Fußball: Kommentar zum Nagelsmann-Aus beim FC Bayern

    Kommentar

    Nagelsmann-Knall beim FC Bayern:Mia ham Feierabend!

    von Nils Kaben
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    Deutschlands größte Trainerhoffnung ist in München überraschend entlassen worden. Für ZDF-Reporter Nils Kaben das Ende eines Missverständnisses.

    Kommemntar Nils Kaben zu Julian Nagelsmann, Bayern München
    ZDF-Reporter Nils Kaben kommentiert die Entlassung Julian Nagelsmanns beim FC Bayern München.
    Quelle: ZDF/dpa

    Eines muss man den Bayern lassen, sie sind immer wieder für Überraschungen gut. Dazu zählen das überzeugende 2:0 gegen PSG in der Champions League ebenso wie das 0:5 im letzten Jahr im Pokal in Gladbach.
    Der vorläufige Hit allerdings ist die Personalentscheidung, die seit gestern Abend so langsam durchsickerte. Nagelsmann gefeuert. Der - vom Vier-Spiele-Interimscoach Reinhard Saftig in den 80ern und dem glücklosen Sören Lerby Anfang der 90er Jahre mal abgesehen - jüngste und hoffnungsvollste Bayern-Trainer muss seine Sachen packen.

    Was für ein Missverständnis

    Nagelsmann galt bis eben noch als unangefochtene Nummer eins unter den deutschen Trainern. Einer, dem mit 35 Jahren die Zukunft gehört, ein moderner Übungsleiter mit Kompetenz und dem richtigen Draht zum kickenden Instagram-Personal. Aber jetzt, so mutmaßt die stets gut informierte "Süddeutsche Zeitung", habe er die Kabine verloren.
    Fußball: FC Bayern entlässt offenbar Julian Nagelsmann.
    Jetzt ist es offiziell: Julian Nagelsmann ist nicht mehr Trainer des FC Bayern. Sein Nachfolger steht mit Thomas Tuchel auch schon fest.24.03.2023 | 1:06 min
    Ob es damit zu tun hat, dass eine ehemalige Bayern-Reporterin der "Bild"-Zeitung jetzt seine Freundin ist, bleibt vorerst nur eine Vermutung. Eines der letzten Fotos von ihm als Bayern-Trainer zeigt das Paar diese Woche bestens gelaunt beim Skifahren im Zillertal. Ein anderer Erklärungsansatz verfolgt Nagelsmanns Hang, komplizierte Dinge auch kompliziert zu belassen, sowas kommt ja heutzutage nicht mehr so gut an. Und wenn die Stars genervt sind, hat der Vorturner verloren. Die als langfristig ausgerufene millionenschwere Liaison währte also gerade mal 21 Monate.

    Angst vor der Freude der Anderen

    Im ersten Nagelsmann-Jahr sind sie "nur" Deutscher Meister geworden. Das ist natürlich viel zu wenig für die Könige von der Isar. Und jetzt, in der gerade laufenden Spielzeit, sind zwar noch alle drei Trophäen drin, aber sicher scheint keine einzige. In der Liga die Tabellenführung und zehn Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus Dortmund vergeigt, fehlen den Bossen offenbar Konstanz und Überlegenheit. Also das, was sie sich am sehnlichsten wünschen.
    In der Königsklasse wartet mit Manchester City der nächste Riese und im Pokal kommt mit dem SC Freiburg wieder die Mannschaft, gegen die man sich vor allem prima blamieren könnte. Dieses fortwährende Auf und Ab hat sie also nervös werden lassen im Münchner Süden. Dass im Sport ab und zu, ganz ausnahmsweise vielleicht, auch mal andere gewinnen könnten, gilt in München als Blasphemie.

    Mindestens 60 Millionen in den Sand gesetzt

    Wenn das auf acht Millionen Euro geschätzte Jahresgehalt von Nagelsmann stimmt, dazu die 20 Millionen Ablöse an RB Leipzig - die Laufzeit des Arbeitsvertrages von fünf Jahren ist bestätigt -, dann beläuft sich der Verlust dieser Personalie mindestens auf stattliche 60 Millionen. Jetzt werden Kahn und Co argumentieren, dass nicht gewonnene Titel noch viel höhere Einbußen bedeuten könnten. Nur sind das eine Tatsachen, das andere erstmal bloße Hoffnungen und Erwartungen.
    Fußball: Julian Nagelsmann.
    Münchens Trainer Julian Nagelsmann im Interview mit Thomas Skulski nach dem 1:1 des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt.28.01.2023 | 4:31 min
    Wohl einem Vorstand, der so agieren kann und darf. Man stelle sich das mal im richtigen Leben vor: Chefs verkünden ihre Version von der Zukunft, bekommen haufenweise Geld und Vertrauen und dann, keine zwei Jahre später - Kommando zurück, war nix, haben uns geirrt. Nächster Versuch. Diesmal immerhin ohne Ablöse. Selbst ein paar Nummern kleiner gedacht bliebe immer noch Kopfschütteln.

    Tuchel schon in München

    Jetzt soll es also Thomas Tuchel richten. Den wollten sie 2018 schon mal, damals stand Uli Hoeneß auf der Bremse. Der 49-Jährige gilt fachlich als oberstes Regal. Champions-League-Sieger mit Chelsea, zweimal französischer Meister mit PSG, deutscher Pokalsieger mit Dortmund - das ist nur ein Auszug aus der längeren Erfolgsliste des Schwaben.
    Nur eines ist auch klar: Tuchel kann man sicher vieles nachsagen, nur dass er unkompliziert sei, das würden selbst die, die nicht so dicke mit ihm sind, kaum zu behaupten wagen. Und Nagelsmann dürfte erstmal die (Fußball-)Welt nicht mehr verstehen. Für einen Moment haben wir alle also was gemeinsam. Aber das wird wieder.

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