Konkurrenzkampf vor Handball-EM: Wer schafft's ins DHB-Team?

    Handballsaison im Zeichen der EM:Wer wird der Mann für die Königsposition?

    von Erik Eggers
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    Die 59. Saison in der Handball-Bundesliga ist Schauplatz eines Konkurrenzkampfes um die Plätze für die Heim-EM. Besonders hart dürfte der Kampf im Rückraum und im Tor werden.

    Kiels Petter Overby (l-r), Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen und Kiels Domagoj Duvnjak kämpfen um den Ball.
    Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen ist Hoffnungsträger im DHB-Team.
    Quelle: dpa

    Es waren nur noch einige Minuten zu spielen beim Supercup, dem Auftakt in die 59. Saison der Handball-Bundesliga, als den deutschen Fans der Atem stockte. Da nämlich stolperte Juri Knorr, der Regisseur der Rhein-Neckar Löwen, im Rückwärtslaufen über einen Kieler Gegenspieler. Und hielt sich, das Gesicht schmerzverzerrt, das linkes Knie.

    Knorr ist Fixstern im Rückraum

    Eine schlimme Verletzung des 23-Jährigen, das wäre für die Heim-EM, die am 10. Januar 2024 in Düsseldorf startet, für Bundestrainer Alfred Gislason das denkbar ungünstigste Szenario. Ist der junge Spielmacher doch auch in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) der Fixstern im Rückraum. Knorr ist aktuell im Aufbau der einzige deutsche Profi mit Weltklasseformat.
    Ohne den torgefährlichen Regisseur rückte die anvisierte Medaille beim Heim-Event jedenfalls in weite Ferne. Aber Knorr kam in Düsseldorf zurück aufs Spielfeld und übernahm Verantwortung, als die Löwen dreizehn Sekunden vor der Schlusssirene mit einem Strafwurf das Spiel entscheiden konnten.

    Ärger über vergebenen Siebenmeter

    Knorr scheiterte indes am Kieler Keeper Mrkva und machte sich Vorwürfe, als der THW Kiel am Ende im Siebenmeterwerfen gewann.

    Ich habe es versaut.

    Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen

    Da der sportliche Wert des Supercups überschaubar ist, wird sich die Enttäuschung Knorrs in Grenzen halten. Auch seine Kollegen blicken bereits auf das Heimturnier, das nach Einschätzung des Schweizer Nationalspielers Andy Schmid alle Rekorde im Handball brechen wird.
    "Na klar, irgendwo ist das im Hinterkopf", sagte Kiels Linksaußen Rune Dahmke, der beim EM-Titelgewinn 2016 in Polen eine wichtige Rolle spielte, nach dem Supercup. "Da will natürlich jeder dabei sein, um für sein Land zu kämpfen." Das gilt ebenso für den erfahrenen Löwen-Rechtsaußen Patrick Groetzki, der ebenfalls ein gutes Spiel zeigte.

    Harter Kampf um Torhüter-Positionen

    Einen besonders harten Konkurrenzkampf erwarten die Experten um die Position des zweiten Torhüters hinter dem gesetzten Andreas Wolff (Kielce). Dabei punktete beim Supercup der frisch gebackene Junioren-Weltmeister David Späth, den Löwen-Coach Sebastian Hinze überraschend spielen ließ, mit einer guten Leistung.
    Der Zweimeter-Mann parierte auch einige Würfe aus der Nahdistanz auf spektakuläre Art. Klubkollege Joel Birlehm, der zuletzt neben Wolff die WM spielte, schaute bis auf einige Einsätze bei Siebenmetern nur zu.

    Schwachstelle im linken Rückraum

    Auch die Aktionen des wuchtigen Halblinken Philipp Ahouansou, der in den Schlussminuten stark für die Löwen auftrumpfte, dürfte Bundestrainer Alfred Gislason gern notiert haben. Denn diese "Königsposition" im linken Rückraum zählte zuletzt zu den Schwachstellen im deutschen Aufbau. Zu den heißen EM-Kandidaten zählt hier indes auch der Melsunger Julius Kühn, der nach einem komplizierten Jahr wieder fit geworden ist.

    Ich bin guter Dinge, dass mein Körper wieder in Normalform kommt.

    Julius Kühn, Handball-Europameister von 2016

    Für die andere Seite des Rückraums richtet sich der Blick des Bundesstrainers nach Berlin. Dort wird sich im Verlauf des Herbstes zeigen, ob der viel gepriesene Linkshänder Nils Lichtlein bei den Füchsen ebenso auftrumpfen kann wie bei der jüngsten Junioren-WM.

    Wiede und Gislason sprechen sich aus

    Vor allem aber hofft Gislason auf ein Comeback von Fabian Wiede, der in fittem Zustand ebenfalls Weltklasse repräsentiert, zuletzt den Bundestrainer aber mit Absagen nervte. "Wir haben uns zusammengesetzt und uns ausgesprochen", sagte Gislason dem Magazin "HANDBALL inside". "Er hat mir seine Sicht der Dinge erklärt, damit ist für mich das Thema erledigt."
    Auf dieser Position lauert noch ein weiterer Junioren-Weltmeister: Renars Uscins von der TSV Hannover-Burgdorf. Auf die Frage, ob er bei der Euro dabei sein werde, antwortete er: "Bestimmt. Wenn ich als Spieler noch nicht die Chance bekomme, dann komme ich als Zuschauer."
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