rechts und bei Rechtshändern links, damit bei Bewegungen im Alltag möglichst wenig von ihm zu spüren ist.
Die Sonden werden dabei durch eine Vene zum Herzen geführt und dort fixiert. Zu unerwünschten Operationsfolgen, wie zum Beispiel Infektionen oder dem Verrutschen von Sonden, kommt es etwa bei drei bis fünf Prozent der Patienten. Joachim Ehrlich, Chefarzt der Kardiologie im St. Josefs-Hospital Wiesbaden, erklärt:
Programmierung: Je nach Diagnose und Erkrankung kann die Stärke und Frequenz der elektrischen Impulse eingestellt werden.
Anpassung: Bei körperlicher Belastung können neuere Herzschrittmacher die Herztätigkeit und somit den Pulsschlag beschleunigen und anpassen. Dies geschieht zum Beispiel beim Treppensteigen oder beim Sport.
Aufzeichnung: Wie bei einem EKG kann der Schrittmacher die Herztätigkeit in Ruhe und unter Belastung aufzeichnen und mögliche Störungen erfassen und speichern.
Überwachung: Eine Überwachung durch Kardiologen per Telemedizin ist technisch möglich, aber im Leistungskatalog der Krankenkassen aktuell nicht vorgesehen.
So lange bleibt ein Herzschrittmacher im Körper
Ein Herzschrittmacher wird durch eine Lithium-Batterie mit Energie versorgt. Der tägliche Stromverbrauch hängt unter anderem von den Funktionen ab. Nach etwa sieben bis zehn Jahren muss das Gerät in der Regel ausgetauscht werden.
Ein Aufladen der Batterie wäre per Induktion durch die Haut zwar technisch möglich, aber ist aus Sicherheitsgründen gesetzlich verboten.
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Welche Belastungen mit einem Herzschrittmacher möglich sind
Menschen mit Herzschrittmacher sind in der Regel kurz nach der Operation wieder gut belastbar. Auch Sport ist meist wieder ohne Einschränkungen möglich.
Personen mit Herzschrittmacher sollten jedoch Tätigkeiten, die mit Stoßverletzungen im Bereich des Implantats einhergehen können, vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel:
Kampfsport
schweres Tragen (zum Beispiel bei Lageristen)
das Ansetzen von Gewehren (zum Beispiel bei Jägern)
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Was bei Kontrollen und Untersuchungen zu beachten ist
Zwei Monate nach dem Einsetzen werden die Funktionen des Schrittmachers überprüft und die Einstellungen optimiert. Danach folgen jährliche Kontrollen.
Im Prinzip können Menschen mit einem Herzschrittmacher alle wichtigen Untersuchungen durchführen lassen, wie zum Beispiel ein Herz-Ultraschall oder ein CT. Vorsicht ist jedoch beim MRT geboten: Die Radiologen müssen vorher über die Programmierung des Schrittmachers informiert werden.
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von Annette Kanis
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Wann elektromagnetische Strahlung gefährlich werden kann
Viele Betroffene haben Angst, dass elektromagnetische Strahlung im Alltag zu Funktionsstörungen führen kann. Joachim Ehrlich ordnet ein:
Man tendiere aber dazu, die Gefahr zu überschätzen. Denn man müsse für ein erhöhtes Risiko relativ nah an Geräte wie ein Induktionsfeld oder ein Mobiltelefon ran, erläutert Ehrlich. "Wichtig ist, Abstand zu halten von solchen Geräten, um sicher zu sein."
Mobiltelefone: Am besten immer das Handy beim Telefonieren auf der anderen Seite am Ohr halten (Schrittmacher links = Handy rechts und umgekehrt).
Internetrouter: Nicht näher als ca. 20 Zentimeter an den Schrittmacher heranführen.
Induktionskochfelder: Nicht vornüberbeugen oder drauflehnen und ca. 20 Zentimeter Abstand zum Schrittmacher halten.
Sicherheitsüberprüfung in Kaufhäusern / Flughäfen: Wenn es sich um Geräte handelt, die noch elektromagnetisch funktionieren, den Schrittmacher-Ausweis vorzeigen und separat an der Seite untersuchen lassen (Leibesvisitation).
Warum zu jedem Herzschrittmacher ein Ausweis gehört
Menschen mit einem Herzschrittmacher dürfen in der Regel ohne Einschränkung Auto fahren. Ein Vorteil für die Patienten, denn viele Diagnosen, die mit einem zu langsamen Herzrhythmus einhergehen, führen ohne das Gerät zum Entzug des Führerscheins.
Daher erhält jeder Patient mit einem Herzschrittmacher einen Ausweis. Darin sind die Daten des Gerätes dokumentiert, aber auch Informationen zur Diagnose, Programmierung und den wichtigsten Untersuchungsergebnissen. Dies ist besonders für Notfälle wichtig.