Fußball: Frauen-Bundesliga boomt wie noch nie

    Rekordzahlen und gute Aussichten:Frauen-Bundesliga boomt wie noch nie

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    Die Hoffnung war groß, dass die Euphorie rund um die Fußball-EM der Frauen auch auf die Bundesliga ausstrahlen würde. Bisher scheint diese Hoffnung aufzugehen.

    Frankfurter Arena beim Frauenspiel zwischen Eintarcht Frankfurt und Bayern München
    Das Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München fand vor der Rekordkulisse von 23.200 Zuschauern statt.
    Quelle: dpa

    Kann die Fußball-Bundesliga der Frauen nach der Euphorie rund um die EM in England goldenen Zeiten entgegensehen? Fakt ist, dass die Zuschauerzahlen in die Höhe schießen. An den ersten sieben Spieltagen kamen nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes schon 119.286 Fans - mehr als in der gesamten vergangenen Saison nach 22 Spieltagen (108.483).

    Das Interesse am Frauen-Fußball ist derzeit so groß wie nie zuvor.

    Bettina Baer, Marketing-Agentur "Two Circles"

    Bundesliga bisher eher ein Zuschussgeschäft

    Eine am Montag vorgestellte Studie des DFB sieht zudem eine vielversprechende wirtschaftliche Perspektive für das Oberhaus um Meister VfL Wolfsburg, das seit seiner Eingleisigkeit 1997 eher ein Dornröschen-Dasein fristete. Bisher sind die zwölf Teams meist ein Zuschussbetrieb unter dem Dach eines Männervereins.
    In der Studie "Neue Perspektiven. Die wirtschaftliche Zukunft der Frauen-Bundesliga", die der DFB zusammen mit der Sportmarketing-Agentur "Two Circles" erstellt hat, heißt es: "Im optimistischen Szenario für die Saison 2031/32 wird der kommerzielle Wert der Frauen-Bundesliga auf 130 Millionen Euro geschätzt. Derzeit erwirtschaften die Klubs weniger als 20 Millionen Euro pro Saison."
    Manu Thiele zum Thema Frauenfußball
    Wie kann die Frauen-Bundesliga die EM-Euphorie nutzen? Das diskutiert Sportjournalist Manu Thiele im neuen Bolzplatz.20.09.2022 | 18:12 min

    Zuschauerschnitt klar auf Rekordkurs

    Bis dahin sollen auch durchschnittlich 7.500 Zuschauer zu den Spielen in die Stadien strömen. 2021/2022 waren es nur 841 - doch dann kam im Juli die Europameisterschaft in England, wo die DFB-Frauen für Rekordeinschaltquoten sorgten und erst im Endspiel vom Gastgeber-Team gestoppt wurden.
    Zum Bundesliga-Auftakt danach gab es bei Eintracht Frankfurt gegen Bayern München gleich mal eine Rekordkulisse von 23.200 Fans. 2.840 ist der aktuelle Zuschauerschnitt, so hoch war er noch nie.
    Giulia Gwinn (FC Bayern) spielt den Ball
    Keine Tore, aber so viele Zuschauer wie noch nie bei einem Spiel der Fußball-Bundesliga der Frauen: Mehr als 23.000 Fans sahen die Partie Eintracht Frankfurt gegen Bayern München.16.09.2022 | 4:58 min

    DFB mahnt bei Rufen nach Liga-Aufstockung

    Schon werden erste Rufe nach einer Aufstockung der Liga laut, doch DFB-Marketing-Chef Holger Blask mahnt, dass man erst einmal die Wettbewerbsfähigkeit steigern müsse. Dafür hatte der Verband schon vor dem EM-Turnier die "Strategie Frauen im Fußball FF27" vorgelegt.
    "Die EM war ein voller Erfolg. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich dieser Aufwind im Frauen-Fußball nun auch auf Deutschland nachhaltig übertragen lässt. Hier braucht es alle - die Fans, den DFB, die Landesverbände, die Klubs", sagte Blask.
    Die Wolfsburgerinnen jubeln über das Tor zum 2:0 für den VfL durch Marina Hegering am 06.11.2022.
    Die Erfolgsserie der Wolfsburger Fußballerinnen reißt nicht ab. Der Tabellenführer landete mit dem 4:0 gegen den MSV Duisburg am siebten Bundesliga-Spieltag den siebten Sieg.06.11.2022 | 3:26 min

    Studie erkennt noch viel ungenutztes Potential

    Schließlich hatte der Verband in der Vergangenheit schon zwei WM-Titel, einen Olympiasieg und acht EM-Titel nicht spürbar nutzen können. Für die Studie wurden in einer bevölkerungsrepräsentativen Marktforschung 2.015 Menschen befragt. Demnach verfolgen von den 40 Millionen Fußball-Interessierten in Deutschland knapp die Hälfte nur Männer-Fußball, davon haben 58 Prozent den Frauen-Fußball "noch nie wirklich wahrgenommen".
    Das will der DFB ändern und sieht darin ein beträchtliches, noch ungenutztes Fan-Potenzial. "Die Daten, die unserer Agentur aus verschiedenen Märkten in Europa und Nordamerika vorliegen, deuten darauf hin, dass der Frauen-Fußball die am schnellsten wachsende Sportart der kommenden zehn Jahre werden kann", sagte die beauftragte Marketing-Expertin Bettina Baer von "Two Circles".

    Neuer TV-Vertrag gilt ab 2023

    Für Ex-Nationalspielerin Doris Fitschen, Gesamtkoordinatorin Frauen im Fußball beim DFB, zeigt die Studie: "Diese Investitionen lohnen sich nicht nur, um gesellschaftspolitisch ein Statement zu setzen, sondern weil mittelfristig die wirtschaftlichen Potenziale absolut vorhanden sind."
    Der DFB hat nun Pläne und Modelle entwickelt, um den Frauen-Fußball mehr in die Klubs zu integrieren und die Vermarktung zielgerichteter voranzutreiben. Der neue, ab 2023 gültige TV-Vertrag mit Montagspielen und mehr Partien im frei empfangbaren Fernsehen soll dabei helfen.
    Quelle: dpa
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