1. FC Kaiserslautern: Als Drittligist ins Pokalfinale?

    1. FC Kaiserslautern:Keine Chance - aber die wollen sie nutzen

    von Christoph Ruf
    |

    Groteskes Szenario: Wenn der FC Kaiserslautern im Pokalfinale auf Leverkusen trifft, könnte er bereits als künftiger Drittligist feststehen. Ausgerechnet jetzt geht es nach Kiel.

    Friedhelm Funkel am 15.02.2024.
    Friedhelm Funkel will mit dem FCK den Klassenerhalt schaffen.
    Quelle: Imago

    Friedhelm Funkel ist derzeit um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Nach dem in jeder Hinsicht deprimierenden 1:1 gegen Wehen Wiesbaden, das zuvor vier Spiele am Stück verloren hatte, steht der erfahrene FCK-Coach mit dem Rücken zur Wand.
    Der Trend der vergangenen Wochen zeigt beim 1. FC Kaiserslautern so deutlich nach unten, dass für den Tabellen-17. der 2. Liga in den verbleibenden vier Spielen eigentlich nur noch Siege zählen. Und ausgerechnet jetzt geht es am Samstag (13 Uhr) zu Tabellenführer Kiel, dem bei einem Sieg der Aufstieg kaum noch zu nehmen wäre.
    Kaiserslauterns Boris Tomiak (M) und Wiesbadens Ivan Prtajin (r) im Zweikampf.
    Der 1. FC Kaiserslautern ist gegen den SV Wehen Wiesbaden nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Für die Gäste ist der Punkt im Abstiegskampf deutlich wertvoller als für den FCK.22.04.2024 | 7:05 min

    Die Stimmung ist gekippt

    Eine weitere Niederlage wäre auch atmosphärisch fatal: Nachdem sich die treuen Fans nach dem 1:1 gegen Wehen lautstark abwendeten, braucht es ein Erfolgserlebnis, damit die Heimspiele gegen Magdeburg und Braunschweig nicht zum Spießrutenlaufen werden.
    Kein Wunder also, dass Trainer Funkel die Ausgangslage wie folgt zusammenfasste:

    Du hast keine Chance, also nutze sie.

    Friedhelm Funkel

    Gemeint war das wohl als kämpferisches Statement. Es klang eher sarkastisch.

    Der FCK hat es nicht mehr in der eigenen Hand

    Überhaupt fällt es den Pfälzern derzeit schwer, Optimismus zu verbreiten. Auch der ansonsten schonungslos ehrliche Keeper Julian Krahl leistete sich nach der Blamage gegen Wiesbaden einen Fauxpas, als er behauptete, es stimme ihn optimistisch, dass man "alles noch in der eigenen Hand" habe.
    Genau das hat der FCK als Vorletzter nämlich nicht mehr. Er muss nicht nur darauf hoffen, dass in den letzten vier Spielen die Trendumkehr gelingt. Doch wenn die Konkurrenten nicht parallel patzen, könnte auch die zu spät kommen.
    Friedhelm Funkel
    Friedhelm Funkel, Trainer des 1. FC Kaiserslautern, über sein unerwartetes Comeback, das DFB-Pokal-Finale und die Chancen seiner Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt.13.04.2024 | 24:43 min

    Als Drittligist ins Pokalfinale?

    Somit ist ein Szenario, das nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale Saarbrücken augenzwinkernd beschworen wurde, mittlerweile alles andere als unwahrscheinlich: Wenn der FCK am 25. Mai auf Bayer Leverkusen trifft, könnte er als künftiger Drittligist feststehen.
    Das ebenfalls groteske Szenario, dass die Pfälzer wenige Tage vor und nach dem Pokalfinale die eventuellen Relegationsspiele austragen müssten, ist mittlerweile hingegen fast schon eine Wunschvorstellung.

    Im Fall, dass Leverkusen am 25. Mai das DFB-Pokalfinale gewinnt, bliebe dem FCK ein attraktiver Bonus vorenthalten. Bis 2015 durfte der unterlegene Finalist automatisch in der darauffolgenden Saison in der Europa League starten. Seit der Reform rückt nun der Tabellensechste der Bundesliga auf, der Siebte bekäme den Play-off-Platz für die Conference League.

    Konstanter Einbruch in Durchgang zwei

    In unschöner Regelmäßigkeit hat der FCK zuletzt nach gutem Start die Partien noch aus der Hand gegeben. Satte 31 Punkte hat man nach eigener Führung verspielt.

    Wenn wir immer nur 45 Minuten Fußball spielen, wird's schwer.

    FCK-Torhüter Julian Krahl

    Zu hinterfragen wäre allerdings, ob Funkels Fußballphilosophie Teil der Lösung oder Teil des Problems ist. Wenn auch in den Schlussminuten jedes Pressing unterbleibt und Quer- und Rückpässe eine Angriffsstrategie ersetzen, ist das eine fußballerische Bankrotterklärung.
    sportstudio-Post zum FCK
    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von Instagram nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Instagram übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von Instagram informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Datenschutzeinstellungen anpassen

    Der Boss geißelt "Hosenscheißer-Fußball"

    So scheint es auch Geschäftsführer Thomas Hengen zu sehen, der von "Hosenscheißer-Fußball" sprach. Funkel betont hingegen nachdrücklich, er halte "die Mannschaft im zweiten Durchgang nicht zurück", sondern ermuntere sie, "auf das zweite Tor zu gehen."
    So oder so: Der dritte Trainerwechsel der Saison hat sich beim FCK bislang nicht ausgezahlt. Funkel übernahm im Februar für Dimitios Grammozis. Funkels Vor-Vorgänger Dirk Schuster wurde von Klubchef Hengen im November mit der Begründung freigestellt, dass unter ihm zu unattraktiver Fußball gespielt werde.

    Funkels schwache Bilanz

    Dass der Fußball, den der FCK in den vergangenen Wochen zeigte, keinesfalls attraktiver ist, steht fest. Doch um Stilfragen geht es in der prekären Lage längst nicht mehr.
    Viel bedenklicher ist die nackte Bilanz des derzeitigen Trainers: Funkel, unter dessen Regie zwar der Einzug ins Pokalfinale gelang, kommt in neun Ligaspielen auf neun Punkte. Schuster wurde mit 18 Zählern aus 14 Partien entlassen. Der FCK stand damals auf Rang 11.

    Der FCK gehört zu den großen deutschen Traditionsvereinen. Der viermalige deutsche Meister (1951, 1953, 1991, 1998) erreichte 1982 und 2001 das Halbfinale des UEFA-Pokals (Vorläufer der Europa League) und stand 1999 im Viertelfinale der Champions-League.

    Am 25. Mai stehen die Pfälzer nun bereits zum achten Mal in ihrer Geschichte in einem Pokalfinale, zwei Mal holte der FCK auch den Pokal (1990, 1996). 1991 gelang zudem der Gewinn des Supercups.

    Traditionell ist der FCK ein Zuschauermagnet: 43.500 Fans kamen in dieser Saison durchschnittlich zu den Heimspielen auf den Betzenberg.

    Thema

    Mehr zum Thema