Vorwürfe gegen Trainer erschüttern Frauen-Handball

    Psychische Gewalt beim BVB?:Vorwürfe gegen Trainer erschüttern Handball

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    Zahlreiche Handballerinnen werfen dem früheren Trainer von Borussia Dortmund psychische Gewalt vor. Kurz vor der EM hat der Frauen-Handball einiges aufzuarbeiten.

    Handball, Frauen, SG BBM Bietigheim - Borussia Dortmund. Trainer Andre Fuhr von Dortmund gestikuliert am Spielfeldrand. Archivbild
    Gegen André Fuhr, den früheren Coach der Handballerinnen von Borussia Dortmund, erheben zahlreiche Spielerinnen schwere Vorwürfe.
    Quelle: Marco Wolf/wolf-sportfoto/dpa

    Kurz vor der Europameisterschaft der Frauen sorgen heftige Vorwürfe gegen den früheren Bundesliga-Trainer André Fuhr für Wirbel im deutschen Handball. Mehr als 30 Personen haben sich inzwischen mit Berichten über die Trainingsmethoden des Ex-Coaches von Borussia Dortmund an die Beratungsstelle "Anlauf gegen Gewalt" gewandt.
    "Darunter waren Betroffene und Umstehende, die entsprechende Vorfälle beobachtet haben", teilte die Athletenvertretung "Athleten Deutschland" gegenüber der dpa mit.

    Die erschreckenden Schilderungen der Betroffenen zeigen erneut, wie die starken Abhängigkeitsverhältnisse im Spitzensport einen fruchtbaren Nährboden für Machtmissbrauch und interpersonale Gewalt bilden können.

    Athleten Deutschland

    Trainer war auch für den DHB tätig

    Am Wochenende hatte zunächst der "Spiegel" berichtet, dass zahlreiche Spielerinnen psychisch unter der Trainingsarbeit von Fuhr gelitten hätten. Die Nationalspielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger hatten mit ihrer fristlosen Kündigung beim BVB den Fall Mitte September öffentlich gemacht.
    Der Verein trennte sich kurz darauf von Fuhr, wies aber darauf hin, dass dies "ausdrücklich nicht mit einer Vorverurteilung verbunden" sei. Fuhr hatte zudem seine Tätigkeit beim Deutschen Handballbund, für den er seit 2019 auf Honorarbasis tätig war, auf eigenen Wunsch beendet.

    Aufarbeitung auch im Kreis der Nationalmannschaft

    Bundestrainer Markus Gaugisch bezeichnete das Ausmaß der Vorwürfe gegen Fuhr als "Schlag" für den Frauen-Handball. Es sei "natürlich nicht schön, solche Dinge über die eigene Sportart zu lesen", sagte Gaugisch am Dienstag in einer Medienrunde. "Mir waren systematische Dinge nicht bekannt", sagte er. In der Nationalmannschaft werde ein anderer Umgang gepflegt, betonte Gaugisch.

    Wir wollen die Spielerinnen so gut wie möglich unterstützen, dass sie ihren Sport mit Freude ausüben können.

    Bundestrainer Markus Gaugisch

    Aus dem Kreis der Nationalmannschaft seien außer Zschocke und Berger keine weiteren Spielerinnen betroffen, berichtete der Bundestrainer. Man habe innerhalb der DHB-Auswahl, die sich derzeit in Großwallstadt auf die Europameisterschaft vom 4. bis 20. November vorbereitet, dennoch ausführlich über die Vorfälle gesprochen.

    Handball-Bund will Prozesse überprüfen

    Der Deutsche Handball-Bund hatte am Montag in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass die "in den vergangenen Tagen veröffentlichten Vorwürfe gegen den Handball-Trainer André Fuhr in keiner Weise im Einklang mit den Werten des Handballsports" stünden. "Der Deutsche Handballbund fühlt mit den betroffenen Spielerinnen und nimmt die Vorwürfe sehr ernst, hinterfragt das eigene Vorgehen kritisch und überprüft seine Prozesse", hieß es.
    "Die Betroffenheit bei uns und unseren Mitgliedern ist natürlich groß", sagte der ehemalige Handball-Nationaltorhüter Andreas Thiel als Vorstandsvorsitzender der Handball Bundesliga Frauen. "Wir müssen und werden gemeinsam mit ihnen aktiv daran arbeiten, das Wohl der Spielerinnen bestmöglich und dauerhaft zu schützen.
    Quelle: dpa
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