Fußball-Frauen-WM 2023: Ein Turnier der Herausforderungen

    Fußball-WM der Frauen:Ein Turnier der Herausforderungen

    von Frank Hellmann
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    Die Trophäe, um die es bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland geht, macht Station in Berlin. Die deutschen Fußballerinnen müssen sich für den dritten Stern strecken.

    Martina Voss-Tecklenburg, aufgenommen am 24.04.2023 in Frankfurt am Main
    Reist mit ihren Spielerinnen frühzeitig Richtung Sydney: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg
    Quelle: dpa

    Wenn Martina Voss-Tecklenburg an die bevorstehende Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) denkt, bekommt die Bundestrainerin schon heute leuchtende Augen. Die 55-Jährige erwartet, dass zehn, elf Nationen um den Titel spielen. Zur sportlich verschärften Konkurrenzsituation kommen logistische Herausforderungen, die es in dieser Form auch noch nicht gab.
    Die neunte WM-Auflage wird erstmals auf der Südhalbkugel in zwei Ländern ausgetragen. Zwar ist der Spielplan so konzipiert, dass Deutschland definitiv in Australien bleibt und nicht nach Neuseeland mit seinen Spielorten Auckland, Dunedin, Hamilton oder Wellington reisen muss, doch von kurzen Entfernungen wie bei der EM in England kann nicht ansatzweise die Rede sein.

    Abflug nach Sydney am 11. Juli

    Um sich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen, wird der zweifache Weltmeister bereits am 11. Juli von Frankfurt Richtung Sydney aufbrechen.

    Es steht außer Frage, dass diese WM für alle lange Reisewege bedeutet.

    Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin

    Damit jeder der erstmals 32 Teilnehmer eine Vorfreude auf das Event mitten im ozeanischen Winter entwickelt, stattet der Weltverband Fifa bei einer "Trophy Tour" jedem Land einen Besuch ab.
    Am Mittwoch war Deutschland mit Berlin an der Reihe. Dem Besuch einer Mädchenfußball-Schul-AG des Berliner Fußball-Verbands folgte zunächst ein öffentliches Event mit der für die Fans ausgestellten Trophäe in einem Sportartikel-Shop. Danach trafen bei einem "WM-Kick-Off" im Auswärtigen Amt Außenministerin Annalena Baerbock, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Generalsekretärin Heike Ullrich und die Bundestrainerin zusammen, um sich auf dieses Turnier einzustimmen.

    Kantersiege könnten Fortschritt hemmen

    Voss-Tecklenburg negiert zwar beharrlich, dass der amtierende Vize-Europameister mit seinen Vorrundengegnern Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und dem von ehemaligen Bundesliga-Trainer Colin Bell trainierten Team aus Südkorea (3. August) eine leichte Gruppe erwischt hat, doch es hätte bei der Auslosung auch schlimmer kommen können. Die deutschen Spiele werden in Australien übrigens am Abend angepfiffen, in Deutschland ist es dann 10:30, 11 oder 12 Uhr.
    Durch die Ausweitung des Teilnehmerfeldes spielen erstmals Neulinge wie Haiti und Panama, Marokko oder Sambia, auch Vietnam und die Philippinen mit. Voss-Tecklenburg meldete mehrfach Zweifel an, ob die Zeit dafür reif ist. Es könnte in der Gruppenphase wieder Kantersiege wie bei früheren Turnieren geben, die den Fortschritt des Frauenfußballs infrage stellen.
    Gleichwohl hat sie ja Recht, wenn sie vor einer K.-o.-Phase warnt, "die dir gar nichts schenken wird". In einem Achtelfinale würde Deutschland wohl entweder auf Frankreich oder Brasilien treffen - gegen den Südamerika-Meister hatte das deutsche Team kürzlich in einem Testspiel in Nürnberg mit 1:2 den Kürzeren gezogen.

    DFB-Basiscamp 100 Kilometer von Sydney entfernt

    Das wegen der angeblich besseren Bedingungen für Erholung und Training gewählte WM-Basiscamp in dem kleinen Örtchen Wyong liegt fast 100 Kilometer nördlich von Sydney. So geht der Charter zu den Gruppenspielen in Melbourne und Brisbane auch nicht aus Sydney, sondern dem ein bisschen näher gelegenen Flughafen in Newcastle. Gerade erst haben sich Voss-Tecklenburg und Co-Trainerin Britta Carlson noch einmal vor Ort umgesehen. 
    Persönlich wurden Optionen abgeklopft, einem möglichen Lagerkoller vorzubeugen. Mit Beginn des ersten Trainingslagers vom 20. bis 28. Juni in Herzogenaurach ist der deutsche Tross ja im Optimalfall bis zum Finale am 20. August im riesigen Australia-Stadion von Sydney zwei Monate zusammen. Klar ist es schon jetzt: Für den dritten Stern werden die deutschen Fußballerinnen nicht nur viel reisen müssen, sondern auch einen langen Atem brauchen.

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