Alzheimer: Ab wann vergesslich krank bedeutet

    Alzheimer-Demenz:Ab wann vergesslich krank bedeutet

    von Gunnar Fischer
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    Die Angst vor einer Alzheimer-Erkrankung ist groß. Aber was unterscheidet altersbedingte Vergesslichkeit von dieser Demenz-Form? Wie Biomarker bei der Diagnose für Klarheit sorgen.

    Studie zu neuen Alzheimer-Medikamenten zeigt sichtbare Wirkung im Gehirn.
    Neue Alzheimer-Medikamente: Was sie bewirken und welche Nebenwirkungen sie hervorrufen können.21.09.2023 | 5:27 min
    Wo habe ich bloß mein Auto geparkt? Wo liegt nur meine Brille? Wann war nochmal der Arzttermin? Gedächtnislücken wie diese kennt fast jeder. Bis zu einem gewissen Grad ist zunehmende Vergesslichkeit eine Begleiterscheinung des Alterns oder kann auch ein Symptom von Stress sein.
    Doch die Abgrenzung zwischen normaler Vergesslichkeit und den ersten Erscheinungen einer Alzheimer-Erkrankung ist gerade im Frühstadium schwierig.

    Vergesslichkeit ist ein normales Phänomen. Das haben wir alle, das hat auch viel Gutes.

    Prof. Dr. Lutz Frölich, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim

    "Wenn aber die Vergesslichkeit im Alltag lästig wird und wenn andere Leute einen deswegen darauf bereits ansprechen, dann sollte man das ärztlich abklären lassen", empfiehlt Lutz Frölich vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
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    Demenz-Test: Biomarker sorgen für Klarheit

    Bei der Diagnosestellung kommen Demenz-Tests zum Einsatz, mit denen die Gedächtnisleistung geprüft wird. Weitere Hinweise liefert die Liquordiagnostik, die Veränderungen im Nervenwasser aufzeigen kann. Bei Alzheimer sterben Nervenzellen im Gehirn ab.
    Als eine mögliche Ursache gelten Eiweiß-Ablagerungen, sogenannte Amyloid-Plaques. Mit der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können diese zerstörerischen Amyloid-Ablagerungen über spezielle Biomarker sichtbar gemacht werden. Die PET-Untersuchung kommt aus Kostengründen aber nur in klinischen Studien zur Anwendung.
    Mit Hilfe von weiteren bildgebenden Verfahren wie dem MRT lässt sich zudem das Ausmaß möglicher Schädigungen im Gehirn darstellen. Für Alzheimer-Forscher Frölich sind die speziellen Biomarker eine große Errungenschaft: "Da hat es wirklich sehr geholfen, dass man die sogenannte Biomarker entwickeln konnte, dass man diese Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn entweder über die PET-Untersuchung sichtbar machen oder durch eine Nervenwasser-Untersuchung im Labor nachweisen kann."

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    Alzheimer entsteht lange, bevor Symptome auftreten

    Das Erschreckende: Laut neuesten Erkenntnissen bilden sich die krankheitstypischen Eiweiß-Ablagerungen bereits 20 bis 40 Jahre, bevor erste Symptome wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit auftreten. Das macht die Therapie so schwierig, denn eigentlich müssten Menschen medikamentös behandelt werden, die noch keinerlei Symptome aufweisen und bei denen noch viele intakte Nervenzellen existieren.
    In der Regel suchen Betroffene aber erst dann den Arzt auf, wenn sie bereits Symptome haben. In diesem Krankheitsstadium ist der Nervenzellverlust jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr zu stoppen ist. Denn abgestorbene Nervenzellen sind für immer verloren.
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    Verlauf der Alzheimer-Erkrankung

    Bei der Alzheimer-Erkrankung kommt es zu einem geistigen Abbau, der sich mit anfänglicher Vergesslichkeit bis zum totalen Kontrollverlust zeigt, wie Frölich bei seinen Alzheimer-Patienten beobachtet: "Das weitet sich über die Jahre hinweg aus. Man kann sich nicht mehr gut orientieren, gewisse Räumlichkeiten nicht mehr gut erkennen oder findet nicht mehr die richtigen Worte."

    Und irgendwann ist das Ganze so schlimm geworden, dass man hilfsbedürftig ist.

    Prof. Dr. Lutz Frölich, Alzheimer-Forscher

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    Alzheimer-Medikament verzögert Fortschreiten der Krankheit

    Je früher die Krankheit entdeckt wird, desto besser lässt sie sich hinauszögern. Das gilt insbesondere für die medikamentöse Therapie.
    Aktuelle Studien zeigen, dass neu entwickelte Antikörper-Wirkstoffe das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz verzögern können. Die Substanzen zielen darauf ab, die schädlichen Eiweißablagerungen im Gehirn zu beseitigen. Sie sind damit in der Lage, direkt in den ursächlichen Krankheitsprozess einzugreifen und somit zumindest den Status Quo zu erhalten, während mit bisherigen Medikamenten nur die Symptome behandelt werden konnten.
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