Debakel in der Formel 1: Was ist los mit Mercedes?

    Debakel in der Formel 1:Mercedes zwischen "Alptraum" und "Horrorshow"

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    Lewis Hamilton hat sich auf Platz acht gerettet. George Russell stellte seinen Boliden vorzeitig ab. Was ist los mit Mercedes und den Silberpfeilen?

    Der britische Mercedes-Pilot Lewis Hamilton steht in der Startaufstellung vor dem Start des Großen Preises von Brasilien am 05.11.2023.
    Mercedes-Pilot und Ex-Weltmeister Lewis Hamilton beim Großen Preis von Brasilien.
    Quelle: AFP

    George Russell ließ noch während des Rennens in São Paolo seinen Frust über Funk raus. Das absolute Stimmungstief für das einst so erfolgsverwöhnte deutsche Formel-1-Werksteam Mercedes stand da aber noch bevor.
    "Ein Rennen zum Vergessen", sagte Lewis Hamilton über den Großen Preis von Brasilien. Vernichtend gar fiel das Urteil von Teamchef Toto Wolff aus:

    Dieses Auto verdient keinen Sieg.

    Toto Wolff, Teamchef

    Zwei Grand Prix noch, dann müsse er hoffentlich nie wieder mit "diesem Ding" fahren, meinte Hamilton.
    Vor einem Jahr war Mercedes der einzige Sieg in der Saison 2022 in Brasilien gelungen. Russell hatte auch das Sprintrennen für sich entschieden. Nach dem Auftritt zuletzt in Austin und Mexiko-Stadt hatte das Silberpfeil-Team Hoffnung geschöpft, in Interlagos wieder ganz vorn dabei sein zu können.

    Verstappen auf und davon

    Platz acht wurde es für den in der zweiten Hälfte des Grand Prix durchgereichten Hamilton. Russell kam gar nicht erst ins Ziel.
    "Horrorshow", schrieb das britische Boulevardblatt "The Sun" am Montag in großen Lettern. "Lewis Hamilton und Russell erleben beim Großen Preis von Brasilien einen Alptraum, als bei (Max) Verstappens Sieg Mercedes das Lächeln aus dem Gesicht gewischt wird."

    Mercedes-Teamchef entsetzt

    Eine unentschuldbare Leistung, konstatierte Wolff unumwunden.

    Das Auto hat sich angefühlt wie auf drei, nicht vier Rädern.

    Toto Wolff, Teamchef

    Was sie aus dem zweiten Platz von Hamilton eine Woche vorher in Mexiko gemacht hätten, sei "schrecklich" gewesen, erklärte Wolff beim Sender Sky vor der Abreise.

    Noch zwei Rennen in Las Vegas und Abu Dhabi

    Statt erster Vorfreude im Flieger auf der Rückreise nach Europa auf das bevorstehende Spektakel in Las Vegas dürften die Stunden über den Wolken von der gehörigen Bruchlandung auf dem Autódromo José Carlos Pace geprägt gewesen sein.
    Aufarbeitung ist angesagt, um zu retten, was noch zu retten ist. In weniger als zwei Wochen steht das spektakuläre Comeback in Las Vegas an, danach das Finale in Abu Dhabi.

    Red Bull das Maß aller Dinge in der Formel 1

    Platz zwei für Hamilton im WM-Klassement ist bei 32 Punkten Rückstand auf Sergio Pérez kaum mehr drin. Seit fast zwei Jahren wartet der 103-malige Grand-Prix-Gewinner nun schon auf seinen nächsten Sieg. In der Konstrukteurswertung liegt Mercedes als Zweiter nur 20 Punkte vor Ferrari.
    Es ist das Klassement, das über viel Geld entscheidet und Mercedes zu seiner Hochzeit von 2014 an achtmal in Serie für sich entschied. Die Zeiten sind vorbei. Red Bull ist das neue Mercedes und räumt alles ab.

    Russell und Hamilton: Schwieriges Verhältnis

    Dass bei den Silberpfeilen das Binnenverhältnis der beiden Piloten manchmal schnell verwundbar scheint, erleichtert es nicht. Als Russell vergeblich darauf wartete, vom Team an Hamilton vorbeigelotst zu werden, der ihn aus seiner Sicht nur aufhielt, zischte der 25-Jährige via Funk an den Kommandostand:

    Arbeiten wir hier zusammen oder fährt jeder sein eigenes Rennen?

    George Russell

    Die Antwort: "Wir diskutieren noch."
    Für Russell erledigten sich die Diskussionen, als seine Motoreneinheit zu heiß wurde und er den Wagen in der Garage abstellen musste. "Es tut mir leid für sie, dass sie mit einem so schwierigen Auto fahren mussten", sagte Wolff: "Das Auto ist die ganze Zeit auf des Messers Schneide und wir müssen sicherstellen, dass wir dieses Problem in der Entwicklung des nächstjährigen Autos in den Griff bekommen."
    Quelle: dpa
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