Balkan-Konflikt bei WM: Anfeindungen gegen Torhüter Borjan

    Balkan-Konflikt bei der WM:Geleakte Nummer: Torhüter Borjan angefeindet

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    Die Spannungen auf dem Balkan reichen bis zur Fußball-WM in Katar: Der kanadische Torhüter Borjan mit serbischen Wurzeln wurde beim Spiel gegen Kroatien angefeindet.

    Kanadas Torwart Milan Borjan
    Vor dem Spiel gegen Kroatien war die Handynummer von Kanadas Torwart Milan Borjan geleakt worden.
    Quelle: Carl Recine/Reuters

    Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wurde die Telefonnummer des kanadischen Torhüters geleakt und er selbst von den Rängen beleidigt. Zuvor war bereits eine nationalistische Fahne in der serbischen Kabine aufgetaucht.

    Telefonnummer des serbisch-stämmigen Kanadiers Borjan veröffentlicht

    Der kanadische Torhüter Milan Borjan, Sohn serbischer Eltern, sah sich beim 1:4 gegen Kroatien am Sonntag großen Anfeindungen ausgesetzt. Offenbar war vor dem Spiel Borjans Handynummer geleakt worden, was zu Tausenden nicht gerade freundlichen Nachrichten führte, wie der Keeper berichtete.
    "Das allein sagt viel darüber aus, wer diese Leute sind. Ich wünsche Kroatien alles Gute", sagte der 35-Jährige, wie unter anderem die britische "Daily Mail" berichtete. Im Stadion war außerdem ein Plakat zu sehen, das auf die Operation Oluja (Sturm) im Kroatien-Krieg anspielte.

    Beim Spiel gegen Kroatien von den Rängen beleidigt

    Hintergrund ist, dass Borjan in Knin geboren wurde, das nach dem Zerfall Jugoslawiens zunächst von den Serben an sich gerissen wurde, während die kroatischen Bewohner vertrieben wurden. Dabei soll es zu Kriegsverbrechen gekommen sein. 1995 wurde die Stadt von den Kroaten zurückerobert. Borjan war mit seinen serbischen Eltern zunächst nach Belgrad geflohen, dann nach Kanada übergesiedelt.
    "Nichts läuft wie Borjan", stand auf dem Plakat. Dazu soll es beleidigende Gesänge von den Rängen gegen den Keeper gegeben haben. "Das zeigt, wie primitiv die Leute sind. Ich will das nicht kommentieren. Sie sollten an sich und ihren Familien arbeiten, weil sie offensichtlich frustriert sind", sagte Borjan, der in Serbien beim früheren Europapokalsieger Roter Stern Belgrad unter Vertrag steht. Er hatte in der Vergangenheit mit kontroversen Interviews selbst für Diskussionen gesorgt, indem er sagte, dass sein Geburtsort nicht kroatisch sei.

    Nationalistische Fahne in der serbischen Kabine

    Am Samstag war in der Umkleidekabine der serbischen Mannschaft eine nationalistische Fahne aufgehängt und fotografiert worden. Weil darauf auch die Umrisse des Kosovo unter den serbischen Nationalfarben zu sehen sind, hat der kosovarische Fußball-Verband FFK die FIFA bereits dazu aufgefordert, die Serben zu sanktionieren.
    "FFK verurteilt aufs Schärfste das aggressive Vorgehen Serbiens bei der WM 2022 gegen die Republik Kosovo", heißt es in einem Tweet des Verbands. "Die Weltmeisterschaft ist ein Ereignis der Freude und Einigkeit, sie sollte Botschaften der Hoffnung und des Friedens senden, keine Botschaften des Hasses. Wir rufen die FIFA dazu auf, gegen solche Aktionen vorzugehen."
    Tweet des kosovarischen Fußball-Verbands FFK
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    Die Republik Kosovo erklärte sich 2008 für unabhängig von Serbien. Eine Mehrheit aller Staaten erkennt diesen Status auch an. Die Serben betrachten den Kosovo aber weiterhin als Teil ihres Landes. Die Fahne mit der Aufschrift "Niemals aufgeben" wurde deshalb während des ersten WM-Spiels gegen Brasilien (0:2) auch von mehreren serbischen Fans im Stadion gezeigt.

    Werder-Spieler Veljkovic: "Erst nach dem Spiel von Fahne erfahren"

    Das Foto wurde offenbar vor dem Brasilien-Spiel in der Kabine aufgenommen. Darauf ist kein Spieler zu sehen, aber die Fahne hängt über den Trikots und Spinden von Abwehrspieler Milos Veljkovic (Werder Bremen) sowie Mittelfeldspieler Andrija Zivkovic (PAOK Saloniki).
    Ein Werder-Vertreter sagte dem Multimediaportal "Deichstube", dass Veljkovic erst nach dem Spiel von dem Foto erfahren habe. Als die serbischen Spieler wieder in die Kabine kamen, habe dort keine Fahne mehr gehangen.
    Quelle: dpa
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