Bundesliga: Bayerns Weg zurück zu sich selbst

    Bundesliga-Spiel gegen Dortmund:Bayerns Weg zurück zu sich selbst

    von Maik Rosner
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    Nach dem 4:2 bei Tuchels Debüt und Sprung an die Spitze blickt Bayern München erleichtert auf den Titelkampf, übt aber auch Selbstkritik. Beim BVB folgt Trotz auf das Entsetzen.

    Die Bayern feiern ihren Sieg gegen Borussia Dortmund.
    Machtdemonstration der Bayern und ein Traum-Debüt für Trainer Tuchel: Gegen Dortmund gewinnt der Rekordmeister 4:2. Eröffnet wird der Torreigen mit einem kapitalen Torwartfehler.03.04.2023 | 13:56 min
    Thomas Tuchel war die Erleichterung über seinen gelungenen Einstand als neuer Trainer des FC Bayern anzusehen. Immer wieder lächelte er, erkennbar wich die große Anspannung, mit der er ins Topspiel gegen Borussia Dortmund gegangen war.
    Nach dem klaren 4:2 (3:0) und der Rückkehr der Münchner an die Tabellenspitze gewährte der 49 Jahre alte Nachfolger des freigestellten Julian Nagelsmann einen Einblick, wie der Druck auf ihm gelastet hatte.
    Julian Nagelsmann
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    Tuchels Nervosität

    "Ich war sehr nervös", verriet Tuchel im ZDF und lachte selbstironisch darüber, so aufgekratzt gewesen zu sein. Trotz seiner großen Erfahrung, nicht zuletzt durch seine vorherigen Stationen Paris Saint-Germain und FC Chelsea. Mit den Londonern hatte er 2021 die Champions League gewonnen.
    Nun soll Tuchel den FC Bayern bestenfalls zum Titel in der Königsklasse führen, ebenso wie zum DFB-Pokal und elften Meistertitel hintereinander. Dass der erste Schritt dorthin bei seinem Debüt ziemlich eindrucksvoll gelungen war, sorgte für ein kollektives Aufatmen beim FC Bayern.

    Ein Statement nach Bayern-Art

    Bei einer Niederlage wäre es "düster" geworden, sagte Thomas Müller. So aber "war es natürlich ein Statement, dass man wieder gesehen hat: Wenn die Bayern müssen, dann können sie."
    Maßgeblich profitiert hatten die Münchner anfangs von Gregor Kobels Patzer. Nach einem langen Pass von Dayot Upamecano war der Dortmunder Torwart herausgeeilt und hatte versucht, den Ball wegzuschlagen. Er traf diesen aber so gut wie gar nicht, weshalb der Ball ins Tor rollte (13.).

    "Trüffelschwein" Thomas Müller

    Danach ließ Müller instinktsicher das 2:0 (18.) und 3:0 (23.) folgen, Tuchel nannte ihn "das Trüffelschwein im Strafraum". Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhte Kingsley Coman auf 4:0 (50.).
    Der überforderte BVB konnte das Ergebnis durch Emre Cans verwandelten Foulelfmeter (72.) und Donyell Malens Tor zum Endstand (90.) nur abschwächen. Am deutlichen und zu niedrig ausgefallenen Sieg des FC Bayern änderte das nichts.

    Tuchel-Einstand gelingt
    :Bayern schickt BVB mit 4:2 nach Hause

    Ein Blackout von BVB-Keeper Gregor Kobel macht den Anfang, danach wird's eine klare Sache: Bayern München gewinnt in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund mit 4:2.
    von Christian Nürnberger
    Torwart Gregor Kobel (Borussia Dortmund) schlägt einen hohlen

    Bayerns Selbstkritik

    Trotz ihrer Machtdemonstration gaben sich die Münchner äußerst selbstkritisch. "Wir haben schon einige Dinge gut umgesetzt", befand Mittelfeldspieler Leon Goretzka, dennoch gebe es noch "extrem viel Luft nach oben". Müller verwies auf "sehr, sehr viele leichte Ballverluste".
    Auch Tuchel monierte "viele Fehler", seine Elf habe teils "fahrig" agiert und dadurch oft hinterherlaufen müssen. "Das Gute ist: Wir sind hinterhergelaufen", lobte Tuchel, "keiner war sich zu schade." Nun gelte es, dominanter zu werden und die Fehler zu minimieren. Immerhin: Der Auftakterfolg "gibt uns einen Push", sagte er.

    Tuchels Anspruch

    Es klang deutlich an, dass Tuchel nicht zum FC Bayern gekommen ist, um schlicht Spiele zu gewinnen. Er verfolgt vielmehr einen hohen inhaltlichen und stilistischen Anspruch. Zumindest der erste Schritt auf dem Weg zurück zur typischen Bayern-Dominanz und damit zurück zu sich selbst haben die Münchner mit Tuchel vollzogen.
    Weitere Schritte sollen möglichst zügig folgen. Bereits am Dienstag steht das erste K.o.-Spiel mit Tuchel im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Freiburg an. Eine Woche später geht es im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zu Manchester City. Bis dahin will Tuchel weitere strukturelle Maßnahmen ergreifen.

    Kehl gibt sich kämpferisch

    Zugleich weiß er, dass er auf Nagelsmanns Arbeit aufbaut. "Es fühlt sich noch nicht 1.000-prozentig wie meine Mannschaft an", sagte Tuchel, in dieser stecke ohnehin auch Nagelsmanns Leidenschaft. "Deshalb versuchen wir das jetzt auch unter anderem für ihn zu Ende zu machen", sagte Tuchel.
    Beim BVB folgte derweil Trotz auf das Entsetzen. Es sei "ein bitterer Tag, der tut weh", bekannte Sebastian Kehl. Der Sportdirektor gab sich aber in Bezug auf den Meistertitel kämpferisch. "Wir stehen wieder auf", versprach er, "das Ding ist noch nicht erledigt."

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