Handball: Die U21-Mannschaft schürt Hoffnungen

    Handball:U21-Weltmeister schüren große Hoffnungen

    von Erik Eggers
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    Die deutschen Handball-Junioren haben eine grandiose Heim-WM mit dem Titel gekrönt. Haben die Spieler um Torhüter David Späth das Potential für höhere Aufgaben?

    Handball: Die deutsche U21-Nationalmannschaft um Torhüter David Späth.
    Da ist das Ding: Die deutsche U21-Nationalmannschaft um Torhüter David Späth mit der WM-Trophäe.
    Quelle: dpa

    Sie sangen die Hymne mit Inbrunst. Renars Uscins, der Kapitän von der TSV Hannover-Burgdorf, und sein Vereinskamerad Justus Fischer, auch Torwart David Späth von den Rhein Neckar-Löwen.
    Und überhaupt alle Junioren des Deutschen Handballbundes (DHB), die sich am Sonntagabend mit einem 30:23 (14:11)-Sieg gegen Ungarn mit dem WM-Titel einen Traum erfüllten.

    DHB-Team mit starker Defensive zum Titel

    Die Mannschaft habe eine fantastische Abwehr gestellt, sagte Trainer Martin Heuberger. Der frühere Kreisläufer hatte die Junioren bereits 2009 und 2011 zu Titeln geführt. Auch er hatte die Atmosphäre in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle genossen, er bezeichnete die Stimmung als "bombastisch". Wieder lobte er den Geist und die Harmonie im Team: "Das habe ich so noch nie erlebt."
    Nur einmal war der Titel in Gefahr geraten, als der Angriff etwas stockte und die Ungarn von 13:19 auf 17:20 verkürzten. In diesem Moment half ihnen der Torwart: Späth entschärfte auf spektakuläre Art und Weise zwei Würfe der Ungarn nach Tempogegenstößen, das war die Entscheidung. Acht zumeist hohe Siege in acht Partien - der deutsche Nachwuchs, der teils mit furiosem Tempohandball begeisterte, hat sich den Titel redlich verdient.

    Hanning fordert Einsätze im A-Team

    Nun müsse man Verantwortung für diese Generation übernehmen, forderte Bob Hanning, der Geschäftsführer der Füchse Berlin, als TV-Experte schon während der Partie. Die Junioren hätten sich gegen die besten Spieler ihrer Jahrgänge durchgesetzt. Und einige Spieler hätten dabei ihre Fähigkeiten für höhere Aufgaben "absolut gezeigt".
    Hanning forderte, wenn auch etwas verklausuliert, Bundestrainer Alfred Gislason auf, einige Jungprofis bald ins A-Team aufzunehmen: "Warum immer nur auf das Alter setzen?" Man müsse mutig agieren.

    Vergleiche zwischen Thiel und Späth

    Einige U21-Leistungsträger haben tatsächlich schon in der Männernationalmannschaft debütiert. In den beiden letzten Partien gegen Spanien zeigte Rückraum-Linkshänder Uscins gute Ansätze, auch Kreisläufer Fischer ist ein famoser Verteidiger und sehr clever im Wurf. Das größte Talent ist zweifellos Keeper Späth, der bereits mit dem legendärem "Hexer" verglichen wird, dem großen Andreas Thiel, und kürzlich schon die Löwen mit seinen Paraden zum Pokalsieg geführt hat.
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    Bei den Feldspielern ist die Zukunft nicht so sicher. Viele der Junioren haben den Sprung in die Bundesliga-Kader zwar schon geschafft, etwa Rechtsaußen Mathis Häseler und Aufbauspieler Ole Pregler beim VfL Gummersbach. Auch der Halblinke Niclas Heitkamp wird in der kommenden Saison beim ThSV Eisenach Erfahrungen sammeln.

    Wer folgt auf Juri Knorr?

    Aber insbesondere im Rückraum, wo die Spiele entschieden werden, besetzten ausländische Profis die Plätze in den Topmannschaften. Allein Juri Knorr (Löwen) und Philipp Weber (SC Magdeburg), den Gislason aber zuletzt nicht mehr berücksichtigte, spielen in europäischen Wettbewerben.
    Der Blick auf die Junioren-Weltmeister von 2009 und 2011 beweist, wie schwer der Sprung auf Champions League-Niveau für den Nachwuchs ist: Allein die Kreisläufer Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Christian Dissinger schafften es zum THW Kiel.

    Hoffnungsträger Lichtlein

    Linkshänder Kai Häfner, der 2016 ebenfalls Europameister wurde, spielte hingegen nie in der Champions League. Wer aber im Männerhandball beständig um Medaillen mitspielen will, ist auf solche Profis angewiesen. Anders als die Norweger, Dänen und Franzosen schaffte es der deutsche Nachwuchs im vergangenen Jahrzehnt abgesehen von Knorr nicht, solche Ausnahmespieler zu entwickeln.
    Insofern wird interessant sein, wie die Entwicklung des talentiertesten Aufbauspielers beim neuen Weltmeister verläuft: Mit seiner Tempobeschleunigung und Zweikampfstärke entspricht Nils Lichtlein absolut dem Profil des modernen Rückraum Mitte. Die Frage ist, ob er sein starkes Niveau auch bei den Füchsen Berlin zeigen darf, die um die Meisterschaft mitspielen wollen. Zu entscheiden hat darüber auch Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning.
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